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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Gott weiß, wo es noch ein Ende nähme. Aber Ihr wähltet das bessere Theil, Ihr gabt Euch Gott an Heim in den bangen Zweifeln Eurer Seele, die Kirche riefet Ihr um Hülfe an, und das Wunder war geschehen.«
    »Ein Wunder!«
    »Ihr könnt doch nicht daran zweifeln? Bei solchen Beweisen, bei Eurem eignen Eingeständniß –«
    »Ich hätt's eingestanden!«
    Der Dechant warf ihm einen Blick zu, den Herr Götz nicht ertrug: »Die Kirche hat Mitleid mit den Schwachen. Lese ich nicht, was Satan Euch jetzt in's Ohr flüstert! ein Anderer hätte es Euch eingeredet, so zu thun. Das wolltet Ihr mir eben antworten: man hätte so lange zu Euch geredet, bis Ihr nicht aus- und ein gewußt, da hättet Ihr unterschrieben und wüßtet gar nicht wie Ihr dazu kamt. Nicht wahr, so flüsterte er Euch in's Ohr, und Eure Lippen öffneten sich schon, es nachzusprechen. Forderte er Euch nicht auf, mich anzuklagen? – Die Röthe Eures Gesichts sagt Ja. Wacht auf endlich! O lieber Herr, weist den Verführer fort, der die Sündigen immer sprechen läßt: Ich war unschuldig, aber der hat's gethan! Aus diesen Ketten seid Ihr los; fragt nicht warum? wie so? woher? Das sind die kleinen Krallen und Haken des Verderbers, mit denen er die Geretteten wieder langsam an sich zieht. Aus diesen Banden seid Ihr los, wißt Ihr, in welche neue er Euch reißt? Nur der bleibt frei, der sich ganz gefangen giebt dem Willen des himmlischen Vaters, wie ihn die Kirche erklärt. Darum, mein lieber, theurer Herr von Bredow, laßt all das Andre hinter Euch, denkt nur an das vor Euch, wie Ihr mit gerührtem Herzen dem Ewigen danken wollt für das wunderbare Werk der Rettung, wie ein Strahl der Gnade grade den Lindenberger –«
    »Sagt mal, Dechant, der Lindenberger: I der Tausend, wer hätt's gedacht!«
    »Das ist gar nicht an Euch! Grübelt nicht nach über eines Andern Schuld. Ach! hat nicht mit seiner eigenen Rechtfertigung der wahre Gläubige so viel zu thun, daß er eigentlich nie damit fertig wird, daß er noch Andere anrufen muß, ihm zu helfen. Schütten wir nun zusammen unser gerührtes Herz aus in einem brünstigen Gebet zu den heiligen Fürsprechern.«
    Dieses Gebet war vorüber, und man muß sagen, Herr Gottfried, als er einmal auf den Knien lag, hatte recht inbrünstig gebetet.
    »Der beredete Quell, der von Euren Lippen strömte, sagte mir, daß Satan sich nun nicht wieder nähern darf! Möchte ich doch auch fast die Gelöbnisse lesen, die aus Eurer befreiten Seele aufsteigen. Ja, theurer Herr von Bredow, die Zeiten sind vorüber, wo es den frommen Ritter, wenn er aus schwerer Drangsal erlöst war, nach Jerusalem zog. Für das Kreuz stehen keine Kreuzfahrer mehr auf. In Euren Jahren, bei der ansehnlichen Beleibtheit, mit der Gott Euch bedachte, möchte Euch auch das Pilgern nach dem heißen Lande beschwerlich fallen.«
    »Ich pilgern!«
    »Ich rathe es Euch auch nicht. Ihr müßt Euch den Eurigen erhalten. Was würde der lange Abschied die gute Frau Brigitte Thränen kosten. Wäre es noch eine kleinere Pilgerfahrt nach Wilsnack.«
    »Pilger sind Tagediebe.«
    »Gewissermaßen. Auch ist das heilige Blut in Wilsnack leider in Verruf, seit der Erzketzer Huß sein Buch dagegen schrieb. Das ist das Betrübte, daß eine jede Ketzerei, wie man auch meint sie ausgetilgt zu haben, immer doch etwas Gift zurückläßt. Nun ist Huß zwar, durch Gottes Gnade, verbrannt, aber haben nicht die Zweifel, die er hingestreut hat über das Wunder zu Wilsnack, so gewuchert, daß, man muß es mit Bedauern sagen, selbst der heilige Vater sich veranlaßt sah, die Andacht davor zu verbieten. Das Städchen hatte so hübschen Verdienst, und er blieb im Lande.«
    »Ja, dazumal schnappten Viele nach der Pfründe.«
    »Die Opferstöcke werden überall immer leerer, die Gottlosigkeit nimmt zu. Ich wollte Euch auch nicht anrathen, lieber Ritter, wie Mancher in Eurer Lage thäte, einen Stellvertreter nach Jerusalem zu schicken. Das ist nur halbes Werk, kostet sehr viel Geld, und wer weiß, ob der Mensch nicht schon unterwegs die Zehrung verpraßt und vertrinkt.«
    Darin war Herr Götz ganz einer Meinung mit dem Dechanten.
    »Was Ihr gebt, müßt Ihr durch sichere Hände gehen lassen. Es wird jetzt durch alle christliche Länder zur Restitution des Tempels in Jerusalem gesammelt; der allerchristlichste König hat es beim Großtürken durchgesetzt. Ihr braucht Eure Scherflein nur nach Brandenburg zu schicken; wir sammeln auch am Dome.«
    Herr Götz warf einen eignen fragenden Seitenblick

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