Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
spreche. So mächtig ist Satans Reich, selbst dieser fromme Fürst von seinen Spießgesellen umgarnt! Dürft ich predigen, dürft ich von der Kanzel donnern. Ich habe sie ihm vorgelesen, er fand meine Predigt gut, aber sie sei nicht an der Zeit. Was gut ist, ist immer an der Zeit. Er will sie der theologischen Facultät zur Begutachtung vorlegen lassen. Da muß ich warten, bis die Universität an der Oder geweiht ist. O der Teufel wird lachen über die Frist, die ihm geschenkt ist, er wird sie nutzen. Dann kommt es zu spät; dann kann Kaiser und Reich umsonst interdiciren, der heilige Vater in Rom muß seine Blitze schleudern, wo vorhin die Zornworte, die der Herr einem einfältigen Priester lieh, genügt hätten.«
    Was half das alles dem artigen Herrn Gottfried, daß der gelehrte Hofprediger ihm seine Aussichten über die Wege des Teufels auf Erden auseinandersetzte, und daß er jetzt im Stadium der Pluderhosen stecke.
    »Ist denn aber gar keine Aussicht da?« – fragte er, und meinte für sich, denn die Welt würde sich schon selber helfen, meinte Herr von Bredow. Der Hofprediger aber dachte nicht an den, zu dessen Trost er geschickt war, sondern an die Welt.
    »Doch eine «, antwortete er, »ich meine damit habe sich der Hölle Macht erschöpft. Sie wüthet zu toll, das ist ein Anzeichen, daß es auf die Letzt geht. So wollen wir denn zum allmächtigen Gott hoffen, daß dieser Hosenteufel der letzte sei, der noch vor dem jüngsten Tage das Seinige thun und ausrichten sollte 3 .«
    »Zum jüngsten Tage! Soll ich denn bis dahin eingesperrt bleiben? Herr Doctor, was habe ich denn mit dem Erbfeind zu schaffen gehabt? Es durfte ja in mein Haus keine Pluderhose.«
    »Und dann wundert Ihr Euch, Lieber, der Anfechtungen! Weshalb ist Euch Satan feind, als eben darum. Er will Euer Verderben, wie er mein Verderben will, denn er ist klüger als die Schlange. Wenn ich von der Kanzel herab sehe, daß der Kurfürst lächelt, weiß ich nicht, daß er es ist, der ihn heimlich kitzelt; wenn er die Hand vor den Mund thut, glaubt Ihr, daß ich ihn gähnen mache? Wenn ich ihn bei Hofe antreten will, und er weicht mir aus, und ich hörte ihn einmal sagen: Ach Gott, da ist schon wieder der Schwätzer! Vermeint Ihr, daß ich der Schwätzer bin, und Joachim ist es, der mich dafür hält? Würde der gottesfürchtige, hochgelehrte Kurfürst einen Schwätzer zum Hofprediger bestellen! Satan allein ist's, der sich jetzt in meine, jetzt in des Kurfürsten, jetzt in Eure Gestalt hüllt, der so seine Dinge wirkt, und seine Dinge sind Unfriede, Gestank, Aufruhr, Finsterniß, Wirrwar und Mißverständnis damit er im Trüben fischen kann.«
    »Aber sagt doch, wie komme ich denn dazu? Wie komme ich los?«
    »Ihr! – Durch Ergebung und Geduld. Wartet nur noch eine halbe Stunde, lieber Herr von Bredow. Ich gehe meine Predigt zu holen. Wir wollen sie lesen von Anfang bis zu Ende. Dann, so gestärkt, wird uns der Herr ja die Wege weisen, um aus dem Irrsal Euch herauszuführen.«
    Aber nach einer halben Stunde saß nicht der Hofcaplan, sondern der Dechant von Altbrandenburg neben dem Gefangenen, und hatte eine Schrift gefertigt, welche vor ihm auf dem Tische lag.
    Herr Gottfried saß, wie die Ergebung selbst, auf dem Schemel.
    »'S ist doch hart! Und daß ich das selbst unterschreiben muß.«
    »Bedenkt, mein würdiger Freund, was die Märtyrer gethan und gelitten. Sie selbst vergaßen es, ich meine ihr irdisches Wohl, um die Wege des Satans auf Erden zu kreuzen und ihren christlichen Mitmenschen die zur Gottseligkeit zu bahnen.«
    »Nu ja die Märtyrer wollten Heilige werden. Die Zeiten sind vorbei.«
    »Hier ist die Feder.«
    »Hat sie wirklich sie gewaschen?«
    »Drei Tage sah ich sie auf dem Trockenplatz hängen mit meinen eigenen Augen.«
    »Und der Kasper! Warte! Kann sich doch kein Mensch auf keine Seele nicht verlassen.«
    »Am wenigsten auf sich selbst, mein werther Freund. Wie ging es mir dazumal in Neu-Brandenburg, wenn Ihr Euch der ärgerlichen Geschichte entsinnt. Leute wollten doch einen Mann aus dem Fenster des Syndikus steigen gesehen haben, der die niedliche kleine Frau hatte. Beschrieben sie den Mann nicht grad als wär ich es! Und dann waren sie ihm sacht gefolgt, und er war vor meiner Thür stehen geblieben, nämlich in ihren Augen schien es so. Er hatte einen Schlüssel ausgezogen, aufgeschlossen. Die Treppen hatten sie ihn hinaufgehen hören, und dann Licht gesehen in meiner Stube, die bis dahin finster war und –«
    »Entsinne

Weitere Kostenlose Bücher