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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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sind.«
    Die Bilder, welche der Redner erweckte, hatten etwas Anziehendes. Die Roheren schienen verstummt. Andere warfen ein, das Reich könne es nicht dulden, der Kaiser werde es nicht.
    »Wenn wir unterliegen!« rief Wigand. »Der Sieger schreibt überall Gesetze vor. Schlagen wir die Ersten, die kommen, aus dem Felde und warten die Andern ab, gesattelt und gerüstet, sie werden wahrhaft nicht lüstern werden nach der unfruchtbaren Erbschaft. Ich wiederhole Euch, hätten die Puttlitze, die Quitzow, die Rochow, die Bredow vor hundert Jahren den Städten nur den kleinen Finger gereicht, statt ihre Bürger zu zwicken und zu werfen, so gäb's keinen Nürnberger zwischen Elbe und Oder, wir hätten reichsfreie Geschlechter, reichsfreie Städte. Und nichts ist zu spät, wo es gilt, sich selbst zu retten. Die Fürsten überall im Reich, freilich sie möchten oben hinaus, den freien Adel knechten, die Städte bändigen. Aber anderwärts lassen sie sich nicht bändigen. Seht auf die Bündnisse im Schwabenland, in Franken, in der Pfalz. Die Sickingen, Berlichingen, die Kronberg, die Brömser rühren sich, sie werden den Fürsten, die nicht mehr sind als sie, noch manche Nuß zu knacken geben. Sind wir schlechter als die? Ja, wenn wir nicht den Mut haben, besser sein zu wollen. Wir haben keine Burgen auf steilen Felsen, meint Ihr. So haben wir Sümpfe, Wälder, Brüche, Seen und zähen Muth. Schaut Euch um, wenn Ihr doch zagt, nicht nach Abend, nach unsern Nachbarn im Morgen. Da ist Freiheit. Erinnert Euch, daß von Euren Urgroßmüttern noch slavisches Blut in Euren Adern rinnt. Der Pole hat auch einen König, aber wehe ihm, wenn er die Hand anlegt an die Rechte des Adels. Solche Markgrafen wollten wir dulden, selbst erkoren, aus freier Wahl hervorgegangen. Da hat der Adel Rechte, da schirmen die Großen die Kleinen, da wagt kein Fürst, den freien Mann unter seine willkürlichen Satzungen zu drücken. Was hindert uns, wenn das deutsche Reich uns nicht will, wenn es über uns als Stiefbrüder die Achseln zuckt, uns dem mächtigen freien Polen anzuschließen. Freunde und Brüder! wo es Freiheit gilt, ficht sich's so schön mit dem krummen Säbel wie mit der graden Klinge!«
    »Der Otterstädt kommt noch immer nicht,« rief Einer, der ungeduldig schon mehrmals zur Thür hinausgegangen.
    »Es kommen ihrer Viele nicht, auf die wir rechneten.«

    Einer zählte am Finger die Namen mehrerer großen Familien: »Es hat mir das Mark im Leibe gesotten, was Du sprachst, Wigand, das ist wahr, aber wo soll's hinaus, wenn die Wedel fehlen, die Puttlitze, die Reder, Rochow, Bredow, Alvensleben?«
    »Der Sturm kräuselt zuerst nur Staub, zuletzt reißt er Dächer ab. Uns läßt man anfangen; glückt es, so zweifle nicht, daß auch die Reichen zur Ernte sich einfinden. Das ist der Lauf der Welt. Es kommt nur darauf an, daß man stark genug sich fühlt, um anzufangen.«
    Andere hatten eine Liste vorgezogen und musterten die Köpfe der Anwesenden. Der Anführer riß schnell das Papier fort:
    »Nichts Geschriebenes! Keine Namen.«
    Er warf das Papier in den Ofen und ließ sein Auge nicht davon, bis der letzte Zipfel sich in Gluth und Asche krümmte. Einige lächelten über die Vorsicht:
    »Wir sind ja unter uns.«
    »Um so weniger thut Papier noth, wo Blut und Ehre unsern Bund kitten. Wir kennen uns doch Alle?«
    Seine Augen flogen im Kreise umher. »Nicht wahr, Hans Zarnekow? – Ihr vom rothen Haus, Peter Lüdke?« Ein Nicken und ein Handschlag antwortete: »Wer ist der auf der Ofenbank?«
    »'S ist ja der Götz von Ziatz!« lachte Wedigo.
    »Was Teufel, und kann schlafen!«
    »Er kam vor 'ner Stunde todtmüde vom Nachtritt an. Der Wirth sagt, er fiel auf die Bank.«
    »Seid Ihr's gewiß?«
    Wedigo zeigte auf die Büffelhaube, den Pelz und lächelte etwas: »Wer im Lande kennt nicht Götzens Elennsbüchsen!«
    »Das ist gut,« sagte Wigand. »Er schwor im Rausch; ich zweifelte, ob er nüchtern kommen würde.«
    »Will auch keinen Eid darauf ablegen, daß er nüchtern kam,« lachte ein Anderer.
    »Genug, er ist gekommen, sein Name ist bei uns, und das ist viel, und vielleicht mehr, als wenn er erwachte«, setzte er leise hinzu.
    Ein freudiges Holla draußen, ein Gewirr von Rüstungen, ein Pferdewiehern unterbrach sie und im nächsten Augenblicke stürzte ein Ritter herein und warf ungestüm den Helmsturz zurück:
    »Da bin ich! – Er kommt.«
    Otterstädt's Augen rollten wie eines Irren, seine Brust hob sich und senkte sich, sein Athem versagte

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