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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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von Bredow, als sie auf der obersten Stufe in solcher Arbeit war, daß sie nicht viel von dem hörte, was Hans Jürgen auf der untersten sprach. Was konnte er ihr auch sagen? Von ihrem lieben Kind, das er nach Spandow gebracht. Bären sind nicht unterwegs; und wer einmal in Spandow ist, ist sicher, das mochte Frau von Bredow auch denken, als sie rief: Platz da! und gar nicht sah, wie der Junker auf etwas zeigte, was draußen kam. Selber sehen konnte es der arme Junge nicht, denn er mußte sich die nassen Haare aus dem Gesicht streifen, und sah dann auch noch nicht, denn das Wasser hatte es mit ihm gut gemeint.
    Etwas mußte die Edelfrau doch gehört haben, vielleicht war's das Jagdhorn draußen, als sie auf den Besen gestützt, einen Augenblick Athem schöpfte.
    »Wer wird's sein?« sagte sie.
    »Base, 's ist Einer –«
    »Nein, 's sind zwei,« unterbrach sie ihn, als ein Paar schöne, schlanke Jagdhunde wie zwei Blitze hereinschossen.
    »Der sagt, er wär' der Kurfürst, aber ich glaub's nicht.«
    Ein feiner Ritter, im grünen Jägerkleid, das Hifthorn an der Seite, blieb, von dem Anblick, wie es schien, etwas überrascht, an der Schwelle stehen. Wenn der Herr schon überrascht war, war es die Frau! – Im Anfang stand sie, wie der Roland in Brandenburg; nur machte der nicht den Mund auf, noch sieht er mit seinen steinernen Augen so stier auf einen Gegenstand, noch wird er roth und blaß, wie uns're Frau von Bredow. Zuerst sank ihr der Besen aus der Hand, dann schien's, als wolle sie die Hände falten, dann fuhren sie beide auf den Rücken, um das Bund oder die Nestel zu lösen, welche ihre aufgeschürzten Röcke festhielten, was ihr aber in der Bestürzung und Hast eben so wenig gelang, als weiland ihrem Neffen Hans Jochem die Lösung des Hosenbundes, welchen der Krämer ihm angezaubert. Dann fuhr sie in die Haare, die allerdings nicht mehr ganz in Ordnung waren, aber bei dem Verfahren, das sie einschlug, auch nicht besser wurden.
    »So schlage doch –«, entglitt es ihren Lippen, aber ebenso schnell verschluckten diese wieder eine Lästerung, welche bei einer so frommen Frau unmöglich aus dem Herzen kam. Wie hätte sie auch noch im selben Athem die heilige Katharina, die heilige Barbara und Ursula anrufen dürfen. Das haben wenigstens die Mägde gehört. »'S ist ja der Kurfürst!«
    Und dann flogen zwei. Zuerst Hans Jürgen, aber nicht freiwillig, wie der Vogel durch die Luft, er flog wie die Kugel aus dem Rohr oder der Kegel vom Ball des Spielers. Dann die Edelfrau. Hans Jürgen turkelte seitwärts, sie stürzte geradezu auf die Knie.
    »Allerdurchlauchtigster Herr Markgraf und gnädigster Herr Kurfürst, Gnade! – Die abscheulichen Mädel' plantschten so sehr – aber mein Mann ist unschuldig. – Wir sind Alle unschuldig. – Man kann's ihnen noch so oft sagen, sie thun's doch. Und gerade heute! – 'S ist zu viel, weiß Gott, 's ist zu viel auf ein Mal.«
    »Daß ich zur ungelegenen Stunde hier eintrete,« sagte lächelnd der hohe Gast.
    Darin theilte Kurfürst Joachim der Erste, den Frau von Bredow ihr Lebelang hoch in Ehren, ja nächst dem lieben Gott am höchsten hielt, auf einen Augenblick das Schicksal mit dem verachteten armen Hans Jürgen. Sie hatte in ihrer Angst und Eifer auch nicht gehört, was er sagte, sonst würde sie nicht fortgefahren haben:
    »Was zu viel ist, Durchlaucht, ist zu viel – und die Ehre dazu! – Keinem kleinen Kinde nicht hat mein Mann den Finger gekrümmt, so lammfromm ist er – das ist, mit Respect zu sagen, ein schlechter Mensch, der das ihm nachsagt – und der gnädige Kurfürst kann selbst in alle Winkel und Ecken« – wahrscheinlich hatte sie schließen wollen: »die Nase stecken,« als sich plötzlich ihr Mund von neuem Schrecken schloß.
    »Darum kam ich nicht,« fiel Joachim rasch ein und hielt ihr, wie schon vorhin, die Hand entgegen, sie aufzuheben: »Ich komme als Gast, aber es thut mir leid, daß ich ungelegen komme.«
    »Ungelegen?« rief sie. »Unser Haus steht unserm Markgrafen allezeit offen. Wer das von uns sagen thäte, daß unser Landesherr in das Haus eines Bredow ungelegen käme – aber die Sonne schien nun mal so warm – und da grade mein Herr – aber wenn ich nur 'nen kleinen Wink gehabt, da hätte ich ja die Anne Susanne – es mußte aber doch auch grade heute Alles kommen, wie ein Donnerwetter, wenn die Sonne –«
    Daß ihre Zunge mit ihren Gedanken durchging und alle Zügel rissen, wer verargt's der armen Frau! Wer fordert von der besten

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