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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gerissen, bevor andere überhaupt davon erfuhren. Diese Unsitte war mittlerweile zur Regel geworden, und bei den übrigen Medien hieß der Pressekorb der Polizeibehörde von Charlotte nur noch die Webb Site.
    Weil West sich an Brazils früher Klage darüber erinnerte, hatte sie den Geschäftsführer von Channel 3 angerufen und sich beschwert. Genutzt hatte das allerdings nichts. Auch Goode war dafür nicht ansprechbar gewesen. West wußte nicht, daß gerade Goode die Webb Site regelmäßig bediente. In letzter Zeit hatte sie sich überall in der Stadt, mal hier und mal da, mit Brent Webb getroffen, immer in ihrem Miata. Zwar hätten sie auch in ihre Wohnung gehen können, denn sie wohnte allein, aber die Gefahr, entdeckt zu werden, hatte für das Paar einen ganz besonderen Reiz. Nicht selten parkten sie nur wenige Blocks von seinem Haus entfernt, wo seine Frau gerade mit dem Abendessen auf ihn wartete, seine schmutzige Wäsche vom Boden auflas oder seine Socken sortierte.

Kapitel 18
    Das Sondereinsatzkommando, das West zusammengestellt hatte, um die Drogengeschäfte im Presto Grill zu untersuchen, stieß auch auf allerhand anderen Schmutz, den es zu sortieren galt, um vielleicht Parallelen zu anderen kriminellen Aktivitäten in der Stadt zu entdecken. Mungo, ein verdeckter Ermittler, saß an einem Tisch vor einer Portion Hühnerklein in Sauce. Brazil nippte an der Theke an seinem schwarzen Kaffee. Mungo kannte ihn nicht. Der Tarnname Mungo kam nicht von ungefähr. Er war ein Schrank von Mann in Jeans und T-Shirt, auf dem ein Panther prangte. Die Brieftasche hing an einer Kette am Gürtel. Das lange buschige Haar hatte er hinten zusammengebunden, und um die zurückweichende Stirn trug er ein zum Stirnband gefaltetes Halstuch. Auch ein Ohrring fehlte nicht. Mungo zog an seiner Zigarette und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie der junge blonde Typ wieder Spike vorne am Grill ausfragte.
    »Nein, Mann.« Spike wendete schwungvoll einen Burger und zerkleinerte seine Bratkartoffeln. »Keiner von denen ist von hier, wenn Sie verstehen, was ich meine?« Seine portugiesische Herkunft war ihm deutlich anzuhören.
    »Wo sie her sind, ist egal«, erwiderte Brazil. »Aber was läuft, sobald sie hier sind, das ist nicht egal. Hören Sie, der Ursprung der Scheiße, die hier passiert, liegt direkt vor ihrer Haustür.« Er sprach den einschlägigen Jargon und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Theke. »Es sind welche aus der Gegend. Da bin ich sicher. Oder was meinen Sie?« Spike wollte sich nicht weiter auf die Sache einlassen, und außerdem hatte Mungo sie auf dem Radar. Irgendwie kam ihm der blonde Schönling bekannt vor. Es schien ihm, er habe ihn schon einmal irgendwo gesehen, um so sicherer war er, Blondie als verdächtiges Subjekt auskundschaften zu müssen. Doch alles zu seiner Zeit. Erstmal mußte Mungo noch ein Weilchen sitzen bleiben, um zu sehen, was sonst noch so lief, außerdem war er noch nicht mit dem Frühstück fertig.
    »Noch ein Toast«, sagte er zu Spike, als Blondie gegangen war. »Wer war denn das?« Mungo machte eine Kopfbewegung zur Tür hin, die gerade ins Schloß fiel.
    Spike zuckte mit den Schultern. Er beantwortete schon lange keine Fragen mehr. Außerdem war Mungo ein Cop. Das wußte jeder. Spike füllte einen Behälter mit Zahnstochern auf. Brazil steuerte inzwischen sein nächstes Ziel an, das Traveler's Hotel direkt neben dem Presto. Hier gab es Zimmer für nur fünfzig Dollar pro Woche, vorausgesetzt, man wußte, wie man mit Bink Lydle am Empfang verhandeln mußte. Brazil stellte seine Fragen und erhielt dieselben Antworten wie nebenan.
    Lydle war nicht gerade entgegenkommend. Die Arme vor der schmalen Brust gekreuzt, saß er hinter dem verkratzten Tisch mit der Glocke und dem Telefon, das nur eine Leitung hatte. Diesem weißen Jungen sagte Lydle nur, er wisse nichts über diese Geschäftsleute, die in der Nähe abgemurkst worden seien. Auch könne er sich nicht vorstellen, daß »der Ursprung der Scheiße, die hier passiert«, direkt vor seiner Haustür liege. Lydle selbst sei niemand Verdächtiges über den Weg gelaufen, schon gar nicht in seinem Hotel. Schließlich habe sein Haus einen Namen in der Stadt, und solange es die Old Southern Train Station noch gegeben habe, seien die Gäste immer wieder gern zu ihnen gekommen.
    Zu Fuß ging Brazil ein paar Blocks weiter zur Jazzbone's Pool Hall an der Fünften Straße. Er war entschlossen, jemanden zum Reden zu bringen, selbst wenn er dabei

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