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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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weiß bereits, worum es hier geht«, sagte sie, »und Sie kennen meine Meinung dazu.«
    Hammer machte eine Geste, um sie zum Schweigen zu bringen. Mit gefalteten Händen beugte sie sich über ihren Schreibtisch. »Virginia, nach langem Hin und Her habe ich endlich die Unterstützung des Stadtrats, des Stadtdirektors und des Bürgermeisters...«, hob sie an.
    »Und alle haben keine Ahnung, Sie eingeschlossen«, unterbrach sie West und rührte Sahne und Zucker in ihren Kaffee. »Ich kann gar nicht fassen, daß Sie denen das eingeredet haben, und ich sage Ihnen schon jetzt, daß diese Leute Mittel und Wege finden werden, die Sache zu vermasseln, weil sie nicht wirklich wollen, daß so was stattfindet. Und Sie sollten das auch nicht wollen. Es ist schließlich ein verdammt großer Interessenskonflikt für einen Polizeireporter, wenn er als freiwilliger Cop mit uns auf die Straße geht.« Papier knisterte, als West ein fettiges Bojangles-Sandwich auspackte, das Hammer nie zum Mund geführt hätte, selbst nicht in den guten alten Zeiten, als sie noch Untergewicht hatte und den ganzen Tag auf den Beinen war. Damals arbeitete sie noch im Gefängnis, Abteilung Jugendkriminalität. Das hieß Verbrechensanalysen, Protokolle, Untersuchungen, Autodiebstähle, all diese spannenden Dinge, die es für Frauen zu tun gab, als sie noch nicht Streife fahren durften. Hammer glaubte nicht an Fett.
    »Denken Sie doch mal nach!« sagte West nach dem ersten Bissen. »Der letzte Polizeireporter vom Observer hat uns so übel mitgespielt, daß Sie die Zeitung verklagt haben.«
    Hammer dachte in der Tat nur höchst ungern an Weinstein, dieses nutzlose Wunderkind; ein Verbrecher, dessen Methode es war, sich in die Büros des diensthabenden Captains oder der Ermittlungsabteilung zu schleichen, wenn gerade niemand da war. Er stahl Berichte direkt von den Schreibtischen, aus Druckern und Faxgeräten. Seine Auffassung von Zusammenarbeit gipfelte schließlich darin, daß er für den Aufmacher einer Sonntagsausgabe ein Profil über Hammer verfaßte, in dem er behauptete, Hammer mißbrauche den Diensthubschrauber der Polizei für private Zwecke. Sie verlange, daß Polizisten sie in deren dienstfreier Zeit chauffierten und Arbeiten an ihrem Haus erledigten. Als ihre Tochter wegen Trunkenheit am Steuer aufgegriffen worden sei, habe Hammer die Höhe der Geldbuße festgesetzt. Nichts davon war wahr. Sie hatte nicht mal eine Tochter.
    Hammer stand auf, sichtbar frustriert und niedergeschlagen über die Zustände in der Welt. Sie sah zum Fenster hinaus, Hände in den Rocktaschen, mit dem Rücken zu West.
    »Der Charlotte Observer, die Stadt, alle glauben, wir verstünden sie nicht oder interessierten uns nicht für ihre Arbeit«, nahm sie ihr Plädoyer wieder auf. »Dabei weiß ich, daß es genau umgekehrt ist.« West zerknüllte ihren Frühstücksmüll und holte zwei Punkte in ekelerregendem Betragen.
    »Der Observer hat nur ein einziges Interesse, nämlich ein weiteres Mal den Pulitzerpreis zu gewinnen«, sagte sie. Hammer drehte sich um, ernst, wie West sie noch nie gesehen hatte. »Ich habe gestern mit dem neuen Verleger zu Mittag gegessen. Es war das erste Mal seit mindestens zehn Jahren, daß einer von uns mit einem von denen ein zivilisiertes Gespräch geführt hat. Ein Wunder.« Sie nahm ihr übliches Auf- und Abwandern wieder auf, jetzt leidenschaftlich gestikulierend. Sie liebte ihre Lebensaufgabe. »Wir sind entschlossen, es zu versuchen. Ob die Sache auch nach hinten losgehen kann? Zweifellos.« Sie machte eine kurze Pause. »Aber was, wenn es funktioniert? Andy Brazil.«
    »Wer?« fragte West stirnrunzelnd.
    »Sehr zielstrebiger junger Mann«, fuhr Hammer fort, »hat unsere Volunteers Academy mit den besten Noten abgeschlossen, die wir je hatten. Seine Ausbilder hat er in höchstem Maße verblüfft. Aber garantiert das, daß er uns niemals ein Bein stellen wird? Nein, sicher nicht. Aber weder werde ich zulassen, daß dieser junge Reporter uns da draußen eine Ermittlung versaut, noch daß er einen falschen Eindruck von unserer Arbeit bekommt. Es wird nicht gelogen, nicht gemauert, niemand vergreift sich an ihm oder tut ihm sonst was.« West vergrub ihr Gesicht in den Händen und stöhnte. Hammer ging zu ihrem Tisch zurück und setzte sich.
    »Wenn das hier gutgeht«, fuhr Hammer fort, »überlegen Sie mal, wie positiv sich das für unsere Abteilung auswirken könnte, für die Arbeit der Polizei hier und anderswo. Wie oft haben Sie selbst gesagt:

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