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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Lindenberg. »Wie ich eben höre, hat Euer guter Vetter von Ziatz schon eingeräumt, und was ist denn nun eigentlich so gefährliches in der Sache? Er hat sich sein Recht verschafft, nur ein wenig zu rasch.«
    »Und ward in Ketten eingebracht,« knirschte der Senior.
    »Seine Durchlaucht,« sagte der Geheimrath leise, »wird zuerst auffahren. Da können wir uns gefaßt machen auf sehr schöne Reden. Er wird uns den Justinian auseinandersetzen, die Gränzen der erlaubten und unerlaubten Selbsthülfe. Er wird die Sache drehen und wenden, die Juristen des Alterthums citiren, uns deutlich machen, was davon auf ein christlich Reich paßt und was nicht, und wenn er sich gesonnt hat in unserer Verwunderung über seine Gelehrsamkeit, übergiebt er die Sache dem Geheimrathe zur Begutachtung. Dann wird unser Herr von Schlieben das Ganze erwägen und überdenken und mit höherer Weisheit in's rechte Schick bringen, das heißt, er wird mit andern und vielen Worten das für Recht erklären, was der Kurfürst will.«
    Der alte Bodo stieß mit seinem Stock auf die Diele: »Daß Gott erbarm, Herr! Ich wünschte – der Kurfürst hätte nicht so kluge Räthe,« setzte er in den Bart murmelnd hinzu.
    »Der Kurfürst!« es rauschte durch die Versammlung, die Federhüte und Barette flogen von den Köpfen. Joachim schritt durch die Reihen, die sich theilten, nach dem Thronsessel. Er musterte eine Weile die Anwesenden. Sein Gesicht war blaß, sein Auge so ernst und forschend, als man es lange nicht gesehen. Er sprach dann in wohlgesetzter Rede über Vieles, aber nicht mit dem jugendlichen Feuer, das man an ihm gewohnt war. Er sprach, wie von der schmerzlichen Ueberzeugung durchdrungen, daß was vor seiner Seele leuchtend stand, den Andern fremde, ferne, gleichgiltige Dunstbilder seien, daß seine tönenden Worte nur dumpfe Klänge für die Mehrzahl blieben; er sprach für sich, nicht für die Andern, wie vor einer unsichtbaren Macht, welche von ihm Rechenschaft forderte.
    Er sprach von der Universität, die er zu Frankfurt gründen wolle, daß nun endlich alle Hindernisse gehobelt seien, die diesem hochwichtigen Werke im Wege gestanden. Sie solle das Siegel werden, so hoffe er zu Gott, gedrückt auf die Mission seines Hauses: die Mark Brandenburg, dieses alte, durch theures Blut dem deutschen Gesammtvaterlande erworbene, dieses ehemals blühende, reiche, herrliche Land, wieder zu erheben aus der Verwilderung und Zerrüttung zu einem gesunden kräftigen Gliede des deutschen Reiches. Nicht durch Fehde und Krieg, nicht durch wilden Trotz und gesetzlose Freiheit, nicht durch Festhalten an der alten Unsitte werde der Märker aus der Barbarei sich erheben, sondern durch friedfertige Unterwerfung unter das Gesetz und durch liebevolle Aufnahme der Männer, welche er berufen, durch Lehre und Wort, durch Beispiel und edle Sitte die alte Unwissenheit und böse Art zu bändigen und den Geist zu lösen, daß er auf edleren Bahnen vorschreite. Er nannte die Männer, die er gewonnen, deren Ruf durch ganz Germanien strahle. Er hoffe, daß ihr Licht von den Wellen der Oder über Spree, Havel und Elbe nur heller in das Reich zurückstrahlen werde. Vor allem sei er bedacht gewesen, Männer zu finden, in denen der Geist der heiligen Kirche lebendig, und die durch tiefe Gelahrtheit das Licht des allein selig machenden Glaubens nur heller leuchten machten in dieser Finsterniß. Denn dieses Licht sei vor allem nöthig, und der Geist, der durch die umnachtete Wildniß allein seinen Weg sich suche, verirre und gerathe auf gefährliche Abwege. So hätten es auch die Väter der Väter erkannt, die alten Regenten, unter denen Milch und Honig in der Mark geflossen und die Rebe geblüht und Früchte getragen. Er wies hin auf die hohen Thürme und ehrwürdigen Kirchenbogen, die für die Ewigkeit in den lockeren Fußboden gesetzt, auf die stolzen Klöster von Chorin und Lehnin, auf die Münster und Dome von Brandenburg, Angermünde, in Prenzlow, Havelberg, Tangermünde und die Andern. Gedächtnißsäulen wären sie der gottergebenen Kunst, der frommen Wissenschaft, die noch den späten Enkel in Erstaunen setzen würden; diese Kunst und Wissenschaft sei erloschen seit zwei Jahrhunderten. Nun sei es die Aufgabe derer, die leben, mit dem zurückgekehrten Frieden seine Künste zu pflegen, das Verfallene wieder aufzurichten und Neues zu bauen, damit auch sie der Nachwelt Zeugnisse und Documente ihres edlen und gottgefälligen Daseins hinterließen.
    »Denn eine Zeit, die

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