Die Hosen Des Herrn Von Bredow
Vergnügen gemacht, und am Ende erheben sie Euch noch in den Himmel, wie edel und großmüthig Ihr seid, und danken Euch, und der Andere muß erstlich seine Schmerzen einstecken und thun, als wenn er wunder wie froh wäre, und dann auch noch danken und von den Leuten sich Glück wünschen lassen, daß es noch so gekommen ist. Das ist doch kurios in der Welt getheilt.«
Der Fürst blickte ihn an, als wollte er ihn fragen, ob er es anders theilen könne.
»Möchtest Du Fürst sein?«
»Das weiß ich nicht,« sagte Hans Jürgen. »Ich müßte es doch erst lernen.«
»Uns lehrt es Niemand. Gott giebt es und es ist da!«
»Da ist's am Ende recht gut, daß es mir Gott nicht gegeben hat. Itzund möchte ich am wenigsten in Eurer Haut stecken.«
»Du beneidest mich also nicht mehr um das Vergnügen, einem wackern Mann Unrecht gethan zu haben, nicht um die Lust, die es mir macht, von den Leuten gepriesen und bewundert zu werden! Ich sage Dir, es giebt noch andere Dinge, um die Du mich nicht beneiden darfst.«
Sie ritten wieder eine Weile, ohne ein Wort zu wechseln.
»Aber Du kannst scharf lesen in den Gedanken Anderer«, hub Joachim wieder an. »Wenn nun Einer wäre, der auch so in Deinen Gedanken läse!«
Da stutzte Hans Jürgen und wurde roth. Er dachte zwar, daß die Leute immer gemeint, er habe keine Gedanken, aber er wünschte jetzt doch nicht, daß der Fürst in sein Herz hineingesehen hätte.
»So ich nun lese, was die Röthe auf Deinem Gesicht aussagt: wie Du zwar Wache gestanden vor meiner Thür, als ich schlief, auch mich itzo sicher willst hinbringen, bis wo ich aus Eurem Gebiet bin, und so mich Einer anfiele, Dein Schwert ziehen würdest, aber doch innerlich grimmig schaust und sinnst, wie Du es wenden sollst. Wie Du in Spandow hingehorcht hast auf die wilden Reden, welche die Junker in der Schänke geführt, wie Du dann hinreiten wollen nach Friesack zu Deinem Pathen, um Raths Dir zu erholen, bis Dir Einer zugeflüstert, der Rath, den Du da fändest, würde Dir nicht gefallen. Wie Du ingrimmig heimgeritten, mit gar wilden Gedanken in Deiner Brust. Wenn ich läse, wie Du an den Knöpfen abgezählt, ob Du zum Pommerherzog gehen solltest, oder warten auf die Gelegenheit, die im Lande kommt. Läse, wie Du beim Gedanken aufgejauchzt, das Schwert zu ziehen und in heller Schlacht gegen Deinen Kurfürsten zu fechten? Da könntest Du auch Ritter werden, und welcher Preis erwartet Dich, wenn Du heimkehrtest. Darum lohnte sich schon, die Treue gegen seinen Landesherrn zu brechen. Nicht so, Hans Jürgen?«
Hans Jürgen hatte den Kopf allmälig sinken lassen und die Arme hingen schlaff zur Seite. Aber er ermannte sich doch, ihn wieder anzusehen, ob er sein Urtheil auf dem Gesichte lese:
»Das wißt Ihr Alles, Herr Fürst.«
»So mir ein Vöglein auch gesungen, daß Du mit ausreiten gewollt in jener Nacht gegen den Krämer, Du wärst gar trotzigen Muthes gewesen; nur die wackere Frau hätte Dich anderwärts hingeschickt. Ei, ei, so keck, und das doch hinter Dir?«
»Herr Kurfürst, lügen kann ich nicht! 'S ist Alles wahr. Ihr werdet mir den Kopf abschlagen lassen, wie Jenem. 'S ist schon manchem bessern Mann als mir so gegangen.«
»Du giebst Dich?«
»Wenn's sein muß, 's ist besser schnell als lange fackeln. Besser früh aus der Welt geh'n mit Ehren, als lange leben ohne Ehren.«
»Den Kopf soll's Dich nicht kosten. So ein Fürst alle die strafen müßte, die ihm übel denken und Böses thun wollten, aber 's kam nicht dazu, da hätte dieser Wald nicht Pfähle genug, um die Köpfe darauf zu stecken. Du hast Dich mir aber gegeben, und nun sollst Du nicht mehr frei sein, vielmehr mein Diener. Du hast für mich da gewacht im Hause von Ziatz, nun sollst Du für mich wachen im Schloß zu Kölln. Und das denke wohl, Hans Jürgen, was es heißt, für seines Fürsten Kopf einstehen. Ich will keinen Schwur von Dir, nur Deine Hand darauf!«
Hans Jürgens Arm zitterte doch etwas, als er seinem Fürsten die Hand reichte. Daß er ihm den Kopf würde abschlagen lassen, das, wenn er recht nachdachte, hatte er doch eigentlich nicht gedacht; aber daß er ihm würde die Hand reichen dürfen, das hatte er auch nicht gedacht. Da war ihm wunderbar, fast bang zu Muthe, und in den Nebeln, die durch die Fichten glitten, sah er ganz eigene Bilder. Seine Muhme Agnes hob den Finger auf. Er hatte ihr ja versprochen, nicht des Fürsten Mann zu werden, nun war er's doch geworden, er wußte nicht wie. Aber dann sah er auch wieder die Eva,
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