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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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für solchen Ort schicken mochte.
    »Himmel und Hölle!« rief mit gedämpfter Stimme der im Schafpelz und hob beide Arme in die Höhe, »wir haben ihn noch nicht. Nachher davon, Ihr Herren, hier thut uns Anderes Noth!«
    Aber seine Gründe schienen nicht Alle zu überzeugen, der Lärm, das Geschrei, wenn gleich mit unterdrückten Stimmen, ward lauter. Einige Mißvergnügte ritten auch schon aus dem Kreise, und sonderten sich in Gruppen.
    »Dacht' ich's doch,« rief Einer. »Wo die Klugsprecher sind, ist auch Verrath. Wer setzt denn um nichts den Hals daran!«
    »Warte nur, bis der Otterstädt kommt,« entgegnete der, welcher ihn zur Rückkehr zu bewegen suchte.
    »Der! Wer am Hof ist, züngelt.«
    »Gieb Dich nur jetzt Christoph.«
    »Gieb Dich, gieb nach, warte nur, so heißt's allzeit. Wenn's nun nicht geschieht, hol's der Teufel, und ich konnte in Kyritz einreiten! Zusammenhalten! Schönes Wort! Der Hund heult und der Wolf schluckt's. Wovon sollen wir leben? An unsern Fingern kauen, wenn wir die Zeit nicht nutzen! Ich hab' nichts mehr, darum bin ich hier. 'S läuft Alles auf's Dienen raus, Adam, wo die Klugsprecher an's Regiment kommen.«
    »Die Noth ist unser Aller. Die großen Herren –«
    »Salviren sich, wenn's schlimm geht, uns hängen sie. Wenn's gut geht, ihre Taschen werden voll; uns schmieren sie Redensarten in's Maul. Hab' die letzte Kuh verkauft zur Rüstung, und nun soll ich warten auf den Landtag. Und da wird parlirt, und dann heißt's: Die Ordnung will – Ich kenne das. Ich – auf die Ordnung. 'S ist mir kein Wort so zuwider. Kriege Bauchgrimmen, wenn ich's höre.«
    Adam flüsterte ihm Namen in's Ohr: »Volle Katzen haben sie mitgebracht. Es soll Keinem fehlen, der Geld braucht.«
    »Das heißt, wenn Du gut Bedienter spielst, wirst Du gut bezahlt. Seine Leute bezahlt der Kurfürst auch. So kommt der arme Mann runter. So ist mancher gute Mann in der Mark zum Dienstboten worden.«

    »Wer nichts hat, muß dem Andern dienen, der was hat. 'S geht schon nicht anders in der Welt.«
    »'S ginge schon, wenn« – antwortete Christoph.
    Der Sturm und das heftigere Schneegestöber trugen das Wenn des Junkers in die Luft, und trieben die Versammelten in's Haus, zum Vortheil der Anführer vielleicht. Die niedrige Stube des Haidewirths mochte noch nie eine so ansehnliche Versammlung in ihren zerbröckelten Wänden gesehen haben; mit ihren Fensteröffnungen, die mit Lumpen verklebt waren, und einem Lehmboden, der an Stellen einem Sumpf ähnlich sah. Hitze und Dampf qualmten aus dem gemauerten Ofen. Rohe Bänke und Tische, zerbrochene Gläser und Krüge im Schrank und ein Himmelbett waren die einzigen leblosen Dinge. Der Wirth, ein verdächtiges, tückisches Gesicht, mit einem Auge, und ein gespornter Mann, der, mit dickem Wolfspelz überdeckt, auf der Ofenbank schlief, die einzigen lebendigen Wesen, als die Ritter hereindrängten, und den Schnee von ihren Schultern abstampften, was kaum nöthig schien, da ihn die Hitze sogleich schmolz.
    »Unsinn!« rief der Anführer, der von den Andern Wigand genannt wurde und warf sich auf einen Schemel, daß die Rüstung unterm Pelz klirrte. »Unsinn in diesem Augenblick damit vorzukommen. Ich sage Euch, wenn wir uns nicht bändigen, haben wir verloren auch wenn's gelang. Meint ihr denn, daß es ein leichtes Ding ist? Ihn zu fassen, ja. Aber so wir's nicht geschickt angreifen, bleibt es ein Ast, den wir vom Baume reißen, und der Baum steht da und lacht uns aus. Vor hundert Jahren war es anders, und unsere Väter haben doch verloren. Jetzt hat der Baum hundertjährige Wurzeln unter sich, Deutschland war ein anderes, die Meinung ist für ihn, es ist ein gewaltiger Kaiser da. Wenn wir nicht jetzt mit aller Vorsicht zu Werke geh'n, wenn wir nicht die Meinung für uns gewinnen, haben wir ein schlecht Schauspiel zum schlechtesten, kläglichsten Ende gebracht. Verrückt, toll wären wir, so wir in dem Augenblick die Städte gegen uns aufbrächten. Jetzt an Wegelagerung, an Plackereien zu denken, ich sage Euch, besser, Ihr schnittet Euch die Kehle mit dem Brodmesser ab. Es kommt nur, es kommt Alles darauf an, der Sache ein gut Gesicht zu geben. Es kommt darauf an, jetzt zu geben, nicht zu nehmen. So unsere Väter es damals nicht mit den Städten verdorben, hätten sie auf die Dauer verschlungene Arme mit uns gemacht, die faule Grete hätte nicht vor unsern Schlössern gebrummt, sie wär' im Sande stecken blieben; wir hätten die Nürnberger wie den Hohenloher zu Paaren

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