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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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plauderten sie noch lange fort, und Eva erzählte der Mutter, was Hans Jürgen auf dem Heimweg vom Vorwerk ihr erzählt, wie er mit dem fremden Jäger zusammengetroffen, und noch mancherlei, bis die Mutter sanft entschlief. Das Lächeln auf ihren Lippen küßte Eva verstohlen weg, und selbst mit einem himmlisch frohen Lächeln, das ich Einem gegönnt hätte, daß er's gesehen, streckte sie ihr Köpfchen unter die Decke.
     
Zwanzigstes Kapitel.
     
Zwei Erwachen.
    »Sprich, was Du denkst«, sagte der Kurfürst zu seinem Begleiter, als sie durch den Fichtenwald ritten. Das kleine Gefolge war auf seinen Wink zurückgeblieben. Die Morgenstunde fing an die Nebel zu zertheilen und versprach einen schönen Tag.
    »Daß Ihr wieder gut machen wolltet, was Ihr schlimm gemacht. Aber –«
    »Grad' heraus, Niemand lauscht, und ich bin in der Laune, Dich zu hören.«
    »Ihr denkt, der Specht spricht auch, und der Häher und die Krähe schreien, warum nicht Hans Jürgen.«
    »Was ich denke, ist mein. Ich will Deine Gedanken hören.«
    »Nu ja, Herr Kurfürst, was ich von Euch damals dachte, das wißt Ihr, als ich noch nicht wußte, daß Ihr's wart.«
    »Das zu wiederholen erlaß ich Dir. Was denkst Du aber nun?«
    »Weil Ihr meinem Oheim so große Schande angethan, darum kamt Ihr. Denn, daß Ihr auf der Jagd blos verirrt wär't und nur so von ungefähr angesprochen, das glaube ich nicht.«
    »Bursch', Du zeihst Deinen Fürsten einer Lüge?«
    »Das darum auch noch nicht. Bei Hofe und in der Stadt mag's wohl so in der Art sein, daß Jeder was anders sagt als er im Sinne hat; weil das Jeder vom Andern weiß, so gleicht sich's aus.«
    »Und wenn ich darum nach Hohen-Ziatz geritten wäre? Wir sind hier nicht bei Hof, wir sind in Gottes freiem Walde. Du darfst nicht hinter'm Berge halten.«
    »Wenn Einer Einen geschlagen hat, oder was noch schlimmer ist als das, denn das ist es, und nun kehrt er bei ihm im Hause ein, und ißt an seinem Tisch und schläft bei ihm zu Nacht, da weiß ich doch nicht, wie er das damit wieder gut macht.«
    »Bist Du unter Bären aufgezogen? Weißt Du nicht, was der Unterschied ist zwischen einem Fürsten und Vasallen?«
    »Jeden juckt doch seine Haut, und was Ehr im Leibe ist, das weiß doch ein Vasall so gut, wie ein Fürst.«
    »Denke, Du wärst ich, und hättest einem Vasallen, einem Fremden Unrecht gethan, und fühltest den Drang, es wieder gut zu machen. Was würdest Du thun? – Du besinnst Dich sehr lange.«
    »Das ist schon recht. Es geht Einem schwer an. Aber wenn ich einen zu meiner Thür hinausgeworfen hätte wider Recht, den lüd' ich wieder zu mir ein, wenn's auch über's Recht wäre, mit allen Ehren und thäte ihn bewirthen wie einen Fürsten, wie's mich auch hart anginge, und was auch die Leute dazu sagten, und wenn –«
    »Besinne Dich, Hans Jürgen, ob ich nicht mehr that?«
    Hans Jürgen besann sich: »Ja, Ihr denkt's so. Daß Ihr Euch so fast allein in unsern Wald gewagt und in unser Haus geritten, und ohne Leibtrabanten Euch zur Ruhe gelegt habt. Denn um der Ehre willen war das gar nicht nöthig, daß Ihr noch zur Nacht bliebt. Wenn Ihr zur Vesper gegessen und einen Trunk gethan, hättet Ihr noch ganz gut bis Golzow reiten können, wo Ihr bei den Rochows besser aufgenommen wart, als bei uns. Aber Ihr thatet es, um so zu thun, als wenn Ihr uns wunder was Vertrauen damit zeigen thätet. Aber ich meine, für meine Person, das ist nicht so sehr viel, denn das weiß doch jedes Kind, daß wir Euch nicht todt geschlagen hätten, und hätten's auch nicht geduldet, daß Euch Einer ein Haar krümmte, blos weil Ihr unser Gast wart. Ich stand selbst die ganze Nacht durch vor Eurer Thür Wache. Dagegen ist nun nichts, und 's ist auch ganz gut, aber Ihr denkt Euch doch nun, wir Alle müßten uns überschlagen vor Erstaunen und Verwunderung, und vor Dankbarkeit nicht wissen, wo wir hin sollten, und dabei kommen mir denn so eigene Gedanken.«
    Joachim ritt eine Weile schweigend vor sich hin.
    »Sie werden's mir nicht danken, meinst Du?«
    »Ach ja, das werden sie schon; dabei aber dacht' ich mir: Wie das kurios in der Welt ist! Der Eine hat seine Schläge weg, was ich nämlich so meine: mein Oheim und wir. Und der sie ihm gab, der hat erst das Vergnügen weg, daß er einen ehrlichen Mann geschlagen hat; denn da mögen die Priester sagen was sie wollen, wenn ich Einen prügeln gethan, das hat mir Vergnügen gemacht und ihm Schmerzen, und zweitens kostet's Euch gar nichts, im Gegentheil, es hat Euch noch

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