Die Horror Party
wo die Wand den Weg nach links versperrte. Die Mauer bewegte sich und begann, zur Seite zu gleiten.
Dahinter ragte eine Art Rampe auf – eine schimmernde und seltsam feucht erscheinende Metallrutsche, die dort endete, wo eben noch die Wand gewesen war. Die Rampe war nicht sehr steil. Ihre Breite entsprach der des Korridors. Es gab keine Möglichkeit, sie zu umgehen. Wenn die Gruppe weiter wollte, mußte sie sich über die glatte Rampe arbeiten, die oben die Höhe der Schutzmauern erreichte. Banner mußte schlucken, als er daran dachte, daß vielleicht ein schweres Objekt über die abschüssige Fläche herunterkommen könnte...
Sie konnten nicht ausweichen. Der Teil des Boden, auf dem sie standen, war knapp drei Meter breit, genauso breit wie die Rutsche. Wenn etwas die Rampe herabrollte und mit ihnen zusammenstieß, würden sie...
Ja, dann würden sie in den leeren Spalt gestoßen werden, in dem noch immer das Wachs brodelte.
Aber nein. Maxwell würde das Wachs nicht ein zweites Mal benutzen. Oder etwa doch? Nachdem er einmal vorgeführt hatte, was aus einem Menschen wurde, der in dieses Becken stürzte, dachte er vielleicht, daß das Entsetzen der anderen doppelt so groß sein würde, wenn sie annehmen mußten, das gleiche Schicksal warte nun auch auf sie. Besonders wenn das herunterkommende Objekt auf der Rutsche nicht nur physisch bedrohlich, sondern auch ein Werkzeug war, das sie vor die Entscheidung stellte, ob sie der unbekannten neuen Gefahr entgegentreten oder freiwillig den schrecklichen, aber schnellen Tod sterben sollten, den sie schon hatten zuschlagen sehen.
Damit wäre Maxwell modus operandi erneut Genüge getan. Banner lächelte gequält. Wieder ein Informationspunkt – keine Mutmaßung, sondern feste Überzeugung. Er glaubte nun zu wissen, wie Maxwell dachte. Dies mochte sich als die bisher wichtigste Einsicht erweisen. Doch um sie nutzbar zu machen, mußte er zunächst Maxwells nächsten Angriff überleben.
Und schon ging es los.
Mike blickte von der Rutsche auf Banner. Sie wollte etwas sagen, wollte ihn wohl fragen, was das alles bedeutete, doch er schüttelte nur den Kopf. Wieder war es Zeit, zu beobachten und zu lauschen.
»Eine meiner wenigen erfolgreichen Monsterkreationen«, sagte Leander Maxwell. »Sie alle werden sich erinnern. Die Kobrafrau . . .«
Die Stimme tönte noch aus demselben Lautsprecher, obwohl Maxwell inzwischen sicher die Position gewechselt hatte. Er mußte sich irgendwo auf der anderen Seite der Rampe befinden. Denn ...
Die Kobrafrau war kein mechanisches Wesen. Sie war ein Mensch. Ihre Reptilienhaut war ein engsitzendes Kostüm, und das grünliche Gesicht war trotz der schuppigen Stirnhaube deutlich erkennbar.
»Mrs. Robinson!« sagte Craig Case.
»Er hat sie nicht umgebracht!« sagte Mike hoffnungsvoll. »Er hat sein Wort gehalten.«
»Er hat sie noch nicht umgebracht«, erwiderte Banner. Er hatte das Gefühl, daß die Frau des Stuntmans nicht mehr lange zu leben hatte. Auch wenn sie nur dazu benutzt werden sollte, einen oder mehrere aus der Gruppe in das kochende Wachs zu treiben, mußte das ihr Tod sein. »Sie wirkt wie betäubt«, sagte Mike, als die Gestalt der Frau emporstieg – offensichtlich kam Mrs. Robinson eine Treppe herauf – und oben an der Rutsche stehenblieb.
»Nein, nicht betäubt«, sagte Banner. »Nur verängstigt.«
Wenn sie betäubt gewesen wäre, hätte kein Grund bestanden, sie hinaufzuschieben. Daß da jemand bei ihr war, ließen die furchtsamen Blicke erkennen, die die Frau immer wieder hinter sich warf. Natürlich mußte das Maxwell sein, wenn er keinen Komplicen hatte. Nein, das war nicht zu erwarten. Das hätte nicht Maxwells Stil entsprochen – oder dem, was Banner immer stärker als Maxwells Stil unterstellte. Die Tatsache, daß der Mann dort drüben war, während seine Stimme hier ertönte, machte klar, daß das Mikrophonsystem des Irrgartens sehr kompliziert sein mußte. Allerdings war ihm dies schon vorher bewußt gewesen.
»Sie ist nicht betäubt«, wiederholte er. »Sehen Sie sich doch ihre Hände an.«
Es wäre für Maxwell sinnlos gewesen, ihr die Hände zu fesseln, wenn er sie betäubt hätte. Und es zogen sich breite Fesseln um ihre Handgelenke. Außerdem gab es einen wichtigen Grund, warum Maxwell ihre Sinne nicht abstumpfen wollte. Denn eine betäubende Injektion hätte ihr auch das Entsetzen erspart. Sie hätte nicht erlebt, was mit ihr geschah. Und dazu wollte er es nicht kommen lassen. Das war bestimmt das
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