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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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geträumt?«
    »Das wohl, ich weiß es nur nicht mehr recht. Einmal, das war kurios, stand ein langer Mann vor meinem Bette, im rothen Mantel, mit einem großen, blanken Schwert unterm Arme; der fragt mich: Warum warst Du in Berlin? – Ich sagte: Ich war ja Landstand. – Was hast Du da gethan? fragte er. Ich sagte: Ich habe gegessen, getrunken, geschlafen, Ja gesagt und Vivat gerufen. Er sagte: Dazu brauchst Du keinen Kopf! Und Schwipp, Schwapp, schlug er ihn mir ab. Er rollte unter's Deckbett, daß ich Mühe hatte, ihn wieder zu greifen. War das etwa der Gottseibeiuns?«
    Der Prediger besann sich, aber schüttelte den Kopf: »Nein, lieber Mann, in der Gestalt zeigt itzo Satan sich nicht. Ich sage nicht, daß er sich nie so gezeigt, noch je so zeigen wird, allein das ist es nicht.«
    »Ich hab' mir sonst so mancherlei Bedenken darüber gemacht.«
    » Das ist aber Satans Werk, lieber Herr von Bredow, daß er die Gedanken der Menschen ablenkt auf andere Dinge, damit sie seinen Spuren nicht folgen sollen, und das ist mein ganzes Studium, daß ich ihm auf der Fährte bleibe. Er ist gar nicht so stark, als die Theologen meinen, daß er überall Gott in seinen Werken die Spitze bieten könnte. Er neckt und hänselt die Erdenkinder nur durch seine Geister, daß sie ihm überall nachsetzen sollen, und so ihre Kräfte zersplittern, derweil er mit seiner ganzen Kraft, wie ein schlauer Feldherr, sich auf eine Festung, auf einen Landstrich wirft, um ihn unversehens zu überrumpeln. Hat er sich festgesetzt, da erobert, dann geht er weiter in Sprüngen und Sätzen, wie der Ryssel im Schachspiel, und da ihm zu folgen, das freilich kann nicht ein Jeder, er mag sonst sehr gelehrt sein.«
    Der Herr von Bredow faltete die Hände: »daß Gott dem Erbfeinde solche Macht gelassen hat!«
    »Nur damit wir uns anstrengen sollen, nicht ihn zu überwinden, das ist leichter; nein, ihn nur in seinen vielen Wandlungen zu erkennen und zu fassen. Ist das geschehen, so ist die Arbeit wahrhaftig nicht so groß. Ich könnte Euch bei mir zu Hause eine Karte zeigen oder einen Stammbaum, wo ich durch die ganze
Historia mundi
nachgewiesen habe, wie er auf Erden gegangen. Das sind Sprünge, das sind Winkelzüge, wie er die Menschen, ganze Geschlechter und Völker, beim Schopf gefaßt hielt. Er ist der beste Menschenkenner, das muß man ihm lassen. Was ihren Sinnen, ihrem Stolz, ihrer Eitelkeit schmeichelt, o da weiß er darein zu fahren, da sendet er seine besten Gesellen hin, da versteht er weiß schwarz und schwarz weiß zu malen, daß die Gescheitesten gefangen werden. Was die alten Griechen Ideen nannten, das war sein Steckenpferd. Hatte sich ein solches Gespenst der Menschheit bemächtigt, da war sein Acker und Pflug, da säete und erntete er, und unter seiner Sichel fielen Junge, Alte, Familien, ganze Generationen und Völker.«
    »Der Herrgott bewahre uns vor den Ideen!« rief Herr von Bredow.
    »Ihr habt Recht; diese Gefahr ist jedoch hier nicht nahe. Er hat hier seinen Anker anderwärts ausgeworfen, auf einen andern Acker, auf dem er die Menschheit so bethört, daß gar nicht abzusehen ist, was daraus werden soll, wenn nicht den Obrigkeiten endlich die Augen aufgeben. Das ist eine fürchterliche Macht: die Leute lachen darüber, wenn ich den Mund aufthue. Verbrenne ihn Dir nicht! rufen die Spötter mir zu, Ihr mit Blindheit Geschlagenen, die Ihr Euch Morgens einhüllt in das Gewand der Sünde, sonder Arg, und es umstrickt Euch wie das Kleid der Dejaneira, Ihr raset und tobt, und derweil Ihr noch wähnt, frei und Christen zu sein, seid Ihr Sclaven des Beelzebub.«
    »Um der Gebenedeieten willen, was ist's?«
    »Mein lieber Herr von Bredow, habet Ihr Euch jemals fangen lassen von der Hoffahrt und Sünde, dann soll's mich nicht Wunder nehmen, habt Ihr auch Pluderhosen getragen?«
    »Ich!« rief der Ritter. »Daß mich Gott behüte, nie that ich meinen Leib in solches Zeug. Seht hier –« und er klopfte auf sein Beinkleid, aber der Prediger ließ ihn nicht ausreden.
    »Lobet den Herrn! Wahrlich ich sage Euch, denen, die Pluderhosen tragen, hat Gott es in's Kerbholz geschrieben zum jüngsten Tage. Es wäre kein Wunder, wenn die Sonne plötzlich aufhörte zu scheinen, wenn es Nacht würde um Mittag, wenn die Erde nicht mehr trüge, wenn Gott mit dem jüngsten Tage drein schlüge wegen dieser grauenhaft unmenschlichen Kleidung 2 . Daß ich es ausspreche, der Teufel, der leibhaftige selbst, steckt darin. Aus der Hölle ist er gefahren, ihm ist da nicht

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