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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Käse und vom Brod. Aber neben ihm lag ein aufgemachter Kober mit Würsten.
    »Kaspar! Du hast ja auch Wurst da?«
    »Ja, Herr.«
    »Kaspar, ist's Essenszeit?«
    »Je nachdem, Herr. Wen hungert, der ißt, wen schläfert, der schläft.«
    Das war die Frage. Herr Gottfried hätte wohl gern noch geschlafen, aber da stand doch die Sonne vor ihm und sah ihn so groß an, wie seine Frau, wenn sie im Recht war und er im Unrecht, und das Pferd scharrte mit den Füßen und wieherte, und die Würste dufteten ganz anders, als vorhin die Haidekräuter.
    »Kaspar, wie lange habe ich geschlafen?«
    »Das weiß ich nicht, Herr.«
    Der Herr rieb sich die Augen und schob sich unvermerkt dem Kober mit den Würsten näher.
    »Wo kommst Du denn her, Kaspar?«
    »Die Frau schickt mich. Sollte Euch die Würste bringen. In Berlin wart Ihr nicht mehr. Ist auch hier 'ne schöne Gegend.«
    »Da hast Du Recht«, sagte Herr Gottfried und griff nach der Wurst. Und als er die zweite zur Hälfte verzehrt, entsann er sich, daß er seit gestern Mittag nichts gegessen. Wer aber einmal den Erinnerungen die Pforte aufschloß, auf den stürmen sie los; es wird ihm schwer, die Thür wieder zu schließen. Als er die dritte gegessen, wie Vieles hatte er sich da entsonnen!
    »Ich glaube, ich hab' die Nacht hier gelegen, Kaspar!«
    »Das kommt wohl so,« sagte der Knecht. »War 'ne schöne Nacht, die Sterne schienen.«
    »Ja, ich habe gefroren. Hat Dir die Frau nicht auch 'nen Morgentrunk mitgegeben?«
    »Aber 'ne Gans, 'ne Martinsgans; ist hier im andern Kober.«
    »Gieb her. Ist auch 'ne schöne Gegend hier, Du hast Recht.«
    Herr Gottfried machte die Bemerkung, daß die Martinigans sauer sei, der Knecht aber sagte, es wäre Manches im Leben sauer.
    Da hatte sich Herr Gottfried wieder auf seinen Ellenbogen gelehnt und sah die Sonne an, das Fließ im Grunde und die Kiefern und Büsche, in denen der Wind sich wiegte, und dachte etwas. Wenn Herr Gottfried etwas dachte, nämlich wenn er vorher getrunken hatte, dann ward dem Knecht Kaspar immer bang zu Muthe. Um was mehr, als Herr Gottfried plötzlich ausrief:
    »In dem Fließ sind sie gewaschen worden.«
    Kaspar war schnell auf den Beinen und die linke Hand unwillkürlich auf dem Rücken. Diesmal hätte es wohl sein Rücken allein aushalten müssen, denn wer denkt jedesmal, wenn er von Berlin nach Hohen-Ziatz fährt, daß er einen Friesrock unter die Jacke stopfen muß; aber das ist das Dämonische bei den Prügeln wie bei den Schlägen des Schicksals, daß sie in der Regel dann kommen, wenn man sich ihrer am wenigsten versieht. So kam es auch hier, nur umgekehrt. Der treue Knecht krümmte schon den Rücken, um sich in die rechte Lage zu bringen, aber der Herr rührte seinen Arm nicht, vielmehr ließ er die Backe immer tiefer in die Hand sinken, als er in einem Tone sprach, über den der Knecht sich verwunderte:
    »Siehst dDu, Kaspar, wenn sie nicht gewaschen hätte, dann wär all das nicht gekommen.«
    »Dann wär das nicht gekommen, Herr!«
    »Und was ist nicht alles d'raus entstanden.«
    »Und noch viel mehr.«
    »'S ist ein gut Weib, Kaspar!«
    »Und was für eins!«
    »Wenn sie nur nicht Alles müßte waschen wollen. Weiß auch gar nicht, wo sie das her hat.«
    »Die Liese aus Gütergotz, 's muß ihr angethan sein.«
    »Und grade meine Hosen! Mein Vetter Balthasar auf Wagnitz sagte auch gleich: ›Die sehn ja wie neu aus. – Ganz wie neu.‹ – Als sie mich abholten, da war's ihnen schon angethan.«
    »Angethan –«
    »Und der Hedderich hat sie auch an seinem Leib gehabt.«
    »Daß sie den nicht auch gehängt haben!«
    »Und die Schrift mußte ich unterschreiben. Die in Landin sagten, da müßte mich ja der Teufel geplagt haben.«
    »Das war auch der Teufel, Herr!«
    »Will sie auch nimmer von mir thun.«
    »So ist's recht, Herr.«
    »Der kluge Schäfer in Spandow hat mir gesagt, mit der Zeit zieht sich's und schiebt sich wieder zurück.«
    »Ist mit dem Leder wie mit dem Menschen, Herr. Jung zieht man's, alt schrumpft's ein. Aber 's giebt schon unterschiedlich Leder.«
    »Kaspar, dem sieht's doch Keiner nicht mehr an, daß es im Wasser war.«
    »Keine Seele, Herr.«
    »Und seit dem –«
    »Haben sie Euch mit sechs Trompeten rausgeblasen; ich hört's in Berlin. Das hat Euch Manchermann beneidet.«
    »Und die Vettern erst; das hättest Du mal sehen sollen!«
    »Haben ein Tractement losgelassen. Nicht wahr?«
    Herr Gottfried schmunzelte: »Das ging aus einem Haus in's andere. Weiß doch wirklich nicht,

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