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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Angstschweiß stand ihm auf der Stirn, als ein sanfter Druck seinen Arm berührte und eine weiche Stimme seinen Namen sprach. Es war kein Geist auch die Edelfrau nicht, und dennoch durchzuckte ihn ein tiefer Schmerz, als Eva's Augen durch die Dämmerung ihn anblickten.
    »Kommst Du auch, um mein zu spotten?«
    »Hans Jürgen, ich komme nicht, um Dein zu spotten. Du mußt fort. Wir haben die Mutter gebeten; allein sie ist gar aufgebracht. Du weißt wie Vater ist, wenn er aufwacht.«
    »Schimpf mich nur, ich hab's um Dich, ich hab's um Euch verdient. Wenn er tobt und flucht, kriegt Ihr es auf den Hals. Laß mich doch hier und stellt mich hin. Ich verdiene es. Was lief ich fort, nun ist's an mir, daß ich dafür büße.«
    »Ach Hans Jürgen, Du mußt ja schon büßen.«
    »Weine nicht Eva, Du bist ein gutes Mädchen.«
    »Ach wenn nicht die Waschbank gewesen und ich Dich nicht geneckt –«
    »Dann hätte ich Wache gestanden, bis ich aschgrau wurde,« fiel er ein. »Ich stände noch jetzt. Nein, Deine Mutter war's, die rief mich ab, daß ich dem Schurken von Krämer nachsetzen mußte, und dann mußte ich ihm seinen Packen aufladen. Darüber ward's vergessen. Du bist nicht schuld, Eva. Der Hedderich ist's, Deine Mutter ist's, ach ich weiß nicht, was ich rede; aber 's ist gut, wenn sie Einen haben, dem sie Alles aufladen können, dazu bin ich gut, zum Sündenbock. Nun laß mich gehen, Evchen, nun ist Alles aus; nun werde ich mein Lebtag nichts. Sie werden mit den Fingern nach mir weisen und pfeifen, und sie haben Recht. Hans Jochem, der wird lachen, der wird wiederkehren. Dem werden sie um den Hals fallen, Mutter und Vater, und Du auch, Eva –«
    »Ich nicht.«
    »O verred' es nicht. Wer nur Glück hat, dem kommt Alles entgegen. Aber wer Unglück hat, der kann anfangen was er will, dem gelingt nichts. So hat's meine Mutter seeliger gesagt und so probirt sich's an mir. Hinaus soll ich und das Zeug holen und nicht wiederkehren, bis ich's fand. Und wenn ich's nun nicht finden thu, dann geh' ich suchen, suchen, bis – bis Ihr mich vielleicht auch suchen geht und nicht findet. Die Welt ist weit, und wenn mich kein Irrwisch verlockt und ich nicht im Sumpf stecken bleibe oder über einen Strauch falle und ein Bein breche und ein Rudel Wölfe erbarmt sich mein, so ist's am End zum Besten, ich mach' mich gleich auf die Beine und kehr' nimmer wieder. Die Rosse zeichnen und den Tauben pfeifen und Wacht halten bei der Wäsche, o dazu werden sie auch anderswo mich brauchen können. Dazu ist's nicht nöthig, ein Anverwandter zu sein vom Hause. Dann fragt wohl Einer, aber wo ist denn Hans Jürgen blieben? Und wenn ich nimmer wieder kommen thue, dann sagt Ihr wohl am End: 's ist doch schad' um ihn, und daß er darum –«
    Sie hatte seine Hand gefaßt, und er fühlte, daß sie etwas hinein drückte:
    »Du wirst heimkehren und glücklich. Bewahre das, und thu's um den Hals.«
    »Was ist's?«
    »Das Amulet, was ich von der Großmutter seeliger habe. Wer das auf dem Herzem trägt, dem können die bösen Mächte nichts anhaben, wenn er auf guten Wegen geht.«
    »Eva das ist Dein. Nimmermehr, das nehm ich Dir nicht. Das mußt Du behalten.«
    »Ich geh' ja nicht in der Nacht aus, wo die Unholden Macht haben. Zumal auf den Kreuzwegen, da drücke es recht fest an's Herz. Und an der Schnur thust Du's um den Hals.«
    »Eva Du –«
    »Gott bewahre, hier in der Burg. Da sind ja keine Unholden. Vorhin, als ich lauschte dem Gespräch, und der Ritter Euch zusprach, da ward mir recht bang und ich drückte das Herzlein an mein Herz. Und da schon dachte ich, ich wollte es Dir geben, wenn Du mit ihm ausrittest, aber dann schämt' ich mich wieder. Hans nimm's, steck's ein, sag's Keinem. Bring's mir wieder, wann's Dir gut gegangen. Fort, nur fort. Rede nicht weiter, lieber Hans Jürgen, das thut nichts. Die lieben Englein sind bei Einem auch ohne Amulet, sagt die Mutter, und die kann's eigentlich nicht leiden; nur weil's von der Großmutter seeliger kommt, die hielt soviel drauf. Nun sei ein guter Junge und geh, und behalt mich lieb und Keinem sag' davon was.«
    Er stöhnte tief auf: »Ach Eva, Gott lohn's Dir, und ich will ein schlechter Kerl sein, wenn ich Dir nicht Alles verzeihe, was Du mir zum Possen gethan hast mit den Andern. Weine nicht Evchen, beim lieben Gott im Himmel und allen Heiligen, ich weiß nicht, was ich spreche. Es geht mir so im Kopf um. Aber wenn ich dachte, nun das wird doch gelingen, da wirst Du mal Lobs hören, da sollen sie mal

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