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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und Mündungsfeuerdämpfer war auch nicht gerade von schlechten Eltern. Das gleiche galt für die Browning Hi-Power HP-Practical-Pistole mit Packmayer-Gummigriff-Schalen, rendriertem und gezacktem Hammer sowie abnehmbarem Korn.
    Es gab wenig, das Bubba mehr Spaß machte, als ein paar Schießscheiben mit einer Maschinenpistole zu durchlöchern und die Patronenhülsen wie Schrapnells herumfliegen zu hören. Die Dealer, die vorbeigingen, hatten allen Grund, sich nicht mit ihm anzulegen. Bubba sah wieder zu dieser Schnepfe hinüber. Sie klinkte eine Schießscheibe aus dem Rahmen, hielt sie hoch und sah ihren zielsicheren Süßen an.
    »Wieso gucken Sie denn so sauer?« fragte sie Brazil. Männlich und festen Schritts trat Bubba langsam zu ihnen, während das Feuerwerk weiterging.
    »Was läuft hier? Eine Unterrichtsstunde?« fragte er, als gehöre ihm die Schießhalle.
    Die Frau sah Bubba kurz an. Ihr Blick gefiel ihm gar nicht. Die kannte keine Angst. Offenbar war ihr nicht klar, wen sie da vor sich hatte. Bubba ging zu Wests Stand und nahm ihre Smith & Wesson in die Hand.
    »Ziemlich großes Ding für so ein kleines Mädchen wie Sie.« Bubba grinste unverschämt und nahm eine weitere Prise. »Legen Sie sie bitte wieder hin«, sagte West ruhig.
    Brazil wurde ganz schön nervös. Wohin mochte das führen? Dieser Dickwanst, der sich aus einem Kuhdorf zu ihnen verlaufen haben mußte, sah aus, als gehe er mit fremden Leuten nicht gerade zimperlich um und als sei er auch noch stolz darauf. Er dachte nicht daran, Wests Pistole aus der Hand zu legen, sondern zog jetzt das Magazin heraus, entriegelte den Verschluß und holte die Patrone aus dem Lager. Für Brazil kam das einer Entwaffnung gleich, und er wußte, er konnte West nicht helfen. Sein eigenes Magazin war ebenfalls leer.
    »Waffe hinlegen. Sofort.« West schlug ihren unfreundlichsten Ton an. »Das ist städtisches Eigentum, und ich bin Polizistin.«
    »Na so was.« Die Situation begann, Bubba richtig Spaß zu machen. »Die Kleine hier ist ein Cop. Donnerwetter, Puppe.« West wußte, es hätte keinen Zweck, jetzt ihren Rang zu nennen. Im Gegenteil, das konnte die Lage nur verschlechtern. Sie trat so dicht an ihn heran, daß sie mit der Fußspitze fast gegen seine Schuhe stieß, und mit der Brust hätte sie leicht seinen Bauch streifen können.
    »Ich fordere Sie zum letzten Mal auf, meine Waffe genau dorthin zurückzulegen, wo Sie sie vorgefunden haben«, sagte sie und sah ihm in sein einfältiges, whiskygerötetes Gesicht. Bubba ließ für einen Moment den Blick zu Brazil hinüberwandern und beschloß, daß dieses hübsche Kerlchen eine Lektion gebrauchen konnte. Bubba ging zu Wests Stand, legte ihre Pistole zurück, kam dann auf Brazil zu und griff nach seiner .380er, um auch sie zu inspizieren. Brazil zögerte nicht, schlug zu und brach Bubba das Nasenbein. Das Blut tropfte auf Bubbas Tarnweste und sein Waffenarsenal, das er nun hastig in einen Matchbeutel packte. Dann marschierte er davon und rief von der Treppe herunter, die Lady und ihr kleiner Freund würden noch von Bubba hören. »Tut mir leid«, sagte Brazil kurz angebunden, als sie wieder allein waren.
    »Großer Gott, Sie können doch nicht einfach so zuschlagen.« Am meisten ärgerte sie, daß sie diesen Zusammenstoß nicht selbst bewältigt hatte. Als er die Magazine neu bestückte, wurde ihm bewußt, daß er noch nie in seinem Leben jemanden geschlagen hatte. Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Zärtlich betrachtete er Wests .380er. »Was würde so eine kosten?« fragte er mit der Ehrfurcht des weniger Begüterten.
    »Die können Sie sich nicht leisten«, antwortete sie. »Und wenn ich Ihre Story dem Parade-Magazin verkaufe? Mein Chefredakteur meint, die könnten sich dafür interessieren. Das brächte mir etwas ein. Vielleicht genug, um...« Das war das letzte, was West gebrauchen konnte. Noch eine Story über sich.
    »Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen«, sagte sie. »Nichts mit dem Parade. Dafür leihe ich Ihnen meine Sig, bis Sie sich selbst eine leisten können. Ich werde noch ein wenig mit Ihnen arbeiten, vielleicht auf einem Schießplatz im Freien. Wir simulieren ein paar Kampfsituationen. Und wie man Leute einschüchtert. Das kann nie schaden. Und jetzt die Schießplatzetikette: Sammeln Sie die Blechreste auf.«
    Rings um sie lagen Hunderte von glänzenden Patronenhülsen verstreut. Brazil bückte sich und ließ sie klirrend in eine Blechdose fallen. Inzwischen packte West ihre

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