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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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warum Hammer ihn, den Captain vom Dienst, persönlich angerufen hatte.
    »Brauche Sie dort umgehend zur Aufnahme eines Protokolls. Unfall mit einer Schußwaffe«, sagte Horgess aufgeregt in das Funkgerät. »Zehnvier«, antwortete Einheit 538. »Gibt es Verletzte?«
    »Zehnvier. Verletzte Person befindet sich auf dem Weg ins Carolinas Medical.«
    Jeder diensthabende Officer und auch viele, die gerade Feierabend hatten, sowie alle, die einen Scanner besaßen, hatten jedes Wort mitbekommen. Die meisten glaubten, Chief Hammer selbst sei angeschossen, und das bedeutete, daß von diesem Augenblick an Jeannie Goode der amtierende Chief war. Nichts hätte die gesamte Polizei mehr in Panik versetzen können. Hammer hatte ein Funkgerät in ihrer Küche, über das sie stets mit der Basis Verbindung halten konnte. Es war eingeschaltet. »Horgess, Sie Idiot!« rief sie und konnte es nicht fassen. Sie hörte auf, hin- und herzulaufen und wunderte sich, daß Andy Brazil noch immer am Eingang stand. Warum war er eigentlich hier? Plötzlich hielt sie es für unklug, daß sich dieser junge Reporter in Polizeiuniform unmittelbar nach dem Unfall mit einer Schußwaffe in ihrem Haus aufhielt. Hammer wußte, daß mittlerweile die gesamte Spätschicht auf dem Weg hierher war. Schließlich wollten alle umgehend wissen, wie es um ihre oberste Vorgesetzte stand.
    Goode ließ ihr Funkgerät niemals eingeschaltet, weder zu Hause noch im Wagen. Aber sie hatte einen Tip bekommen und zog bereits ihre Uniform an, um das Police Department von Charlotte zu übernehmen, während Einheit 538 mit hohem Tempo durch Fourth Ward fuhr. 538 war zu Tode erschrocken und fürchtete schon, anhalten und sich übergeben zu müssen. Als sie in die Pine Street einbog, war sie verblüfft. Bereits fünf andere Polizeifahrzeuge standen mit flackerndem Blaulicht vor Hammers Haus. Im Rückspiegel sah sie, daß weitere Streifenwagen-Konvois durch die Nacht ihrer verletzten Chefin zu Hilfe eilten. Einheit 538 hielt an und griff mit zitternden Händen nach ihrem metallenen Schreibbrett. Ob sie einfach weiterfahren sollte? Sicher nicht.
    Hammer trat auf die Veranda. »Es ist alles unter Kontrolle«, beruhigte sie ihre Leute.
    »Dann sind Sie also nicht verletzt?« fragte ein Sergeant, an dessen Namen sie sich nicht erinnerte.
    »Mein Mann ist verletzt. Wir glauben nicht, daß es ernst ist«, sagte sie weiter. »Es ist also alles in Ordnung.«
    »Mann, war das ein Schreck.«
    »Wir sind so erleichtert, Chief Hammer.«
    »Wir sehen uns dann morgen.« Hammer entließ sie mit einer Handbewegung.
    Mehr hatten sie gar nicht wissen wollen. Jeder Officer gab über Funk die verschlüsselte Nachricht an sämtliche Kameraden durch. Alles zehnvier. Nur Einheit 538 hatte noch eine Aufgabe. Sie folgte Hammer in das kostbar eingerichtete alte Haus. Beide nahmen im Wohnzimmer Platz.
    »Bevor Sie loslegen«, sagte Hammer, »möchte ich Ihnen sagen, wie das hier abzulaufen hat.«
    »Ja, Ma'am.«
    »Es darf auf keinen Fall der Verdacht aufkommen, daß hier nicht der normale Weg eingehalten und etwa Ausnahmen gemacht wurden, weil die betroffene Person mein Ehemann ist.«
    »Ja, Ma'am.«
    »Mein Mann hat sich für grobe Gefährdung der Sicherheit und den Gebrauch einer Schußwaffe innerhalb der Stadtgrenzen zu verantworten«, fuhr Hammer fort.
    »Ja, Ma'am.«
    Mit zittriger Hand füllte Einheit 538 das Protokollformular für Unfälle mit einer Schußwaffe aus. Es war erstaunlich. Hammer schien ihren Mann nicht besonders zu mögen. Es sah so aus, als wünsche sie ihm die Höchststrafe. Einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Wenn das nicht die Theorie von 538 bestätigte, daß Frauen wie Hammer nur durch aggressive Härte das erreichten, was sie erreicht hatte. Das waren eigentlich Männer, die man bei der Herstellung in die falsche Form gegossen hatte. Hammer nannte die erforderlichen Einzelheiten, beantwortete die einfältigen Fragen der Polizistin und entließ sie dann so schnell wie möglich. Brazil hatte währenddessen an Chief Hammers Küchentisch gesessen und sich gefragt, ob wohl jemand seinen unverkennbaren BMW beim Haus entdeckt hatte. Welche Rückschlüsse würde man ziehen, wenn einer der Cops sein Nummernschild überprüfte? Wen besuchte er hier? Die Apartmenthäuser, in denen Axel und seine Freunde wohnten, lagen fast um die Ecke. Ein Cop mit seinem berufstypischen Mißtrauen könnte vermuten, er habe eine Straße entfernt geparkt, um die Leute irrezuführen. Erführe Axel davon,

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