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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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euch wissen, die bei einer oder mehreren meiner Aufführungen mitgemacht haben, dauert es nicht lange, bis wir uns auf eine ganz besondere Weise miteinander verbunden fühlen, und wenn diese Verbundenheit sich nicht einstellt, leidet die ganze Produktion darunter. Von heute an ziehen wir alle am gemeinsamen Strang, um erfolgreich zu sein.«
    »Haben alle ein Textbuch, Colleen?«, fragte er, an sie gewandt.
    »Alle außer Rain Arnold, Mr Bufurd«, erwiderte sie zuckersüß.
    »Also, dann wollen wir anfangen«, sagte er und klatschte in die Hände.
    Sie warf mir ein Manuskript zu, als sei es ein Messer. Alle setzten sich.
    »Wir beginnen mit einer Vorstellung der Schauspieler, und dann machen wir einen ersten Durchgang. Warum fängst du nicht an, Gerald«, sagte er.
    »Gerald Longchamp«, antwortete ein stämmiger Junge mit dunkelbraunem Haar. »Ich spiele Mr Webb.« Er schaute mit einem verkniffenen, gequälten Lächeln zu mir herüber. »Emilys Vater.«
    Wenige Augenblicke später entdeckte ich, dass der hübsche Junge Corbette Adams war, der den George Gibbs spielte.
    »Für diejenigen, die noch nie eine Aufführung dieses Stückes gesehen haben, beschreibe ich als Erstes die Inszenierung«, sagte Mr Bufurd.

    »Mr Bufurd«, rief Maureen Knowland mit erhobener Hand. Sie spielte die Rebecca Gibbs, Georges Schwester.
    »Ja, Maureen?«
    »Bevor Sie kamen, fragten wir uns alle gerade, wie Sie dieses Problem lösen würden«, sagte sie.
    Mein Herz fing an zu klopfen wegen der Art, wie sie das Wort Problem aussprach und mich dabei anschaute.
    »Problem?«, sagte Mr Bufurd mit einem verwirrten kleinen Lächeln. »Welches Problem? Ich habe etwa zweihundert.«
    »Das größte von allen, Mr Bufurd«, erwiderte sie. »Wir haben Unsere kleine Stadt natürlich im Unterricht gelesen, und wir wissen, dass es in einer kleinen Stadt in Neuengland spielt. Ich glaube nicht, dass es damals Mischehen gab, oder?«
    Man konnte die Stille hören, das Atemanhalten, die Anspannung in allen Körpern, kein Arm oder Bein rührte sich, nicht einmal das Rascheln von Kleidern war zu hören. Mr Bufurd starrte Maureen einen Augenblick lang an, als versuchte er ihre Frage zu verstehen.
    »Oh«, sagte er schließlich, als wäre es ihm gerade klar geworden. Er war selbst ein guter Schauspieler, stellte ich fest. »Du meinst die Tatsache, dass unser George Gibbs und unsere Emily Webb ein wenig vom Traditionellen abweichen?«
    »Ein wenig abweichen?« Sie lächelte höhnisch und schaute die anderen an, aber die meisten senkten die Blicke außer Colleen Littlefield, die neben Mr Bufurd stand. Sie zog die Mundwinkel ein und starrte mich an, als sei ich eine stinkende Obdachlose, die von der Straße hereinmarschiert wäre.

    »Also, das ist eine gute Frage«, sagte er. »Ich will hier keine Vorlesung halten, aber ihr wisst alle, dass Amerika schon immer das war, was wir einen Schmelztiegel nennen. Das Tolle an Unsere kleine Stadt ist, dass es sich den wandelnden Zeiten anpasst. Es ist kein historisches Stück, deshalb kannst du dich beruhigen, Maureen. Ich hatte sogar vorgehabt, am Ende eine Zeile einzufügen, um deutlich zu machen, dass die Hautfarbe nur eine weitere dieser ›Schichten von Unsinn‹ in unserem Leben ist.
    Fühlt sich irgendjemand dabei nicht wohl?«, fragte er abschließend.
    Ich konnte nicht anders, ich warf Corbette einen Blick zu, der ihn erwiderte und dann geradeaus starrte.
    »Gut. Fangen wir also an«, sagte Mr Bufurd und begann die Probe.
    Wir lasen die ersten beiden Akte, wobei Mr Bufurd gelegentlich anhielt, um uns eine Zeile zu erklären oder wie er sich die Umsetzung auf der Bühne vorstellte. Während ich meine Zeilen an George Gibbs las, spürte ich Corbette Adams’ Blick auf mir. Ich schaute hoch und sah ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, bevor er mit seinem Text anfing. Überraschenderweise hatte er seine Rolle anscheinend schon auswendig gelernt. Als die Probe zu Ende war, fragte ich ihn danach.
    »Ich habe wohl schon immer angenommen, dass ich die Rolle bekomme«, sagte er, »deshalb ging ich das Risiko ein und begann sie auswendig zu lernen. Lernst du schwer?«
    »Wie bitte?«
    Die meisten Schüler gingen langsam hinaus, zögerten aber, um zu beobachten, wie wir miteinander redeten, besonders Maureen.

    »Fällt es dir schwer, Text auswendig zu lernen?«, erklärte er mit gerade genug Herablassung in der Stimme, um mein Rückgrat erstarren zu lassen.
    »Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht. Natürlich habe ich

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