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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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nicht sehr freundlich: »Es thut mir leid, gnädige Frau, daß wir uns so wiedersehen müssen. Doch geht Pflicht vor Freundschaft. Wo ist Herr Gottfried?«
    »Mein Mann? Ach lieber Herr von Arnim, der ist eben erst aus dem Bett aufgestanden. Er schlief noch vom Landtag her.«
    »Das thut mir leid,« sprach der Voigt mit einem Lächeln um den Mund und sprang aus dem Sattel.
    »So muß ich ihn schon mitnehmen, wie er ist.«
    »Mitnehmen! Heilige Mutter Gottes, was ist's.«
    »Ist mir doch lieb, daß er schon im Wamms und Hosen steckt,« sagte der Ritter, da Herr Gottfried jetzt aus der Halle zum Vorschein kam. »'Nen Pelz könnt Ihr ihm noch umwerfen.«
    Als Herr Götz ihn grüßte, neigte sich der Voigt auch nicht um ein weniges, sondern hielt den weißen Stab in die Höh: »Herr Gottfried von Bredow, im Namen Seiner Kurfürstlichen Gnaden, Ihr seid mein Gefangener. Folgt mir in Güte.«
    »Gefangener!« rief es. Das war doch auch für Frau Brigitten des Schreckens zu viel. Hans Jürgen sah Eva fragend an, Agnes stürzte auf Herrn Gottfried und umfaßte ihn: »Sie sollen uns den Vater nicht nehmen.«
    »Das könnte nicht sein, lieber Herr von Arnim. Das ist ein falscher Befehl. Warum?«
    Der Anführer hob den Arm: »Auf Seiner Durchlaucht eigenen Befehl, den ich aus seinem Mund vernahm, bei Potsdam in der Forst. Ueberdem, wer wagt zu zweifeln, der ein guter Vasall ist zu Brandenburg!«
    Ein weniges ließ er das Pergament aufrollen, das er aus der Brust zog. Dann, als thäte es nicht noth, schnellte er es wieder zusammen und schaute nur nach seinen Reitern. Was er vor sich sah, that nicht gut, daß ein kurfürstlicher Diener es zu genau sah.
    Kaspar riß den Mund auf und drückte die Faust an die Zähne; Eva schrie und flog zu Hans Jürgen. Sie fiel ihm nicht um den Hals, sie legte nur die Hände auf seine Schulter. »Daß Dich doch mal!« hatte Herr Götz gerufen; weiter nichts, dann waren die Arme ihm straff niedergesunken und er schaute, blaß, mit seinen großen Augen in's Leere; aber Eva rief zu Hans Jürgen: »Dulden wir's?« – »Wir dulden's nicht,« hatte er geantwortet; ich weiß nicht, ob mit dem Mund oder den Augen, aber er sprang zur Treppe nach der Rüstkammer. Da war es gut, daß der kluge Knecht Ruprecht ihn auffing. Was er ihm zugeflüstert, da er ihn unterfaßte, ich kann's euch nicht wieder sagen.
    Die Harnische der Reiter klirrten, da sie einen Halbkreis um die Burginsassen schlossen; der Wachtmeister strich den Knebelbart, der Voigt von Arnim sprach kein Wort, aber auf seinen geschlossenen Lippen war geschrieben: Es ist Ernst, gegen den nichts hilft.
    Der Leiterwagen mit den Strohbündeln stand schon geschirrt im Hofe. Der Wachtmeister und noch ein Reiter setzten sich nach vorn und hinten, eine Kette mit Handschellen verbargen sie noch unterm Strohsitz in der Mitte.
    »Vater! Vater!« »Götze, mein Gottfried!«
    Und konnte der Dechant nichts mitgeben als seinen Segen? Die Burgfrau stieß ihn fort, sie schlang ihren kräftigen Arm um den Hals ihres Herrn.
    »Warum mußtest Du mir das thun, Mann! Nun weiß ich's, Du hast zu frei gesprochen auf dem Landtag.«
    Darum! – Das darum und warum verhallte unter dem Gerassel der Räder und Hufe auf der Zugbrücke. »Herr Dechant! Herr Dechant!« riefen Mutter und Töchter dem geistlichen Herrn nach, der auch hinausritt, still, gesenkten Hauptes, aber er ritt nicht mit dem Wagen; er schwenkte draußen um nach links.
    Da saß die unglückliche Frau und Mutter mit ihren Töchtern auf dem Walle. »Er hätte ihn doch trösten können auf dem langen Weg bis Spandow,« schluchzte Frau Brigitte. »Was braucht der Peter Melchior des Zuspruchs, der ist nur ein bischen krank und mein Herr –« Ein Aufschrei unterbrach sie. Der Wagen mit den Reisigen, als sie in den Wald lenkten, hielt, und deutlich sah man's, sie legten dem Gefangenen Fesseln an. »Daß Gott erbarm, das ist zu arg!« schrien' die Mägde; die Töchter bargen weinend ihr Gesicht im Schooß der Mutter, die ihres in beide Hände stützte: »Nun ist's vorbei, nun ist's richtig, wir sehen ihn nimmer wieder.« Sie sah ihn auch nicht wieder, als sie plötzlich sich aufraffte und mit dem Tuche nachwehte. Roß und Reisige waren im Walde verschwunden, im tiefen Sande verhallte der Ton von Hufen und Rädern.
     
Dreizehntes Kapitel.
     
Der Fürst und der Geheimrath.
    Im kurfürstlichen Vorzimmer saß der Hauptmann der Leibwache. Obgleich er den Lehnstuhl an den hellprasselnden Kamin gerückt, hatte er doch

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