Die Hosen Des Herrn Von Bredow
aus: › Deinen Thron wirst Du nicht besser befestigen, als wenn Du den Reichen nicht nachsiehst, wo sie die Geringen überwältigen, und wenn Du Recht und Gleich einem Jeden widerfahren lässest .‹ Ich will den Reichen nicht nachsehen, ich will gleiches Recht einem Jeden schenken. Ist er's, dann beim Wohl meines Landes; bei meinem Schutzpatron, bei den Heiligen allen, beim höchsten Gotte, den Rücksichten einen Fußtritt, die zwischen mir und meiner Pflicht sich eindrängen wollen.«
So hatte der Geheimrath seinen Herrn noch nicht gesehen. Auch Johannes Cicero, als er die fünfzehn Schlösser der Raubritter niederreißen; als er die Schuldigen richten, als er in Stendal das Henkersschwert walten ließ gegen die Aufrührer, so furchtbar hatte er ihm nicht gedünkt, als jetzt der Sohn. Der Sohn in seinem Zorn, der doch kaum aus dem Jünglingsalter zum Mann geworden. Welche Aussicht lag vor ihm!
Der Kurfürst mochte den Eindruck bemerkt haben, den seine Rede auf seinen Liebling hervorgebracht. Er setzte sich wieder und winkte ihm freundlich neben ihm Platz zu nehmen!
»Ich mag es begreifen, wie es Dich schmerzt, sie sind Deines Blutes und Standes. Soll es mich aber nicht mehr schmerzen, der ich das Siegel und das Haupt bin ihres Bundes. Wie soll ich mit meiner Ritterschaft vor Kaiser und Reich bestehen, wo ich ihre Ehre vertheidigen und vertreten soll und gleich geachtet wissen mit denen in Franken und Sachsen, in Schweden, Westphalen und am Rheine, wenn sie hohnlachend auf sie weisen und sprechen;: sind das Deine Ritter, die Nachts in die Hürden brechen und Hammel und Ochsen stehlen und Gänse forttreiben? Damit ich da nicht erröthen muß und weinen über Alle, muß ich hier ausreuten das Unkraut vom Weizen. Mag dieser eine Mann nur dies eine Mal verfallen sein den Stricken der Versuchung, da thut es mir leid um ihn; mehr kann ich nicht, als ihn beklagen. Dann aber wird seine Bestrafung anders wirken, als Du fürchtest; denn die Leute werden denken, wenn selbst ein langer, untadelhafter Wandel vor dem Verbrechen und der Strafe nicht schützt, wie muß da täglich Jeder beten und stündlich auf sich Acht haben, daß ihn der Böse nicht in einer schwachen Stunde beschleiche, wo die sündige Lust und der Kitzel dieser Stunde die Gedanken und Werke von vielen Jahren vernichtet.«
Der Herr von Lindenberg schien wieder seine vorige Ruhe gewonnen zu haben.
»Euer Durchlaucht Gründe haben mich überzeugt. Es kann nur der leibhaftige Satan gewesen sein, der diesen Mann verführt hat, Satan, dessen Macht Euer Gnaden hochgelehrter Hofkaplan noch letzten Sonntag in der Predigt, so daß uns Allen die Haare zu Berge standen, beschrieb. Auf die Aussage des Krämers ist nichts zu geben, er war von Angst und Schreck geblendet. Mir scheinen da geheimnißvolle Dinge im Spiel. Wie, wenn man die Sache dem Freigericht übertrüge? Die heilige Vehme, im Besitz uralter Überlieferungen ist in diesen geheimen Dingen sicherer das Rechte zu treffen. Auch üben ihre Aussprüche, die Vollstreckungen ihrer Urtheile auf das Volk noch immer eine wunderbare Macht. Ist es geschehen, forscht Niemand nach dem Warum. Wenn eines Morgens Gottfrieds Leiche auf der langen Brücke mit getrenntem Kopfe läge, wenn es hieße, daß er, verfehmt, verdammt, von dem Schreckbilde des Volkes, der eisernen Jungfrau, umhalst, seine Übertretung gebüßt, alsdann wären alle schlimmen Folgen von der Person meines Fürsten abgewälzt.«
»Ein heimliches Gericht!« rief Joachim. »Da sei Gott für. Was ich thue, soll das Licht der Sonne nicht scheuen, ich will's vertreten vor männiglich.«
»So erwartete ich es von meinem gnädigsten Herrn.«
»Und du lächelst, wo mich in der Seele schaudert.«
»Freimüthig will ich es gestehen, mich befremdete der Gegenstand des Gespräches. Während ich glaubte, daß mein Fürst mich zum Rath über Wichtigeres berufen, beschäftigt ihn ein elender Straßenraub. Vertieft dachte ich ihn mir in den großen Planen, wie wir endlich den sehnlichen Wunsch, die ernste Aufgabe seines Vaters lösen. Es ist eine Ehrenaufgabe Eures Hauses. Der Kaiser fordert es, daß jeder Kurfürst in seinen Landen eine Hochschule gründe, die Stände des Reiches dringen darauf schon seit zwei Geschlechtern, Euer Vater hinterließ die Gelder –«
»Kannst Du zweifeln, daß ich sie richtig verwenden werde?«
»Behüte mich der Himmel vor solchem Frevel! Doch begreife ich nicht, wie meines Fürsten Geist, ganz von diesem großen Geschäfte
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