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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mein verdammtes Recht zu sagen, was ich zu sagen habe. Und ich weiß auch, wer diese beiden Frauen sind.« Sie nickte deutlich in deren Richtung. »Sie haben Gesundheit und Leben riskiert, um den armen Leuten zu helfen, nachdem dieses verkommene Luder von Sohn mit einer Kanone, die er einem Drogendealer abgekauft hat, in den Bus gestiegen war. Nun, ich will Ihnen etwas sagen.«
    West, Hammer, Pond und alle im Saal lauschten Mrs. Martino mit angespanntem Interesse. Die Richterin hielt es für das beste, sich wieder zu setzen und dicht zu halten. Ihr ganzes Leben lang hatte Mrs. Martino auf ihren Auftritt vor Gericht gewartet. Sie fing an, wie ein erfahrener Anwalt auf und ab zu gehen. Der Radioreporter Tim Nicks notierte sich jedes einzelne Wort. Was für ein Auftritt! Zu schön, um wahr zu sein.
    »Ich möchte Ihnen etwas sagen, Richterin«, fuhr Mrs. Martino fort. »Ich sehe genau, wenn jemand Spielchen spielt. Jedesmal, wenn Sie Gelegenheit gehabt hätten, diese vielbeschäftigten Ladies zu entlassen, haben sie keinen Gebrauch davon gemacht. Sie sagten, nein, der nächste Fall. Keine Chance, jetzt noch nicht.« Sie schüttelte den Kopf und setzte ihren Marsch mit ausgreifenden Armbewegungen fort. »Also, was bezwecken Sie damit, daß Sie Leute, die eingreifen und helfen, Leute, die da draußen versuchen, etwas zu verändern, so behandeln? Es ist eine Schande. Ja. Genau das ist es.«
    »Ma'am, bitte setzen Sie sich.«, versuchten es Ihre Ehren noch einmal.
    Johnny Martino wurde in seiner orangefarbenen Gefängniskluft mit den dazugehörenden Gummisandalen hereingeführt. Und beileibe nicht zum erstenmal in seinem Leben hob er die rechte Hand und schwor, die Wahrheit zu sagen. Hammer saß aufrecht da, sichtlich voller Bewunderung für Mrs. Martino. Diese hatte alles andere im Sinn, als sich zum Schweigen bringen zu lassen. Im Gegenteil, jetzt wo ihr Sohn da war, legte sie erst richtig los. West war mehr als neugierig, wie diese Kuh von Richterin sich wohl aus der nahenden Euterkatastrophe retten würde. Was für eine Vorstellung! West mußte lachen, doch bevor daraus ein hysterischer Anfall wurde, bremste sie sich wieder. Das Blut stieg ihr zu Kopf. Pond lächelte, und Reporter Nicks schrieb wild seinen Notizblock voll.
    »Sie möchten, daß ich mich setze, Richterin?« Mrs. Martino war näher an die Richterbank getreten, die Arme in die stämmigen Hüften gestemmt. »Dann werde ich Ihnen mal etwas sagen. Tun Sie endlich, was notwendig ist. Verhandeln Sie auf der Stelle Johnnys Fall. Hören Sie sich diesen lügenden und stehlenden Mistkerl an. Und dann lassen Sie diese großartigen Ladies zurück zu ihrem Kreuzzug, lassen Sie sie Leben retten und den Menschen helfen, die sich nicht selbst helfen können.
    Die Ladies, die uns erlösen von dem Übel.«
    »Ma'am, ich werde den Fall verhandeln«, versuchte Richterin Bovine zu erklären. »Wir werden.«
    Doch Mrs. Martino hatte ihre eigene Vorstellung über den Stand der Dinge. Sie drehte sich um und warf Johnny einen Blick zu. »Ich will jetzt folgendes wissen.« Mit einer ausladenden Armbewegung umfaßte sie den ganzen Saal. »Hat einer der Anwesenden die Absicht, sich diesen christlichen Damen entgegenzustellen?« Sie blickte über die schweigende Menge. Niemand hatte die Hand erhoben. »Wenn ja, dann sprechen Sie jetzt«, rief sie aus. »Also gut! Wollen wir, daß diese Ladies gehen dürfen?«
    Lauter Beifall erfüllte prompt den Gerichtssaal. Die Menschen streckten die Arme mit dem V-Zeichen für Batman und Robin in die Höhe. Die beiden konnten nur tatenlos, aber gerührt zusehen. »Johnny Martino, wie plädieren Sie betreffs des zehnfachen bewaffneten Raubüberfalls?« rief der Staatsanwalt.
    Richterin Bovine biß die Zähne zusammen. Ein Ärmel ihrer Robe hing schlapp und leer herunter. Sie saß mit zusammengepreßten Beinen da und verzichtete auf jegliche Einwände. »Schuldig«, murmelte Johnny Martino. »Die Anklage hat das Wort«, flüsterte die Richterin gequält. »Mr. Martino betrat am 11. Juli um 13.00 Uhr einen Greyhound-Bus«, faßte Pond zusammen. »Er hatte zehn Fahrgäste mit vorgehaltener Waffe beraubt, bevor er von Chief Judy Hammer und Deputy Chief Virginia West überwältigt und festgenommen wurde.«
    »Bravo, Batman!« schrie jemand. »Robin!«
    Erneuter Beifall. Richterin Bovine hielt es nicht mehr aus. Sie hätte den Sheriff zum Eingreifen auffordern können, aber andere Dinge waren in diesem Moment dringender. Sie hatte sich höflich und

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