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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Ampeln wehten in den dunkeln Gängen.«
    »Du sahst doch nicht die weiße Frau?«
    Der Andere schüttelte den Kopf.
    »Oder trat Dir die eiserne Jungfrau entgegen und breitete die Arme nach Dir aus?«
    Der Cavalier machte eine abwehrende Bewegung: »Schweig, schweig! Dummes Zeug, ein Schwindel, mir wird schon besser.«
    »Glaube mir,« lachte der Hauptmann, »es ist das Katzenwedeln. Unsere Natur ist nicht für das Scharwenzeln. Wo die Weisheit mit Löffeln gefressen wird, schrumpft der Magen ein. Sauf Dich mit uns mal wieder voll, dann vergehen die Blähungen im Gesichte. Aber Menschenkind, bist uns noch Rechenschaft schuldig. Zauste Dich das Fieber auch, als Du durch die Haide rittest?«
    »Ich sagt' es Dir ja schon, mein Pferd riß mich fort. Weiß nicht, was ihm zu Gesicht kam. Als ich's bewältigt, hatt' ich die Richtung verloren, ich kam nach Brandenburg, Gott weiß wie, und hielt es dann für das Gerathenste, durch den Barnim zu reiten. Da übernachtete ich drüben in Kerzin.«
    »Da kann man freilich spät nach Berlin kommen! Ich will Dir's glauben, wenn Du's willst.«
    »Du thust sehr gescheit, Otterstädt. Worauf wartet der Fourier?«
    »Auf ein Schreiben Seiner Durchlaucht.«
    »An wen?«
    »Was weiß ich's, an welchen Schwarzrock oder welche Glatze. Wenn er schreibt, ist's ja nur an Pfaffen und Gelehrte. Nach Straßburg oder Basel soll's. Richtig, 's ist der superkluge feine Abt; mit 'nem Tritt fängt's an und mit Haus oder Heim läuft's aus, der schon mal hier war und Weisheit schüttelte, wenn er sich im Bart kraute.«
    »Der Abt Trittheim , sein Lehrer!«
    »Ging's nach mir, Wilkin, so stäch ich's dem Fuhrmann, der ihn bringen soll, daß er ihn in 'ne Pfütze würfe. Da möcht' er sich mit seinen lateinischen Phrasen rausziehen. Ging das gelehrte Thier nicht hier wie ein Pfau mit gläsernen Füßen, dem seine feine weiße Hand zu gut dünkt, daß er unsre groben Stühle und Tische anrührte? Und als thät er eine Gnade, wenn er mit Unsereinem ein deutsch Wort wechselt?«
    »Diese Leute sind nicht schädlich,« sagte der Andere. »Ein Spielzeug für ihn. Wenn er sich mit ihnen in gelehrte Gespräche über den Mond und den Papst vertieft, ist's nur zu unserem Vortheil. Aber was soll der Abt jetzt?«
    »Was! Wozu anders als zu der Hauptgeschichte, derohalben wir Kurfürst wurden. Soll dabei sein, Pathe stehen bei der neuen Universität, wie sie's nennen. Darüber wird ja jetzt geschmiert und correspondirt mit Papst, mit Fürsten und Herren draußen im Reich, als könnte ein Markgraf von Brandenburg, wenn er neu gebacken ist, nicht Eiligeres und Nöthigeres thun, als 'ne Schule zu gründen, wo die Buben das lateinische A B C lernen. Laß die Pommern die Oder aussaufen, was geht's uns an, wenn wir nur in Frankfurt eine Universität kriegen, damit man von uns draußen schwatzt, was für fromme und gelehrte Leute wir sind.«
    »Das Testament befiehlt es ihm.«
    »Er thut Alles, was uns nicht Noth thut, und nichts, um was es uns zu thun ist. Thut Euch in der Priegnitz eine Universität noth? Wir in der Uckermark brauchen keine. Hat's Mangel an Schreibern, Juristen, Pfaffen in der Altmark, in der Neumark, in der Kurmark? Pfaffen, daß man sich schütteln möchte, wie der Bettler im Pelz, aber wenn er nur im Mond einen Platz fände, stiftete er auch da ein Bisthum.«
    »Sonst nichts Neues, Herr von Otterstädt?«
    »Will seinen kleinen Bruder, Prinz Albrecht, wenn Frankfurt geweiht wird, zum Canonicus weihen lassen. 1 Daß dich – werden Alle noch Pfaffen und Schwarzröcke werden.«
    »Zu Haus ist doch Alles in Ordnung?«
    »Prost Mahlzeit! Vom Götze Bredow erfuhrst Du doch unterwegs?«
    »Der von Ziatz? Was ist mit ihm?«
    »Schöne Geschichte. Ist nach Spandow gebracht, in den Thurm gesperrt. Es giebt ein Gericht.«
    »Der alte Bredow?« Verwundert war der Hofmann aufgesprungen. »Ich – das muß ein Mißverständniß sein.«
    »Gebunden noch dazu. Soll mich wundern, was die Friesacker dazu sagen werden. Plagt der Teufel den alten Krippenreiter, daß er einem Juden auflauert, der mit seinem Wagen nach Berlin fährt.«
    »Einem Juden?«
    »Oder so was. Genug er hat ihn geworfen, leichter gemacht, geknebelt und in den Graben geschmissen. Soweit ging Alles gut. Nun hat aber der dämlichte Kopf, der nie viel Grips hatte, vergessen, daß wenn man etwas wagt, man Alles wagen und einem Kerl, der schreien kann, die Kehle fester zuschnüren muß. Item, er hat es verdorben. Es kamen Leute zu, die ihn losbanden.

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