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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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ihm war's mehr um die Frauen zu thun als die Männer. Einst kam er in Namitz in eines Fischers Haus, und die junge Frau, die grade buk, kriegte einen Schreck und wußte sich nicht anders zu verstecken, als sie kroch unter den Backtrog. Da, als der Abt sie nicht sah, setzte er sich auf den Trog und wollte warten bis sie käme. Doch ihre kleine Tochter lief erschrocken auf's Feld und schrie: ›Vater! Vater! der Abbat sitzt auf der Mutter.‹ Da liefen sie alle vom Felde und schworen ihm den Tod. Als der Abt sie nun herankommen hörte, mit Mistgabeln und Sensen, lief er, was er laufen konnte, aus dem Hof in den Wald. Sie hinter ihm drein, und da er nicht weiter konnte, denn er war dick, kletterte er auf eine alte Rüster und drauf kam denn die Geschichte. Alle die Mönche waren erschrocken über den wilden Grimm der Heiden, daß sie das Kloster wieder verlassen wollten und auswandern, und es wäre geschehen, wäre ihnen nicht da am Ausgang der heilige Johannes erschienen, grad wie er dem Wußo erschienen.«
    Derweil hatten sie das Ende der Niederung erreicht, zwar oft bis unter die Knöchel im Wasser schreitend, doch ohne weitere Fährlichkeiten, und die Hallen des Lehniner Waldes, schlanke, himmelhohe Kiefern mit uralten Eichen untersprenkelt, nahmen die Wanderer unter ihrem Schattendach auf.
    Wohl hatte Hans Jürgen von seinem Ahnherrn Wußo gehört, aber das war dunkles Gerede gewesen, auf das er wenig geachtet, hier in den feierlichen Waldhallen, durchschauert vom Morgenhauch, klang es anders.
    Wußo war ein wilder Heide gewesen, der nur gedürstet nach dem Blut der Fremden, welche eine fremde Sitte und einen fremden Gott in das Land seiner Väter einführen wollten. Oft hatte er sich unterworfen der wilden Gewalt, weil er ihr nicht länger widerstehen konnte, aber eben so oft, wenn die Gelegenheit sich bot, hatte er in das Horn des Urs gestoßen, die alten Freunde und Genossen gerufen, die Crucifixe niedergerissen, die Capellen zerstört und verbrannt und das Joch abgeworfen, das ihm eine Schmach dünkte. Und auch jetzt, als die Herrschaft der Sachsen in der Nordmark gefestet schien, diente er nur mit innerem Grollen den Söhnen des Bären Albrecht. Da war er einst zur Jagd ausgeritten mit dem Markgrafen Otto, und sie waren in eine Wildniß gekommen, die der Markgraf noch nicht kannte. Und darauf rechnete Wußo. Der Böse gab es ihm ein, daß er den Markgraf verlocken sollte, fernab von den Seinen, und da ihn tödten, wo Keiner es sah und Keiner die Spur finde. Dann werde alles bleiben und werden, wie es gewesen; denn was thue das Neue, das die Christen gebracht, dem Lande und Volke gut, als daß es die Leute unzufrieden mache mit dem was sie hätten und ihre Väter. Die an Eicheln und Buchnüssen sich genügen lassen, wollten nun Brod essen, und die auf fauler Streu lagen, wollten in Betten schlafen und aus Höhlen und Hütten in Häuser und Thürme überziehen. So überredete sich Wußo und machte seine schwarzen Gedanken weiß, weil doch auch diesem Heiden, denn das war er trotz des Taufwassers, das Gewissen anging, daß Markgraf Otto ihm so viel Liebes erzeigt und sein Vertrauen auf ihn gesetzt.
    Dazumal war die Gegend ganz anders als sie jetzt ist. Wo jetzt die Fichten lustig und schlank in's Blaue schießen, war ein Dickicht von Eichen und Rüstern und Buchen, die ineinanderwuchsen und Krieg führten um das bischen Boden und Luft. Da lagen umgeworfene Stämme faulend einer über dem andern, und Gewürm, Kröten und Schlangen wimmelten am Boden, auf den nie ein Lichtstrahl fiel. Und wo der Wald aufhörte, war die Haide mit stachlichten Ginster- und Wacholdersträuchen besetzt, und wo die Haide aufhörte, war das Bruchland; verwachsene Elsen und wilde Schlingpflanzen, daß kein Lüftchen durchdrang, und in dem warmen, feuchten Dunst nisteten Schwärme giftiger Stechfliegen. Wer sich verirrte und nicht untersank, blieb stecken in den Dornen und kam jämmerlich um vor Hunger und Qual unter den Stichen des Geschmeißes. Und auch das Wasser, wo es zu Tage lag, spiegelte nicht die Sonne und die Sterne und den blauen Himmel. Da trieben umgefallene Bäume umher, mit dickem Moos und Pflanzen überzogen, Inseln schwammen und ein buntes, schillerndes Netz von faulenden Stoffen schien darüber ausgebreitet. Die wilden Katzen kletterten in den verwachsenen Baumkronen, Krieg führend mit den Habichten, den Raben und Krähen. Der Bär schlich noch brummend in den Schatten um, ein Schrecken der andern Thiere, und die

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