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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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wie sie, als er am Morgen mit dem Fürsten ausritt, so schelmisch ihm ein Mäulchen zog. Sie war ganz neckisch geworden, und wollte ihm keinen Kuß geben zum Abschied. Sie sagte ihm, er hätte ja nun einen andern Schatz. Aber bös hatte sie's nicht gemeint. Und was mochte sie nur mit dem Kurfürsten gesprochen haben, der sich so lange und insgeheim beim Morgenimbiß mit ihr unterhalten, und als er eintrat, da sahen ihn beide so sonderbar an.
    Der Kurfürst sprach wieder gar nichts. Da mußte er doch wohl anfangen, er hielt es für gute Sitte.
    »Herr Kurfürst, da ich nun Euer Mann bin, so muß ich Euch treu und gewärtig sein, das versteht sich: aber wenn ich nun anders denke, als Ihr wollt, dafür kann ich doch nicht.«
    »Denken magst Du, was Du Lust hast.«
    »Aber muß ich Alles raussprechen oder soll ich's verschlucken?«
    »Wenn's Dir zu schwer wird, sprich, aber nur, wenn wir allein sind, wie jetzt im Walde.«
    »Wie ich mit dem Herrn von Lindenberg ausreiten wollte, das war nicht recht von mir, das hab' ich auch längst eingesehen. Darum könntet Ihr mich mit Recht strafen. Aber daß ich bös auf Euch war, da weiß ich doch nicht, ob ich da nicht Recht hatte. Und wie ich alles das in Spandow erfuhr, ach Gott, da kochte es mir in der Brust. 'S ist ein Glück, daß Ihr mir nicht schon da im Walde begegnet seid, das hätte ein Unglück gegeben für Euch oder für mich. Nachher, da ritt ich mir denn die erste Wuth aus.«
    »Es blieb doch noch genug, als wir uns da begegneten, und Du kanntest mich nicht einmal.«
    »Das war, weil der rothe Adler auf Eurer Brust stak.«
    »Hans Jürgen,« sprach Joachim, »eins nimm in Acht. Es ist nicht Befehl, es ist ein guter Rath. Wenn Du Einem begegnest, den Du nicht kennst, so verschlucke Deine Gedanken, bis Du ihn kennst.«
    »Aber was ich weiß , muß ich das Alles sagen?« hub der Junker nach einer Weile wieder an.
    »So Du es für nöthig hältst, und daß Du der Treue gegen Deinen Herrn nachkommst.«
    »Es denken Viele wie ich, Herr.«
    »Ich weiß es.«
    »Und noch schlimmer. Wenn sie Euren Namen nennen« – Hans Jürgen stockte, man sah ihm an, daß er mit sich selbst kämpfte. – »In Spandow, was ich da hörte. – Der Tod des Lindenberg hat Euch viele Feinde gemacht, Herr, die schwuren: es solle Euch nicht ungerächt hingehen.«
    »Beim Weine.«
    »Muß ich ihre Namen nennen?«
    »Nein,« antwortete Joachim nach einigem Besinnen. »Die Gedanken sind eines Jeden Eigenthum. Auch wo sie zu Worten werden, mag der Gefahr sehn, der sich selbst nicht traut. Ich traue mir. Laß sie frei reden, es ist ihre Art. Ich kenne sie, ich lese ihre Gedanken, wie ich Deine las. Sie wähnen sich im Recht, ich bin es auch .« Er schlug sich auf die Brust. »Wohlan, laß sehen, welches Recht stärker ist. Einer muß herrschen, und Gott und das Geschick gab mir den Zügel in die Hand. Ich will ihn straff ziehen, wenn es Noth thut, aber linde lassen, wenn – wenn sie nur Worte haben gegen mich.«
    »Herr!« hub Hans Jürgen wieder nach einigem Schweigen an. »Ich an Eurer Stelle ritte nicht mit so geringem Gefolge in dieser Zeit durch's Land.«
    »Weißt Du von Etwas, das mehr ist, als Worte, dann wäre es Verrath, wenn Du schweigst.«
    Joachim sah ihn scharf an, während der Junker antwortete. Aber seine Muskeln spielten ein verächtliches, mitleidiges Lächeln, als Hans Jürgen von einzelnen verzweifelten Wünschen und ausgestoßenen Drohungen Bericht erstattete.
    »Armselige Athemzüge der Ohnmacht! Höre auf. Das können sie, das ist ihre Kraft, das ihre Lust. Ich will sie ihrer Armuth gönnen! Dies Spinngewebe, dies Wespennest von rohen, hohlen Wünschen vernichte ich mit einem Blick. Ihren Worten, die mich wie Fledermäuse und Eulen umflattern, wie Krähen und Raben umächzen, will ich ein Wort entgegensetzen, das, wie der Sonnenstrahl, dies Gezücht verscheucht. Merke Dir's, Hans Jürgen von Bredow, ich fürchte sie nicht, aber sie sollen mich fürchten lernen, sie sollen erschrecken und Zähneklappern fühlen, sie sollen wünschen, daß sie sich verkriechen könnten in der Erde Grund, wenn ich meine Stimme erhebe, wenn ich mich ihnen zeige, nicht wenn ich vor ihnen scheine, wie ich bin. Nun genug. Verdirb mir nicht die reine Morgenluft.«
    Es war ein schöner Morgen geworden, die Sonne hatte die Nebel besiegt, und strahlte sogar schon warm durch die Kieferwipfel, als sie auf einer Höhe still hielten.
    »Bis hier gabst Du mir das Geleit,« sprach der Fürst. »Kehre zurück,

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