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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Möglichkeit in Betracht, daß es die heimkehrende Polizistin war. Zum Weglaufen war es zu spät, also verschwand er mit einem Satz in der Hecke. Ein Lieferwagen, Modell Cavalier, fuhr vorüber. Er brachte Ned Toms zum Fischmarkt, wo Toms seine Schicht mit dem Auspacken von Seafoodkisten begann, die auf Eisbarren lagerten. Er bemerkte etwas, eine Bewegung im Gebüsch um das Haus, das aussah wie ein großer Hund, der zwischen den Büschen vorm Haus herumlief, wo er schon oft ein abgestelltes Zivilfahrzeug gesehen hatte. Dann war sein Cavalier vorbeigerauscht. Bubba tauchte aus der Hecke auf. Inzwischen klebten seine Finger fest zusammen, und die ganze linke Hand ließ sich nicht mehr von der Innenseite des rechten Hosenbeins lösen. Eilig humpelte er davon und hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem Buckligen. Um seinen Wagen aufschließen zu können, brauchte er mindestens eine freie Hand, das aber hieß, er mußte die Hose ausziehen. Als er gerade damit beschäftigt war, kam zufällig Officer Wood auf einer Routinefahrt vorbei, um den Park nach irgendwelchen Sittenstrolchen abzusuchen. Bubba wurde wegen Exhibitionismus festgenommen.
    West und Brazil hörten zwar über Funk von dem Vorfall, waren jedoch zum einen zu weit entfernt, zum andern noch zu sehr in die Diskussion über Brazils Leben vertieft.
    »Was, zum Teufel, wissen Sie schon von meiner Mutter und meinen Beweggründen, mich um sie zu kümmern?« fragte Brazil.
    »Ich weiß eine ganze Menge. Die Sozialdienste und die Jugendgerichte können sich vor Fällen wie Ihrem kaum retten«, gab West zurück.
    »Ich habe nie irgendeinen Sozialdienst in Anspruch genommen und stand auch nie vor dem Jugendgericht.«
    »Noch nicht«, gab sie zu bedenken.
    »Kümmern Sie sich endlich um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    »Fangen Sie an zu leben«, sagte sie. »Erklären Sie Ihre Unabhängigkeit. Verabreden Sie sich mit jemandem.«
    »Aha, Verabredungen habe ich also auch keine«, schnappte er zurück.
    Sie lachte. »Wann sollte das denn sein? Während Sie sich die Zähne putzen? Jeden Abend sind Sie hier mit uns draußen, dann geht's um neun in die Redaktion, nachdem sie sich erst noch auf der Laufbahn die Lunge aus dem Körper gehechelt und Tausende von Tennisbällen übers Netz geschlagen haben. Erzählen Sie mir, wann Sie sich bitte verabreden, Andy.«
    Glücklicherweise mischte sich in diesem Augenblick der Radar von der Einsatzzentrale ein. Offenbar ein Überfall an der Monroe Road. »Einheit 700 übernimmt«, sagte Brazil gereizt ins Mikrofon. »Man nennt Sie übrigens Night Voice«, erklärte West.
    »Wer ist man?« wollte er wissen.
    »Die Cops. Wenn Sie sich melden, wissen sie, daß nicht ich es bin.«
    »Weil meine Stimme tiefer ist? Oder weil meine Grammatik korrekt ist?«
    West bahnte sich ihren Weg durch ein Viertel aus staatlich gefördertem Wohnungsbau. Wiederholt sah sie in den Rückspiegel. »Wo, zum Teufel, bleibt die Verstärkung?« murmelte sie. Brazil fiel etwas auf. Er zeigte aufgeregt nach vorn. »Weißer Transporter, EWR-117«, sagte er. »Der von dem Überfall vorhin.« Der Transporter bog langsam um eine Ecke. West gab Gas und schaltete Blaulicht und Sirene ein. Zwanzig Minuten später konnten die Polizei den nächsten Delinquenten ins Gefängnis schaffen. West und Brazil fuhren weiter.
    Aber der Radar war noch immer nicht mit ihnen fertig. Ein Autoeinbruch im Kreuzungsbereich Trade und Tryon war gemeldet worden, und er teilte auch diesen Einsatz der Einheit 700 zu, obwohl genug andere Cops in der Gegend herumkurvten und kaum etwas zu tun hatten.
    »Der Verdächtige ist männlich, schwarz, trägt grüne Shorts, aber kein Hemd. Möglicherweise bewaffnet«, ertönte die Stimme von Radar aus dem Funkgerät.
    Am Tatort fanden West und Brazil einen Chevrolet Caprice mit eingeschlagener Windschutzscheibe. Ben Martin, der entsetzte Eigentümer, war ein gesetzestreuer Bürger. Er hatte genug von den Verbrechen, von all der Gewalt. Er hatte es nicht verdient, daß sein brandneuer Caprice so zugerichtet worden war. Und wofür? Für das Rabattmarkenheftchen seiner Frau, das auf dem Rücksitz gelegen hatte und einer Brieftasche glich? Irgendein gewalttätiger Rabauke sollte Martins schwer verdienten fahrbaren Untersatz für eine Dose Thunfisch, eine Packung Uncle Ben's Reis oder eine Dose Pulverkaffee demoliert haben?
    »Gestern abend ist meinem Nachbarn da drüben dasselbe passiert«, berichtete Martin den Cops. »Und vorgestern den Baileys

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