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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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nichts an Werken hinterläßt zur Erbauung und Stärkung und Nacheiferung denen, die nach ihr leben, ist wie ein todtes Glied an einem gesunden Körper, es wäre besser, wenn es ausgeschnitten würde. Wer nur Gott lebt und seinem Erlöser in der Stille hin, den darf ich nicht tadeln, denn er lebt für das Himmelreich; aber wen Gott niedersetzte auf dieser Erde und gab ihm Stärke und Ansehen und Mittel, der soll es nicht verprassen und vergeuden, sondern schaffen für sein Reich auf dieser Erde, und seine Stunden, seine Worte, seine Gedanken und seine Handlungen sind gezählt, wie die Haare auf seinem Haupte.«
    Wie suchten da umher des Fürsten Blicke! Einige schlugen die Augen nieder, Andere sahen ihn groß an; sie verstanden nicht, was er meinte.
    Er sprach weiter. Loben konnte er seine getreuen Märker nicht, aber schelten mochte er sie auch nicht, daß sie nicht eifriger ihn unterstützt. Etwas Bitteres kam über seine Lippen aber er verschluckte es wieder. Denn wozu Bitterkeiten; sie sind Gift, das nicht heilt, das die Wunde nur schlimmer macht und ein eignes feines Gift, das meist dem mehr schadet, der es ausstreut, als dem, welchem es zugedacht ist.
    Er sprach auch von dem neuen hohen Gericht, das er mit des Kaisers Willen in seinen Erblanden stiften werde, allwo in der Kammer alle Streitigkeiten, die früher an Kaiser und Reich gingen, sollten geschlichtet werden, die Schöffen, die er setzen werde, halb aus Gelehrten, halb aus Edelleuten, sollten dort Recht sprechen, sonder Ansehen von Stand und Person, ja gegen ihn selber, wenn sie ihn im Unrecht befänden. Und er gelobte für sich und hoffe es zu Gott für all' seine Nachkommen, daß er keinen darum absetzen wolle, noch entfernen, weil er ein Urtheil gefunden, das ihm, dem Fürsten, mißbehage, und weil er das für Recht gehalten, was er, der Fürst, für Unrecht halte. »Denn wo der Richter dienstbar würde eines Menschen Willen, und sei es des Kaisers selbst, das ist kein Recht mehr, das vor Christus bestehen kann, noch ist es dann ein deutsches Recht, sondern ein türkisch Recht, davor uns Brandenburger der liebe Gott bewahre! Es soll aber ein wahrer Richter fest stehen und unantastbar wie der Priester des Herrn, und wie der soll er vor keinem gewaltigen schrecken. Aber« rief er mit kräftiger Stimme und stand von seinem Sessel auf – »ich will auch, daß die Richter gegen jedweden Uebertretenden der Gesetze, die da sind, sprechen nach ihrem vollen Klang. Der Wahlspruch des gelehrten Henning Göde, der in Wittenberg das Recht lehrt, ist auch meiner: ›Gesetze, auf welche nicht gehalten wird, sind Glocken ohne Klöppel 1 ‹! Wie ich nicht dagegen fehlen darf, soll es keiner meiner Unterthanen, er stehe so hoch und fest er will, und meinem Herzen so nahe, als mein liebster Blutsfreund.«
    Darauf war er von den Stufen des Thrones herabgestiegen und winkte Einigen näher zu treten, darunter auch dem alten Bodo.
    »Was mir die Stirn in Falten legt, was meinen Sinn vergiftet, Ihr wißt es. Es ist was Arges geschehen, Gott verzeihe mir, wenn ich dem nimmer verzeihen kann, der es that. Wer es auch sei, ausgestrichen sei er aus dem Buche der Gnade. Denn mit der Schande keinen Vertrag und gält es mein Leben! Doch wen es traf, und er wird überwiesen, den allein straf ich nicht sein Blut und seine Sippschaft. Darum braucht keiner die Augen niederzuschlagen, der einen Blutsfreund in der Schuld weiß; wenn er ein guter Mann ist vor dem Recht, ist und bleibt er auch vor mir ein guter Mann.«
    Auf seinen Wink nahte sich ihm ein Edelknabe mit einem Kissen und ließ sich vor dem Fürsten nieder auf die Knie.
    »Die Kettenträger unsrer lieben Frauen treten vor!« sprach der Fürst.
    Nur drei oder vier alte Männer traten vor.
    »So wenige nur, und es war ein so guter Orden! Ist die Zucht so schlecht worden, daß meine Väter so Wenige werth hielten, oder ist die Zeit eine andere worden, daß was gut war, jetzt nicht mehr gut ist; und es sind noch nicht achtzig Jahre um, daß mein erlauchter Großohm, Friedrich der Andere, den Schwanenorden gestiftet! Wo sind die Burgsdorfe,« rief er, sich umschauend, »die Hoym, die Arnim, die Bartensleben und Bodenteich, die Bredow, die Jagow, Schlieben, Kerkow, die Alvensleben, Krummensee, die Schenk, die Waldow, die Schulenberg und Schlabrendorf, die so oft gewürdigt waren das Bild der allerheiligsten Jungfrau mit den Sonnenstrahlen um ihr Haupt, den Mond zu Füßen, auf ihrer Brust zu tragen? Ist Keiner mehr, der trachtet,

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