Die Hosen Des Herrn Von Bredow
getrieben, bis ihnen die Lust verging.«
»Hätten ist nicht hatten,« sagte Einer. Die Rede schien wenig Eindruck auf die Mehrzahl gemacht zu haben.
»Beim Blut von Wilsnack! was wollt Ihr denn?« rief der erste Redner, den eisernen Arm auf den Tisch legend. »Wer nicht die Zeit, wie sie ist, im Aug' hat und faßt, der verspielt auch die Gunst des Augenblicks. Was haben wir denn, wenn wir ihn haben; und auch wenn er nicht mehr ist, was denn? – Das Herzblut springt Euch bei dem Gedanken, daß Ihr Eure Rache kühlt. Glaubt Ihr, daß mein Herz nicht auch jubelt? Aber so handelt das Vieh. Könnt Ihr nur an heut denken? Ist das Morgen Euch mit Brettern vernagelt?«
»Sprich, sprich, Wigand!« sagten Einige.
»Städte, Fürsten, Kaiser, Reich stehen auf. Die Acht wird gegen uns geschleudert. Meint Ihr, daß die Sachsen, die Pommern, die Mecklenburger, die Magdeburger nur einen Augenblick anstehen, Exekutionsheere zu schicken! O, wir haben gute Nachbarn. Wo sind unsre festen Burgen, wo die dicken Mauern, dahinter wir ihnen in die Zähne lachen können? Wollt Ihr Alles auf's Spiel setzen um einen heißen vollen Trunk?«
»Wigand hat Recht!« sagte Einer. Die Andern schwiegen.
»Ich habe Recht. Ich weiß, daß Joachim grad jetzt Boten ausgesendet zu den Pommern, zu allen Fürsten in der Runde zu einem großen Vertrage gegen die Plaker, wie sie's nennen, gegen die Ritter aus dem Stegreif. Jeder macht sich anheischig, die Landschädiger zu fahnden, greifen und richten, auf weß Gebiet sie betroffen werden. Wird unsere That laut und wir thun jetzt nichts weiter, so heißt's durch die ganze Welt: wir sind Stegreifritter, wir thaten nichts als uns zu rächen, und Ihr wollt doch mehr, Ihr Herren, Ihr wollt andere Unbill rächen, alte, schlimme, verjährte, Ihr wollt Euer Recht wieder fordern, das Gott Euch gab, und die Fürsten aus Nürnberg nahmen's Euch.«
»Das wollen wir,« rief Wedigo, an seine eiserne Brust schlagend. »Das Land war unser, die Wege und Straßen, unserer Väter waren sie, unser das Recht und ihrer das Unrecht. Das wollen wir und weiter jetzt nichts, dazu zeigt Gott uns den Augenblick. Wozu langes Fackeln! Viel Reden kühlt das heiße Blut. Was nachher, findet sich nachher.«
Ein Dritter fiel ein: »Daß wir nicht hier sind, einen Milchbrei zu essen, weiß Jeder. Mag's ein heißer Brei sein, daran wir uns den Mund verbrennen; genug, wir sind geschworen, und unter uns ist kein Hundsfott, der den Eid bricht.«
»Was sollen uns die Städte?« sagt ein Anderer. »Die liegen wie der Dachs in ihrem Fett, froh, wenn man sie in Ruhe läßt. Schüchtert sie ein, so geben sie sich in das, was nicht zu ändern ist. Aber sie stehen nicht zu uns, und wenn sie zu uns ständen –«
»So hätten wir eine Macht auf unserer Seite, die Ihr hoch anschlagen könnt,« fiel der Anführer ein. »Um aller Heiligen Blut willen, hört mich noch an. Die Bürger knurren, glaubt mir's, es gährt auch dort. Nur einen Brand hinein geschleudert. Wenn wir die Städte gewinnen, nur einige, nur die bessern, so können wir sagen, das ganze Land hat sich erhoben, die Unbill, die Ungerechtigkeit war nicht mehr zu tragen. Das giebt unserer Sache ein Ansehen. Vor einem ganzen Lande, das aufsteht seine Voigte, seine Zwingherren abschüttelt, hat auch das Reich Respect. Hat Österreich die Waldstätte wieder gewonnen? Dort traten Alle zusammen, Bauern, Städte, Adel. Wär' unsere Sache schlimmer, so wir Alle, Einer nach dem Andern, hingen, Gut, Blut, Leben für die Freiheit einsetzen? Die alten Voigte, so die Kaiser in die Marken setzten, waren gut. Darauf kamen schlimmere und immer schlimmere, die Baiern, die Luxemburger; sie halfen uns nicht, wir mußten uns selbst helfen. Wer beweist uns, wenn wir das Schwert zücken, daß unser Recht ausging, uns wieder selbst zu helfen! Wagt es, Freunde, das auszusprechen! Wer wagt, gewinnt. Verwirkt hat er, der tolle, eigensinnige Knabe, der nicht mehr Voigt sein will des Reichs, der unsere Statuten, Satzungen, unsere alten Rechte freventlich zertritt, der adlig Blut vergießt um Lumpereien, der seine Grillen uns zu Gesetzen geben will, verwirkt hat er die Herrschaft. Erhebt Eure Stimmen, schreit Zeter mit tausend Kehlen, laßt tausend Briefe es schreiben, schickt Druckschriften durch das Reich, klagt, um nicht angeklagt zu werden. Er hat keine Kinder, keine Brüder. Bis die Sippschaft aus Franken klagt, bittet, belehnt wird, bis sie mit Truppen anrückt, sind wir in Besitz und stark, wenn wir einig
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