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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ob ich es tun soll.«
    »Du weißt nicht, ob du es tun sollst?« Sie straffte die Schultern, und ihr Gesicht wurde rot. »Warum? Weil das etwas Arbeit bedeutet, weil du dich etwas anstrengen musst? Lebte deine Familie von der Wohlfahrt? Bist du daran gewöhnt, dass dir einfach alles geschenkt wird?«
    »Nein«, widerspach ich; Tränen der Wut brannten mir in den Augen. »Mama bekam nie Geld von der Wohlfahrt. Ken hätte am liebsten alles ausgenutzt, was er kriegen konnte, aber Mama weigerte sich immer. Und ich habe keine Angst davor, hart zu arbeiten und mich anzustrengen. Glauben Sie tatsächlich, dass es leicht für mich war, in so einer Gegend aufzuwachsen, zu versuchen, in so einer Schule etwas zu lernen? Meine Noten waren keine Geschenke«, betonte
ich. »Nein, mir ist noch nie etwas auf einem Silbertablett präsentiert worden.«
    Ich hielt die Luft an, erwartete, dass sie bei meinem Ausbruch in die Luft gehen würde. Ihre zusammengekniffenen Lippen wurden jedoch weicher, als sie leicht die Mundwinkel hochzog, und ihre Augen funkelten vor Vergnügen. Was für eine verwirrende Frau, dachte ich.
    »Wenn du, wie du sagst, gegen so extrem ungünstige Bedingungen ankämpfen musstest, um zu erreichen, was du erreicht hast, warum erscheint es dir wie die Ersteigung des Olymp, diese Rolle in einer Schulaufführung zu übernehmen? Warum ist das kein Kinderspiel für dich?«, fragte sie.
    »Weil … weil ich das noch nie gemacht habe«, stammelte ich.
    »Ja und? Willst du vor jeder Aufgabe davonlaufen, die du noch nie erfüllt hast? Was für einen Mumm und ein Rückgrat beweist das denn? Eines muss ich deiner Mutter ja lassen«, fuhr sie fort, »ich habe ihre Aktivitäten im College nie gebilligt, aber sie scheute vor Herausforderungen nicht zurück, selbst wenn das bedeutete, dass sie der Entrüstung mancher Leute ausgesetzt war und Armut ertragen musste, was sie noch nie zuvor erlebt hatte. Natürlich kann das niemand ahnen, der sie heute sieht.«
    »Was ist mit meinem Vater«, wagte ich zu fragen.
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich weiß nicht sehr viel über ihn«, sagte ich.
    »Da sind wir schon zu zweit«, sagte sie, »und was mich betrifft, würde ich es auch gerne dabei belassen.«
    Damit war die Diskussion darüber beendet, dachte ich. Wenn Großmutter Hudson eine Tür zuschlug, war sie zu.
    Am nächsten Tag hing die Besetzungsliste an Mr Bufurds
Büro, und jeder wusste, dass ich die begehrte Rolle der Emily Webb bekommen hatte. Die Mädchen, die bereits eifersüchtig darauf waren, dass ich Mr Bufurd als Beratungslehrer hatte, platzten jetzt vor Neid. Die meisten schauten mich nur neidisch an, aber Maureen Knowland verpasste mir den ersten eiskalten Dämpfer, als sie sagte: »Ich frage mich, was Corbette Adams deswegen unternehmen wird.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich. Corbette, der die Sweet-William-Schule besuchte, hatte die Rolle des George Gibb bekommen. Emily und George sind verliebt ineinander und heiraten in dem Stück.
    »Es ist doch offensichtlich, was ich meine.« Maureen kam auf mich zu, als sie das Klassenzimmer betrat. Alle Mädchen außer Audrey folgten ihr lachend wie ein Schwanz aus Konservendosen, die an die hintere Stoßstange eines Autos angebunden sind.
    Ich schaute Audrey an.
    »Hast du diese Bemerkung verstanden?«, fragte ich sie.
    Sie hob den Blick zu mir und ließ ihn dann zur Besetzungsliste wandern. Sie war als George Gibbs Mutter besetzt worden.
    »Du bist eine Afroamerikanerin«, sagte sie. »Du hast eine helle Haut, aber dennoch bist du …«
    »Was?«, wollte ich wissen.
    »Eine Schwarze für sie«, meinte sie achselzuckend.
    »Oh«, sagte ich und schaute auf die Besetzungsliste. Was würde Großmutter Hudson davon halten? »Kennst du diesen Corbette Adams?«, fragte ich Audrey.
    »Hm«, sagte sie. »Er hat letztes Jahr in einem Stück zusammen mit mir gespielt, Harvey. Er spielte den Elwood und ich Elwoods Schwester.«

    »Wie ist er denn so?«, fragte ich sie.
    »Ich weiß nicht. Wir waren nur in dem Stück zusammen«, erwiderte sie, als hätte ich sie gebeten, ihre finsteren Geheimnisse zu enthüllen. Sie senkte den Blick und eilte in die Klasse.
    Ich starrte die Besetzungsliste noch einen Augenblick länger an. Wenn Mr Bufurd glaubte, ich könnte die Rolle spielen, hatte er sich wohl keine Sorgen darüber gemacht, dass ich zur Hälfte Afroamerikanerin war.
    Trotzdem machte ich mir den ganzen Tag Sorgen darüber und trödelte nach dem Unterricht zitternd zum Theatergebäude

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