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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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zerschlagenen Hoffnungen; vor ihr lag es so trüb, ach so viel, so Großes, als hätte es vorhin in dem Gewirr keinen Platz gehabt.
    »Ach, du lieber Gott! Was soll man anfangen!« sagte die gute Frau, und wischte mit der Schürze über die Backe.
    Die Großmagd Anne Susanne blickte sie schlau an:
    »Gestrenge! Der Herr ist fort. Da könnten wir ja mal scheuern.«
    »Scheuern!« – Es mußte ein wunderbarer Klang sein. Die Thräne war verschwunden, eine helle Röthe zog sich über das eben noch blasse Gesicht der Edelfrau, und sie sah mit einem eigenen, fragenden Blick die kluge Magd an: »Du meinst, Anne Susanne?«
    »So recht ordentlich, von, oben bis unten. Die Sonne kommt durch die Wolken. 'S wird ein warmer Tag; da trocknet's balde.«
    »Da trocknet's balde,« wiederholte die Edelfrau.
    »So ein Tag kommt uns gar nicht wieder, Gestrenge.«
    »Da hast Du wohl Recht, aber, –«
    »Der Kaspar ist auch fort. Der läßt ja nicht Besen und Faß ran, wenn der Herr aus ist –«
    »Hast recht, ist ein unreinlicher Mensch, der Kaspar, aber 'ne treue Seele.«
    »Ach, Gestrenge, droben die Dielen und die Treppe, wie sieht das aus. Die Tauben, die rein flattern, und die kleinen Käuzchen, die Sperlinge, wenn der Herr sie füttert, und die Katzen! Werden mit der Hacke d'ran müssen. Der Besen thut's nicht mehr.«
    »Ob's aber auch recht ist, Anne Susanne! Der Herr –«
    »I der wird auch froh sein, wenn er's nicht merkt. Man kann ja oben nicht mehr ruhig schlafen. Das heckt ja!«
    Wenn er's nicht merkt! – Brigitte Bredow! Ein gebrannt Kind scheut das Feuer, und Du, eine so kluge und fromme Frau! – Erst eben – und nun steht der Versucher schon wieder vor Dir. Die Sonne schien so hell ihr in's Gesicht, als riefe sie: »Ich will schon trocknen, liebe Frau von Bredow!«
    Wäre nur ein Geistlicher da gewesen, den sie d'rum fragen können!
    »Der Herr hat's auch gar nicht verboten, als er fortging.«
    »Nicht?«
    »I bewahre, Gestrenge. Und wenn er erst all den Schmutz sähe, den die Reiter gemacht! Das ist wohl gut, daß man das erst fortschafft, damit er nichts merkt.«
    »Das darf er nicht merken. Da hast Du recht. Ach, mein Götze, wenn Du das wüßtest hier!«
    »O, er kommt schon wieder; er hat ein so fromm Gemüth, wenn er nicht bös ist.«
    »Anne Susanne! Wenn er nun wieder käme!«
    »I, er wird doch nicht, Gestrenge! Wen sie in Berlin einsperren, den lassen sie sobald nicht los.«
    Frau von Bredow sah den Himmel an, und die Sonne und die Besen und Eimer, welche die hurtige Anne Susanne, schon aus den Winkeln geholt, dann rührte sie sich selbst und sprach: »Na!«
    Die Sonne hatte seit lange nicht so froh herabgeschienen auf Burg Hohen-Ziatz. Wie sich das regte und bewegte, wie der Ziehbrunnen auf- und abging. Der träge Brunnen gab zu wenig Wasser! Wozu waren die Gräben und Teiche. Wer Arme und Beine hatte, und aus dem Dorfe wurden ihrer auch dazu geholt, mußte schöpfen, tragen. Da war unsere Frau von Bredow wieder sie selbst. Wo war sie nicht, wo nicht ihr Aug'! Wie flog die dumme wendische Magd mit ihrem Eimer zur Thür hinaus, als sie ihn ausschütten wollte in der Halle. Man fängt wohl von unten an, wenn man ein Haus baut,, von oben.
    Die Treppen hinauf kamen sie in einer langen Reihe mit den Eimern, Besen, Bürsten und Hacken, Mägde und Knechte. Was ward gekratzt, geschabt, gebürstet, mit Füßen und Händen. Dann erst durfte das Wasser fließen. Es war ein schöner Anblick, als die Eimer sich entluden auf die dürstenden Dielen. Zeit und Wasser hält Niemand auf; wer sie nutzen will, muß den Augenblick ergreifen.
    Nun waren sie schon bis an den Treppen zur Halle, die rüstigen Frauen, und man mußte sich freuen, daß es in Burg Ziatz nicht wie anderwärts ging, wo sie eifrig anfangen, und nachher müde werden; man glaubt, sie thun's nur um Gotteswillen. Nein, hier hielt's die Edelfrau nicht unter sich, mit anzugreifen; »wo es die Mägde ihr nicht recht thaten«, sagte sie. Mancher hätte glauben können, ich weiß nicht, ob mit Unrecht, sie thät's aus Herzenslust, wie sie die Röcke bis zum Knie aufgeschürzt, mit dem Schrubber hin und her fuhr, als wie ein Reiter im Getümmel der Schlacht mit der Lanze.
    »Na nu runter!« hieß es, und die Mägde ließen sich's nicht zweimal sagen. Das war ein Wasserfall! Nur schade, daß grade Einer rauf kam. »Ach unser Junker!« rief die Anne Susanne.
    »Hans Jürgen! Ungeschick! Wo kommt der her?«
    Hans Jürgen lief nicht fort, aber das Wasser, dachte Frau

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