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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Heilandes. Aber, und wäre es Simon der Schächer oder Ischarioth gewesen, der die dreißig Silberlinge trug, es hätte Keiner ein Recht, es hätte sich Keiner unterstehen sollen, wo ich den Blutbann habe, seine Hand an ihn zu legen. Oder zweifelst Du?«
    »Ich zweifeln, wo mein Herr spricht!«
    »Und doch stehst Du sinnend da? Bist Du anderen Sinnes? Ich liebe freie Meinungen, auch wenn sie meiner entgegen sind.«
    »Ich bekenne, daß allerdings ein Zweifel eben auftauchte, und wünschte wohl, daß mein gnädigster Herr mir da zu Hülfe käme. Gesetzt, was Ihr da eben anführtet, Judas Ischarioth wäre es, der von Köpnick nach Berlin mit seinem Sündengelde zieht, und ich begegnete ihm im Walde, beim heiligen Johannes, ich glaube nicht, daß ich eine Sünde thäte, wenn ich ihm auf den Kopf schlüge. Und wär' es, hilf mir Gott, ich glaube doch, ich thät' es. Gnädigster Herr, mir scheint die Frage von Wichtigkeit. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, verzeiht mir, ich spreche nur als Laie, aber ließe sich der Spruch hier nicht anwenden. Nein, Herr, auf die Gefahr Eurer Ungnade, die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Ist Judas Ischarioth nicht ärger als der Teufel, der doch vor unserm Heiland weichen mußte, und konnte ihn nicht in Stricke und Versuchung bringen, wogegen Judas unsern Herrn in die Stricke seiner Feinde verrathen hat. Den Teufel todt zu schlagen, das könnte doch kein Gericht mir wehren, so es in meiner Macht stände. Die Frage scheint mir allen Ernstes wichtig genug, daß ein christlicher Fürst sie an die Universitäten schickte, damit man die Gutachten der theologischen Facultäten darüber erführen.«
    »Die Facultäten, Lieber, würden vielleicht antworten, daß kein Mensch ein Recht hat, auch nur den Teufel todt zu schlagen, sintemal Gott ihn bestehen läßt, daß er uns zu unserm Heil versucht. Was nun Judas anlangt, so hat Gott es auch gefügt, daß weder Ihr noch ich ihm in der Köpnicker Haide begegnen könnt, da er längst seinem Gerichte verfallen ist. Auch ist nicht der geschlagen, sondern der Krämer Hedderich, und der ihn schlug, seid nicht Ihr, sondern es ist Gottfried Bredow. Was sagt Ihr dazu! Nicht wahr, es stehen Euch die Haare zu Berge.«
    »Die Sache fordert –«
    »Die strengste Untersuchung. Die soll ihr werden.«
    »Gewiß die allerstrengste, gnädiger Herr. Und doch überschleicht mich ein Bedenken, ob es nicht gerathener sei, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen. Verzeiht mir, es ist nur eine Ansicht. Der Gerechtigkeit natürlich ihren vollen Lauf, aber das Wohl des ganzen Reiches, vor allem Eurer Selbst, Eurer erlauchten Familie kommt doch auch in Betracht. Die Macht, die Verbreitung der Bredows über das ganze Havelland, die halbe Zauche, wo sind nicht die Bredows, muß man nicht aus dem Auge lassen. Ich weiß wohl, es sind nicht mehr die Zeiten der Gänse von Puttlitz und der Quitzows, ich rede auch nicht von einem Aufstande, der zu fürchten wäre, Euer starker Arm würde ihn niederschlagen; Rücksichten aber hat jeder Fürst, insonderheit jeder christliche Fürst und noch mehr Einer, der nur für das Wohl seiner Unterthanen lebt. Also ganz abgesehen von einer Furcht vor Etwas, was mein hoher Herr nicht fürchten darf, Ihr schlügt einem Feinde in den Nacken, der furchtbar werden kann. Ich meine die Meinung, welche die Familie für sich hat. Sie haben in letzter Zeit sehr viel auf sich gehalten, man hörte seit dreißig Jahren nicht, daß ein Bredow auf der Straße lag. Welches Aergernis gäbe ein Prozeß und gerade gegen eines ihrer Mitglieder, das sich des besten Rufes erfreute. Eine scharfe Gerechtigkeit, gegen ihn geübt, würden selbst die Gerechten verdammen.«
    »Es ist geschehen.«
    »Es ist noch nicht verlautbart; man kann es noch ungeschehen machen. Dieser lumpige Krämer läßt sich abfinden, wenn nicht mit Wenigem, kann man viel geben. Die Bredows in Friesack würden tief in ihre Läden greifen, aber, wenn mein Rath durchginge, ließen wir es nicht bis dahin kommen. Befehle mein Kurfürst, so würde ich mit Vergnügen selbst das Mittleramt übernehmen.«
    »Ich habe dem Feinde in den Nacken geschlagen, dem ich in's Auge sehen will,« rief der Kurfürst aus, und seine Augen leuchteten vor edlem Zorn. »Morgen wird der Uebertreter nach Berlin geführt, ich werde ihn richten. – Auswendig, Lindenberg, willst Du das Testament meines Vaters kennen, und hast doch schon seinen Inhalt vergessen. Legst Du so die Worte

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