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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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gesetzt!«
    »Wozu hat man denn Blut im Leibe? Blut soll's auch noch setzen. Wenn die Herren im Lande es ruhig hinnehmen, wenn die Sippschaft im Havellande nicht aufsteht, ich stehe auf. Ich schnüre mein Bündel ich ziehe fort, wo's Krieg giebt, zu den Pommern oder zu den Polen, mir gleich. Reiter werden sie überall brauchen; wenn es nur gegen den Kurfürsten losgeht!«
    Daß Hans Jürgen, wenn er sich zum Kriege werben lasse gegen den Kurfürsten, auch gegen sein eigen Land kriegen müsse, fiel Agnes als nichts Unrechtes auf. Daß er Einem absage, dem er Feind war, däuchte ihr ganz in der Ordnung, daß er so ihres Vaters und der Ehre seiner und ihrer Familie sich annehme, sogar lobenswerth. Aber Alles miteinandergenommen, schien es ihr doch nicht recht, wenn sie sich auch nicht Rechenschaft geben konnte, warum, und sie bat ihn, daß er sich gedulden möge.
    Das wollte ihm nicht recht in den Sinn, und sie wußte nicht recht, wie sie es ihm zu Sinne bringen sollte. So blieben sie beide eine Weile schweigend neben einander, bis sie sich plötzlich erinnerte, wie unter dem vorigen Kurfürsten Einer vom Adel gerichtet worden, der mit den Fremden in's Land gefallen war, und es hatte ihm nichts geholfen, daß er vorher einen Absagebrief geschickt. Hans Jürgen mußte zugeben, daß das eigentlich eben so schlimm wäre, wenn er darum gerichtet würde, als wenn er auf den Stegreif ausgeritten und gefangen worden.
    »Das mag schon recht sein, aber wie soll sich denn Einer helfen, wenn ihm Unrecht geschieht. Denn Recht muß doch Recht bleiben, und der Kurfürst hat uns Unrecht gethan. Drum muß doch Einer sein, der dem Kurfürsten wieder Unrecht anthut.«
    Das schien auch der kleinen künftigen Heiligen ganz richtig, aber sie zerbrachen sich beide den Kopf, wie das in der Welt zu machen wäre.
    »Weißt Du was?« sagte sie. »Wenn Du mich nach Spandow gebracht, dann reite nach Friesack zum alten Herrn Bodo. Der ist klug, der wird's Dir sagen.«
    Hans Jürgen kraute sich hinter den Ohren. Ganz recht war ihm das auch nicht, denn was er that, hätte er lieber für sich allein gethan, aber er mußte seiner Muhme Recht geben, als ihr jetzt einfiel, daß er ja der ganzen Familie Schaden dadurch thun könne, wenn er die Sache auf sich allein nähme. Sie alle ginge es doch auch an, als wie ihn, und sie würden schon darüber zu Rathe sitzen.
    »Kaspar, was pfeifst Du?« fragte er.
    »Das ist nur 'ne alte Geschichte, Junker, die mir einfiel, von den Mäusen und von der Katze. Die Mäuse saßen doch auch zu Rath, wie sie's anfingen, daß die Katze nicht so ran schliche und unversehens eine beim Wickel kriegte, und mit ihr abführe. Da hatte Eine, die war klüger als die anderen, den Einfall, man solle der Katze 'ne Schelle an den Schwanz binden, dann hört man sie schon von fern. Der Rath war auch ganz gut, aber es fehlte nur was. Keine Maus war da zu kriegen, daß sie der Katze die Schelle anband. Und da dachte ich denn, 's geht manchmal so, wenn sie zu Rathe sitzen. Der Rath ist ganz gut, aber es fehlt was. Hui! Seht mal da.«
    Er zeigte mit der Peitsche in die Luft. Eine Schaar von den großen Seeraben flog über die Kiefern, in ihren Schnäbeln und Krallen noch zappelnde Thiere.
    »Das war ein großer Barsch, der hat auch nicht gedacht, daß ihn ein Stößer aus Norwegen fressen thun würde. Die Fische haben gewiß auch zu Rath gesessen, als die großen Vögel zuerst kamen und in die Weiher stießen, denn wenn sie auch stumm scheinen, unter sich sprechen sie, wir hören's nur nicht. Aber es fand sich kein Fisch, der den Raben die Klingel um den Hals hängen wollte. – Wetter noch mal, der Große, der so schwer hinterher fliegt, schaut, der schleppt 'nen kleinen Hasen.«
    »'S ist ein schweres Unglück für die Thiere im Walde, daß die Sturmvögel aus dem Eislande kommen mußten,« sagte Hans Jürgen.
    »Das glaubt nur ja nicht, Junker! – Wenn die nicht da wären, so sind andere da. Nur für unsere Habichte ist's schlimm, weil die ihnen in's Handwerk greifen. Ist doch jedwed Vieh da, daß ein ander Vieh kommt, das größer ist und stärker, und packt es und Eins frißt das Andere, und wenn's den Magen voll hat, wird's wieder gefressen, und so geht's Reih um.«
    Hans Jürgen machte den Einwand, die größten Thiere in Luft, Erd' und Wasser bleiben doch übrig.
    »Die schießt der Jäger todt, oder ich weiß nicht, wie er den Wallfisch fangen thut.«
    »Der Jäger ist aber ein Mensch.«
    »Freilich, nun ja. Seht Junker, ich mein'

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