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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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überhaupt nicht damit gerechnet, als Emily Webb besetzt zu werden. Die Wahrheit ist, dass ich nicht einmal erwartet habe, überhaupt an dieser Aufführung teilzunehmen. Ich bin doch gerade erst nach Dogwood gekommen.«
    »Ich weiß«, sagte er, immer noch mit diesem selbstzufriedenen, spitzbübischen Grinsen. Ich hätte Lust gehabt, ihm ins Gesicht zu schlagen. Er beugte sich näher zu mir. »Du hast Mr Bufurds Schmelztiegel umgerührt. Ich glaube, das wird ein großer Spaß«, meinte er und wandte sich ab, um die anderen Jungen einzuholen.
    Als ich mich umdrehte, sah ich Colleen Littlefield, die mich so voller Wut anstarrte, als wäre ich das Ekelhafteste, das ihr jemals im Leben untergekommen war. Statt mich in Angst zu versetzen, entfachte das meine schwelende Empörung. Vielleicht erwachte Großmutter Hudson in mir nach einem lebenslangen Winterschlaf. Ich marschierte geradewegs auf sie zu.
    »Du und ich hatten einen sehr schlechten Start heute«, sagte ich, »aber wenn du dir wirklich Gedanken um das Stück machst und es dir wirklich etwas bedeutet, Mr Bufurd zu helfen, schiebst du deine dummen Vorurteile beiseite und hilfst auch mir.«
    »Ich habe keine Vorurteile«, jammerte sie und schaute zu Mr Bufurd, um sicherzugehen, dass er das nicht gehört hatte. »Wie kommt das, dass ihr Leute immer diese Entschuldigung benutzt, wenn ihr kritisiert werdet?«

    »Vielleicht liegt es daran, dass wir in den vergangenen zweihundert Jahren immer diese Erfahrung gemacht haben«, sagte ich. »Ich steige nicht aus diesem Stück aus, es sei denn, Mr Bufurd entscheidet das. Also gewöhn dich besser an mich«, riet ich ihr. Ich erinnerte mich an Nicoles Aggressivität und kam ihrem Gesicht so nahe, dass sie beinahe einen Herzanfall bekam. Dann bohrte ich meinen Blick in ihren und drohte ihr: »Mach mich nie wieder wütend.«
    Bevor sie zweimal mit den Augen zwinkern konnte, hatte ich mich schon umgedreht und marschierte den Gang entlang, wobei ich die Luft anhielt und hoffte, sie würde meine Herausforderung nicht annehmen. Ich stürmte aus dem Gebäude hinaus in den Spätnachmittagssonnenschein und atmete auf.
    »Du bist gut«, hörte ich, drehte mich um und sah Audrey im Schatten warten.
    »Danke. Du auch.«
    »Nein, ich meine es ernst«, sagte sie und kam langsam auf mich zu. »Du liest mit Gefühl. Die meisten lesen einfach. Ich verstehe, warum Mr Bufurd dir die Rolle der Emily gegeben hat.«
    »Danke«, sagte ich mit größerer Aufrichtigkeit, aber immer noch ein wenig vorsichtig. Die Mädchen, die Mr Bufurd seine Seifenblasen nannte, hatten so eine Art, ihre wahren Gefühle hinter einem seifigen Lächeln zu verbergen. Nicht eine von ihnen war mir dort drinnen zu Hilfe gekommen, und die meisten sahen aus, als genössen sie es, mich in der Klemme zu sehen.
    »Lass dich nicht von Colleen schikanieren«, riet sie mir, als wir den Weg entlanggingen. »Sie ist eklig zu allen.«
    »Das entschuldigt es nicht, und ehrlich gesagt mag ich
Leute nicht, die mich herumschubsen. Mein Bruder Roy sagt immer, wenn du dich wie ein Schaf verhältst, verhalten sie sich wie die Wölfe«, erzählte ich ihr.
    Sie lächelte.
    »Wo ist dein Bruder? Geht er aufs Sweet William?«
    »Nein«, sagte ich und musste bei der bloßen Vorstellung lachen. »Er ist zur Armee gegangen.«
    »Ich bin ein Einzelkind. Hast du noch andere Geschwister?«
    »Nein. Ich hatte eine Schwester, aber sie wurde getötet«, sagte ich.
    »Getötet? Du meinst bei einem Autounfall?«
    »Nein«, sagte ich und zögerte. Wenn ich ihr irgendetwas über mich und meine anderen Familienmitglieder erzählte, würde sie damit zu den anderen rennen? »Bist du auf der Suche nach dem neuesten Tratsch?«, wollte ich wissen. Sie schaute entsetzt.
    »Nein«, widersprach sie rasch. »Ich wollte nur … Ich wollte nur …« Sie ging schneller, statt ihren Satz zu beenden. Sie tat mir Leid, und ich bedauerte es, sie so angefaucht zu haben.
    »Audrey«, rief ich. Sie drehte sich um. »Warte.«
    Das tat sie, aber sie zitterte immer noch.
    »Ich hatte nicht vor, dich so anzufauchen«, sagte ich. »Es ist nicht leicht für mich, darüber zu reden, und die Mädchen hier scheinen nicht sehr aufrichtig zu sein.«
    Sie nickte, ihr Blick wurde sanfter.
    »Das sind sie auch nicht«, bestätigte sie. Einen Augenblick später fügte sie hinzu: »Ich habe hier keine einzige Freundin.« Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte sie: »Das ist meine Mutter. Ich muss gehen.«

    Ich sah, wie sie auf eine schwarze

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