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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Jazzbone.
    Brazil hatte sie einmal in der Zeitschrift Guns Illustrated gesehen. Mattierter rostfreier Stahl, justierbare Visierung mit Dreipunkt-System, breiter Stahlabzug, Combat-Hammer. Jazzbones Pistole kostete neu runde siebenhundert Dollar, und er genoß, wie beeindruckt der Junge war und wie gern er die Waffe angefaßt hätte. Aber dafür kannte Jazzbone ihn nicht gut genug.
    »Sie glauben also, daß es immer derselbe war, der diese Weißen, die von außerhalb in die Stadt kamen, abgeschlachtet hat?« wiederholte Brazil.
    »Habe nicht gesagt, daß sie weiß waren«, korrigierte Jazzbone. »Der letzte, dieser Senator, war es nicht. Ja, umgebracht hat sie alle derselbe Scheißkerl.«
    »'ne Idee, wer das sein könnte?« Brazil konnte nur mit Mühe seine Erregung verbergen.
    Jazzbone hatte durchaus eine Idee. Und Ärger solcher Art wollte er in seiner Gegend genausowenig, wie ihn diese reichen Männer in ihren Leihwagen gewollt hatten. Schließlich war Jazzbone ein überzeugter Vertreter des freien Unternehmertums. Seine Einnahmequellen beschränkten sich nicht nur auf Gaunereien an Pooltischen und auf Getränke. Für ihn liefen auch ein paar Pferdchen da draußen. Sie brachten ihm ein paar Extradollars ein und konnten ihm obendrein persönlich Gesellschaft leisten. Die Schwarze Witwe war ein schwerer Schlag fürs Geschäft. Jazzbone hatte das Gefühl, daß Männer, die jetzt von außerhalb in die Stadt kamen und die CNNNachrichten gesehen oder die Zeitungsartikel gelesen hatten, sich gerade noch ein paar Erwachsenenfilme ausliehen und dann in ihren Hotelzimmern blieben. Jazzbone konnte es ihnen nicht einmal verübeln. »Da draußen gibt es so einen punkin head. Er hat Mädchen laufen«, sagte Jazzbone zu Brazil, der alles notierte. »Hab ihn mir mal unter die Lupe genommen.«
    »Was ist das, ein punkin head?«
    Jazzbone schenkte dem naiven Reporterjungen ein goldglänzendes Grinsen.
    »Eine Frisur.« Jazzbone deutete auf seinen eigenen Kopf. »Orange wie ein Kürbis, und fest an den Kopf geflochtene Zöpfe. Ein ganz gemeines Arschloch.«
    »Wissen Sie, wie er heißt?« Brazil schrieb weiter.
    »Will ich gar nicht wissen«, sagte Jazzbone.
    West als Verantwortliche für Ermittlungen hatte im Zusammenhang mit den Schwarze-Witwe-Morden noch nie etwas von einem punkin head gehört. Als Brazil sie von einem Münztelefon aus anrief, war er furchtbar aufgeregt, als wäre er mit knapper Not einer Schießerei entronnen. Bei einer so brisanten Information traute er keinem Handy. Sie notierte sich die Ergebnisse seiner Nachforschungen, doch nichts davon weckte auch nur den kleinsten Funken Hoffnung in ihr. Ihr Geister-Kommando war seit Wochen undercover auf der Straße, und Brazil sollte in einer Viertelstunde im Jazzbone's den Fall geknackt haben? Das glaubte sie nicht. Außerdem war sie Brazil im Moment alles andere als freundlich gesonnen. Dieser doppelzüngige, berechnende kleine Arsch.
    »Wie geht es der Chefin?« fragte er.
    »Das sollten besser Sie mir sagen.«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie, für Schwätzchen habe ich keine Zeit«, fügte sie schroff hinzu.
    Brazils Telefonzelle stand auf dem Bürgersteig vor dem Federal Courthouse. Ein paar Leute sahen ihn schon ungeduldig an, aber das war ihm egal.
    »Was habe ich Ihnen denn getan?« schoß er zurück, »Wann habe ich das letzte Mal von Ihnen gehört? Kann mich nicht erinnern, daß Sie mich angerufen und mich gebeten hätten, etwas gemeinsames zu unternehmen oder um zu hören, wie es mir geht.« Auf den Gedanken war West noch nie gekommen. Noch nie hatte sie Raines angerufen, und sie rief auch keine anderen Männer an, hatte es nie getan und würde es nie tun. Nur bei Brazil hatte sie gelegentlich eine Ausnahme gemacht. Verdammt, was war mit ihr los? Warum hatte sie sich plötzlich gescheut, seine Nummer zu wählen?
    »Ich dachte, Sie würden sich mit mir in Verbindung setzen, wenn Ihnen etwas ein- oder auffällt«, gab sie zurück. »Es ging zuletzt sehr hektisch zu. Niles macht mich noch verrückt. Am liebsten würde ich ihn vors Jugendgericht bringen. Ich weiß nicht, warum ich nicht dazu gekommen bin, Sie anzurufen, okay? Aber sicher tut es Ihnen gut, mich dafür zu bestrafen.«
    »Wollen Sie mit mir Tennis spielen?« fragte er schnell. West besaß noch immer einen Billie-Jean-King-Holzschläger, der stramm in seinen Rahmen gespannt war. Hergestellt wurden solche Schläger nicht mehr. Sie hatte noch eine alte Kiste mit Treton-Bällen, die, statt mit dem Alter

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