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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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der Andre Gutes thut.«
    »Aber was er Böses thut, muß der Andere auch mittragen?«
    Agnes nahm sich vor, ihren Beichtvater darüber zu fragen.
    »Wenn Einer nun aber allein stehen bleibt, und wird nicht geistlich, der hat es recht schwer,« sagte Hans Jürgen.
    »Freilich,« und dem armen Mädchen kam ihr Ohm Peter Melchior in den Sinn. »Ach Gott, Hans Jürgen, nimm Dich in Acht, daß Du so einer nicht wirst. Was muß da von den Werken der Heiligen drauf gehen, um den selig zu machen!«
    Sie faltete unter'm Mantel ihre kleinen Hände, und nahm sich vor, wo sie eine Stunde sich absparen könne, für Peter Melchior zu beten, den sie doch gar nicht leiden konnte.
    »Bewahre mich der liebe Himmel vor 'ner Sünde, aber ich denke so eben was,« fuhr Hans Jürgen plötzlich aus sichtlichem Nachdenken auf.
    »Siehst Du, Vetter, nun fängst Du auch schon an, das ist gut.«
    »Ach nein, Agnes, das ist nur so gedacht. Der Peter Melchior, und wie der ist, das wissen wir Alle. Der Dechant! Hast Du nicht auch gehört, wenn Deine Mutter sagt, der Teufel steckt in ihm? Der hat nun kein Weib, wer soll für den beten, daß er selig wird. Und alt genug ist er.«
    Das machte Agnes genug Kopfbrechen. Daß der Dechant nicht so sei, wie er sein sollte, konnte sie nicht leugnen. Sie meinte der liebe Gott werde vielleicht ein Nachsehens mit ihm haben, weil er für Andere soviel Gutes und Erbauliches spräche, wenn er selbst dafür nichts Gutes und Erbauliches thäte.
    Hans Jürgen schüttelte den Kopf: »Wer anders spricht als er thut, das gerade ist schlecht, Agnes, das laß ich mir nicht nehmen und wenn's der Bischof, ja, wenn's der Papst selber wäre!«
    Sie meinte nun, weil er ein Domherr wäre, so beteten und dächten die anderen Domherrn für ihn, und da übertrüge es wohl auch einer auf den Andern. Hans Jürgen aber meinte, es wären ihrer doch gar zu viele, die es nicht verdienten, und wenn zwei Geistliche immer zu sorgen hätten, daß sie das gut machten, was der dritte schlecht gemacht, wo bliebe ihnen da Zeit für sich und die übrigen Menschen zu beten?
    Agnes senkte ihr Köpfchen; sie konnte auch das nicht ableugnen. In welchem Hause, auf dem Lande und in den Städten, ward nicht damals gegen die Geistlichkeit geschimpft, und den Kindern selbst konnte man's nicht verschweigen, was sie für schlechte Streiche machten.
    »Hans, Du mußt Heirathen, das ist das Beste.«
    »Ich, Agnes, ich heirathe nicht.«
    »Ja, ja, Du mußt 'ne gute Frau haben, die für Dich denkt, wie Mutter für den Vater.«
    »Nein, nun nicht, das ist nun vorbei, Agnes.«
    »Ich sage ja nicht jetzt; wenn Du so alt bist, Hans Jürgen. Geistlich wirst Du nicht werden. Hans Jochem geht in's Kloster, und Eva ist Dir gut; ich weiß es.«
    »Sprich doch nicht so dummes Zeug, Agnes. Ich hab's auch mal so gedacht, das ist nun aber nichts. Ja, wie der Herr von Lindenberg mich nach Berlin mitnehmen wollte, und dem Kurfürsten vorstellen, da konnte was aus mir werden, da hatte ich so meine Gedanken. Nun hat's der liebe Gott anders gemacht.«
    »Hat er's nicht gut gemacht, Hans Jürgen? Du hast nun ein rein Gewissen; Und hörtest Du nicht, was sie munkelten, daß der Herr von Lindenberg in Berlin in Ungelegenheiten gekommen wäre. Die Schulzenfrau wußte nur nicht recht was. Ist's nicht der Herr von Lindenberg, so ist's ein Anderer. Der Herr von Rochow auf Plessow ist gar nicht übel. Wenn wir ihn recht bitten, nimmt er Dich auch mit und stellt Dich vor. Du mußt nur was auf Dich geben, und den Kopf nicht immer so in den Schultern tragen, und dann auch nicht so die Zähne ziehen, wenn Du Einen schief ansiehst, den Du nicht magst. Ja ein bischen freundlicher könntest Du schon werden. Du bist doch manchmal ein Bär. Vielleicht bringen sie Dich bei der kurfürstlichen Jagd an, da brauchst Du nicht zu denken.«
    »Beim Kurfürsten! Lieber will ich Ziegel streichen. Bin ein freier Mann, eines Edelmanns Sohn. O pfui! Der Deinen Vater hat lassen in's Gefängniß schmeißen, dem ich dienen! Und wär's auch nicht Eva's Vater, er ist –«
    »Hans Jürgen, er kommt schon wieder frei. Vater hat gewiß nichts verbrochen.«
    »Was thut's! Der Kurfürst hat ihn in's Gefängnis schmeißen lassen, ja, das hat er. Das vergeß ich nimmer. Ist mein Feind. Und seine Reiter, die! Wär's nach mir gangen, der Wenzel, der Konrad, o sie Alle, und die aus dem Dorf, wir hätten ihnen wollen Mores lehren, so wahr ich Hans Jürgen bin!«
    »Gott sei uns gnädig, das hätte Blut

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