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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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strenger Blick verzog sich in ein freundliches Lächeln. Sie hielt die Hand ihm entgegen: »Das ist brav von Dir, Hans Jürgen!« und hinter ihren Schultern blickte Eva's noch freudeglänzender Gesicht. – Wäre er aber zu Roß mit den Andern zurückgekommen, wie langsam, däuchte ihm, hätte er den Damm entlang reiten müssen, den Schatten der hohen Ulmen hätte er gesucht, sich und was er trug, unter dem Mantel verborgen. Was hätte der Wetterhahn auf dem Thurm verzweifelt gekräht, wie würde der Thorflügel geknackt, welche fragenden, scharfe, durchbohrenden Blicke würde die Burgfrau ihm entgegen geworfen haben. Ihm war so leicht, eine Centnerlast fiel ihm von der Brust, er schritt muthig zu und sah keine Gespenster mehr.
     
Eilftes Kapitel.
     
Kloster Lehnin.
    »Hier gebt mir Eure Hand, Junker, oder faßt lieber meine Stange an, ein Schritt links oder rechts ab, und Ihr seid verloren,« sprach der Knecht Ruprecht.
    Sie waren aus dem Dickicht des Waldes in die sumpfige Niederung hinabgestiegen, welche sich noch heut in weitem Halbkreis um Ort und Kloster fortzieht. Hier war kein Steg, kein Pfad zu sehen, ob doch die Dämmerung schon in den weiten Lug schien; nur Elsenbüsche, verräterisches Schilf und offene Lachen. An dieser Stelle ging der Führer selbst unschlüssig und prüfte vorher das trügerische, zitternde Erdreich, hier wand er sich in weitem Umkreis um mannshohe Rohrbüschel und gelangte nur durch einen Sprung mit der Stange hinüber, die er dann seinem Gefährten zu gleichem Dienste zurückreichte.
    Jetzt standen sie ungefähr in der Mitte des Moors. Weithin zur linken blickten ewige Lichter aus den Klostergebäuden, während ringsum nur die dunklen Föhrenwälder im Nachtkleide ihre ungastlichen Schatten warfen. Ruprecht blieb stehen und schaute nicht unruhig, aber bedächtig nach Luft und Erde und den vier Winden.
    »Wir hätten doch besser gethan, den großen Weg über den Damm und durch den Ort einzuschlagen.«
    Ruprecht schüttelte den Kopf: »Daß wir die Hunde geweckt und dem Dieb die Spuren gezeigt.«
    »Ruprecht, bleiben wir länger stehen? Unter mir bricht es schon.«
    Der Knecht winkte ihm die Stellung zu wechseln, wie er selbst that: »Hört Ihr die Glocken?«
    Es läutete vom Kloster zur Frühmette. Ruprecht faltete still die Hände; Hans Jürgen folgte unwillkürlich seinem Beispiel. Nach einer Weile hörte man über das Wasser den Chorgesang der Mönche. Als sie ausgesungen, wandte sich der Knecht zum Junker:
    »Will's Euch nur gestehen, wußte 'nen Augenblick auch nicht aus und ein. So, nun sehe ich wieder klar; ich finde schon. Denke mir nun so, wie muß denen dazumal gewesen sein in der alten Zeit, die hier verirrten, und in der Wildniß war kein Licht, keine Glocken und kein Gesang!«
    »Sie sagen, das sei das erste Kloster, was sie in den Marken gebaut.«
    Ruprecht nickte: »Muß doch grauslich gewesen sein in solchem Land, wo der Teufel sein Wesen trieb, ungestört, und überall umher nichts als Wald und Sumpf von Bären und Heidenmenschen. Wo kein Heiliger war und Keiner einen Schutzpatron hatte, wie man da nur durchkam durch die Finsterniß und das Kobolds- und Nixenzeug, das itzt noch so fest sitzt, und die Geistlichen können's nicht ausrotten.«
    Hans Jürgen hatte gehört, das komme davon, weil die Mönche jetzt nicht wären wie sonst.
    »Sie sind Schlemmer und Thunichtsgute, das ist schon recht, aber die Glocken haben sie noch. Ohne die hätten die Geister schon längst wieder Oberwasser. Das war wohl ein gut Werk, daß sie grad hier das Stift gründeten, was es auch kosten that an saurer Arbeit und auch Menschenblut. Da drüben bei Namitz erschlugen die Wendischen den Abt Seebald. Man sieht noch den Stock vom Baum, wo sie ihn runter schütteln wollten, aber da er sich festhielt, sägten sie den Baum ab und schlugen ihn dann todt, was auch die Mönche den Heiden Lösegeld boten. Friede seiner Seele! Ob sie den Frieden hat, das weiß ich nun nicht. Denn die Leute hier herum sprechen anders als in den Kirchenbüchern zu lesen steht. Mehr als Einer sah ihn im Dämmerlicht auf dem Stumpf sitzen, und wenn man ihn anrief, huschte es in den Wald.«
    Hans Jürgen hatte immer nur gehört von dem frommen Abt Seebald, der ein Märtyrer geworden, weil er zu den Bauern umherging, in die schlechteste Hütte, um sie zu bekehren.
    Ruprecht machte ein eigen Gesicht: »Davon sollte man eigentlich hier nicht sprechen, aber die Bauern meinten, zum Bekehren ist er wohl ausgegangen, aber

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