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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Sachen zusammen. Ihr ging ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf, und sie sah ihn an. »Was ist mit Ihrer Mutter?« fragte sie.
    Ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen, sah er zu ihr auf, und ein Schatten flog über sein Gesicht. »Was soll mit ihr sein?«
    »Ich dachte nur gerade darüber nach, was eine Waffe in Ihrem Haus bedeuten könnte.«
    »Ich habe schon früh gelernt, Dinge gut zu verstecken.« Zur Betonung ließ er die Hülsen laut in die Dose klappern.
    Auf dem Parkplatz wartete Bubba unauffällig in seinem Wagen. Es war ein chromblitzender schwarzer King Cab Pickup mit Gewehrhalterung, Spritzschutz mit Konföderiertenflagge, Überrollbügel, Halogen- und Nebelleuchten, Ollie-North-Aufklebern auf der Stoßstange, PVC-Rohren am Kühlergrill als Halter für Angelruten und Neonlämpchen um das Nummernschild. Er hielt sich ein zusammengerolltes Unterhemd an die blutende Nase und beobachtete in der hereinbrechenden Dämmerung, wie die Polizistin mit ihrem Arschloch von Freund aus der Schießhalle kam. Bubba wartete noch, bis sie die Schlüssel herausholte und auf einen makellosen weißen Ford Explorer in einer Ecke des ungeteerten Parkplatzes zuging. Ihr Privatwagen, vermutete Bubba. Er kletterte von seinem Pickup herunter, einen Wagenheber in der fleischigen Hand. Zeit für eine nette, kleine Revanche.
    West war auf ihn vorbereitet. Sie wußte, wie diese Bubbas es angingen. Für Leute seines Schlages war Rache ein Reflex wie in der Werbepause der Gang zum Kühlschrank für eine Flasche Bier. Sie hatte bereits in ihre Einkaufstasche gefaßt und etwas in der Hand, das wie der schwarze Griff eines Golfschlägers aussah. »Steigen Sie in den Wagen«, befahl sie Brazil ruhig. »Kommt nicht in Frage«, sagte er und rührte sich nicht von der Stelle. Bubba kam auf sie zu, ein so bedrohliches wie höhnisches Grinsen im blutverschmierten Gesicht. Als er bis auf etwa zwei Meter an ihren Wagen herangekommen war, ging West ihm entgegen. Er war überrascht und hatte nicht erwartet, daß dieses kleine Luder von Polizistin zum Angriff übergehen würde. Zur Warnung klopfte er mit dem Wagenheber gegen seinen dicken Schenkel, hob ihn dann hoch und visierte die fleckenlose Windschutzscheibe des Fords.
    »He, Mann!« kam plötzlich eine Stimme vom Eingang der Schießhalle. Es war Weasel, der Geschäftsführer. »Bubba, ist dir klar, was du da tust?«
    Ein Teleskopmechanismus ließ die Stahlrute in Wests Hand wie einen Dolch herausschießen. Sie hatte jetzt eine Länge von einem Meter. Ihr hartes, verdicktes Ende zeigte auf Bubba. Wie ein Fechter zog sie mit ihm langsame Kreise vor seinem Gesicht. »Legen Sie das Ding hin und gehen Sie«, befahl sie Bubba im Polizeiton.
    »Fick dich ins Knie!« Bubba war kurz davor auszurasten. Er hatte solche Stahlruten auf Waffenausstellungen gesehen und wußte, was sie für eine Wirkung haben konnten.
    »Bubba! Laß es! Auf der Stelle!« schrie Weasel. Er wollte seinen Laden sauberhalten.
    Brazil fiel auf, daß der Geschäftsführer zwar mächtig aufgebracht war, jedoch keinen Schritt näher kam. Brazil sah sich um. Irgendwie wollte er helfen. Doch er wußte, ihr in die Quere kommen durfte er nicht. Wäre die .380er doch nur geladen. Er hätte diesem Schläger die Reifen oder sonst etwas zerschießen und ihn so vielleicht ablenken können. Doch für Ablenkung sorgte West jetzt selbst. Erneut hob Bubba den Wagenheber, diesmal fest entschlossen, ihren Ford nicht zu verschonen. Das war er sich schuldig. Was er sonst empfand, war unwichtig. Er mußte es einfach tun, besonders jetzt, wo Weasel und immer mehr Menschen zusahen. Wenn Bubba seine Drohung nicht in die Tat umsetzte und Rache für seine verletzte Nase nahm, würde sich das in ganz Charlotte-Mecklenburg herumsprechen. Aber West ließ jetzt die Rute auf sein Handgelenk herabsausen. Bubba schrie vor Schmerz auf. Der Wagenheber fiel klirrend zu Boden. Damit war die Sache erledigt.
    »Warum haben Sie ihn nicht festgenommen?« wollte Brazil wissen, als sie etwas später in Dilworth nicht weit von ihrem Haus am Latta Park vorbeifuhren.
    »Das hätte sich nicht gelohnt«, antwortete sie und zog an ihrer Zigarette. »Er hat ja meinen Wagen nicht beschädigt und auch mir nichts getan.«
    »Und wenn er uns anzeigt wegen Körperverletzung?« Unerklärlicherweise gefiel Brazil die Vorstellung.
    Sie lachte. Wie wenig Erfahrung ihr Begleiter doch noch hatte. »Glaub ich nicht.« Sie bog in ihre Auffahrt ein. »Er will sicher zuallerletzt, daß die ganze

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