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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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sängen und Frau Brigitte sprach bei sich: »Gott sei Dank, nun bin ich sie los und Alles wird gut.«
     
Fußnoten
     
    1 Der Bischof Scultetus von Brandenburg »war ein fürtrefflicher Redner, konnte drei Stunden lang Quinones halten, so er einen guten Rausch hatte und auch wann er nüchern war,« sagte Angelus.
     
     
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Die Köpnicker Haide.
    »Der kommt ungelegen,« sprachen zwei Reiter, die am grauenden Morgen durch' die Köpnicker Haide ritten, als der Wind einen ersten, leichten Schnee ihnen in's Gesicht trieb. Es waren ritterbürtige Leute; aber mit den kurzen Waffen und in ihren Büffelkollern und Wolfspelzen, unter denen die Panzerhemden verrätherisch blinkten, ritten sie nicht zu Hof und Hochzeit.
    Der Morgen war rauh und unfreundlich wie ihre Gesichter. Sie folgten einem wenig befahrenen Holzwege. Wo der Wald sich lichtete, hielten sie, wie um zu horchen. In weiter Ferne hörte man dumpfe Hufschläge. Auf der andern Seite der Lichtung schimmerte aus der Niederung eine verfallene Lehmhütte, deren wettergepeitschtes, schiefes Dach allmälich seine braune Farbe verlor.
    Der eine, Ritter schien gerade dies Dach mit besonderer Aufmerksamkeit zu betrachten: »Siehst Du, Wedigo, es wird weiß.«
    Der andere strich aus seinem rothen Knebelbart den Morgennebel: »Es bleibt aber nicht weiß. Der Rauch schmilzt es da am Schlott. Die Sonne thut's für uns nachher.«
    »Bis 9 Uhr, wo er kommen soll, hat sie nicht die Kraft.«
    »Und wenn nicht, was weiter!«
    »Was weiter, schwere Noth! Sollen wir wie die Eichkatzen an den Baumästen klettern? An die siebzig, die von links und rechts kommen, müssen doch Tapfen lassen. Es wäre die Pestilenz, wenn er Wind bekäme, und es ginge wieder quer.«
    »Ist er nur bis zum Süßengrund, dann mögen sie uns wittern.«
    »O dieser süße Grund!« knirschte der Andere, »er soll ihm ein bittrer, saurer werden!«
    »Wenn Kaspar Flanz pfeift, so laut er will, mag ihm ein Vöglein singen, 's ist zu spät. Er kommt nicht mehr nach Köln zurück.«
    »Mordio!« Der Andre schüttelte an seinem Degen. »Nur heut keine Memmen!«
    »Kannst Du noch zweifeln?«
    »Was Adelige sind, nein. Aber daß wir bei so was nicht unter uns sind! Ich ward überstimmt.«
    »Was plagst Du Dich mit Argwohn, Adam! Unsere Knechte sind Dir Kerle, die im Feuer gesotten wurden. Was hat so ein Bauersohn, dem sie sein Haus in Asche gelegt, und auf seinem Acker wachsen Nesseln? Meinst Du, daß sie lieber Disteln ausreuten und hinter'm Pfluge keuchen, als mit uns durch die Haide preschen? Satan könnte sich keine bessere Gesellen wünschen, als märkische Bauern, die nichts mehr hinter sich haben und ein frei Leben vor sich. Ich habe so ein Paar Lümmel: ihre Schwielenhaut ward in Sonne und Sturm wie ein Panzerhemd, und ihre Sehnen sind wie Eisen. Auf die ist Verlaß; ließen sich für mich ein Stündlein zum Vergnügen auf die Folter recken. Wenn man den Menschen die Krippe nicht zu hoch schnallt, sind alle Menschen gut.« Sie ritten, am Waldrande sich haltend, auf das Haus zu, um, nach der Verabredung, die ersten zu sein, schienen aber verwundert, als sie im Wege schon eine frische Pferdespur fanden.
    »Das fordert Vorsicht,« sprach Wedigo und sprang vom Roß, das er an einen Ast band, um von hinten an das Haus zu schleichen.
    Aber lächelnden Gesichtes war Wedigo zu seinem Gefährten zurückgekehrt, flüsterte ihm einen Namen zu, der auch diesem ein Lächeln abnöthigte, derweil die Ankunft anderer Reiter beider Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Alle kamen auf Nebenwegen mit derselben Vorsicht heran; alle vermummt. Einige mit alten Helmen und geschlossenen Visiren, alle wohl bewaffnet. Ihrer Tracht nach schien keiner vornehmer als der andere zu sein. Aber in jeder Gemeinschaft muß es Führer und Häupter geben, und wo keine sind, da machen sie sich von selbst. Man ritt an einander, man wechselte leise Worte, Winke und Händedrücken, bis ihrer so viele beisammen waren, daß die Ordnung nöthig schien, welche nur ein Befehlshaber herstellen kann. Einer, der seine stolze Haltung nur schlecht unter dem Schafpelz verbarg, winkte seine Befehle einem andern im schwarzen Büffelkoller zu, der nun unter den Gruppen umherritt und sie austheilte. Einige stiegen von den Pferden, und vertheilten sich in den Wald, andere hielten zu Roß an dem Saum der Lichtung Wache. Erst dann traten die Andern in einen Kreis und pflogen, wie es den Anschein hatte, Rathes, der aber bald lauter wurde, als sich

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