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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Prophezeiung als ein Scherz und ich könnte in eine Schlachtszene hineinplatzen. Stattdessen empfing mich völliges Schweigen.
    Ich trat ein und erstarrte.
    Tante Victoria hatte augenscheinlich nicht gehört, dass die Tür aufging. Sie klebte an der Tür des Wohnzimmers. Es war offensichtlich, was sie tat: Sie belauschte Großmutter Hudson und meine Mutter. Ich hatte Angst, mich zu rühren, Angst, meine Gegenwart zu enthüllen und preiszugeben, dass ich Zeugin ihres verstohlenen Verhaltens geworden war. Einen Augenblick lang hielt ich die Luft an und machte keinen Schritt. Als ich es schließlich doch tat, quietschte eine Diele,Victorias Kopf fuhr herum. Die Augen waren weit aufgerissen, der Mund grotesk verzerrt. Bevor ich etwas sagen konnte, betrat sie das Wohnzimmer mit einem lauten: »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Mutter heute besuchen wolltest, Megan?«
    Erleichtert atmete ich aus und überlegte, ob ich direkt in mein Zimmer gehen oder alle begrüßen sollte. Großmutter Hudson würde erfahren, dass ich nach Hause gekommen und unhöflich gewesen war. Mir blieb wirklich keine andere Wahl, als meinen Kopf hineinzustecken und schnell hallo zu sagen.
    Meine Mutter und Großmutter Hudson saßen auf dem Sofa. Victoria hatte sich gerade auf die Polsterbank ihnen
gegenüber niedergelassen. Die drei schauten zu mir hoch.
    »Hallo, Mrs Randolph«, sagte ich.Victorias Lippen verzogen sich zu einem kalten, angestrengten Lächeln. Ich nickte ihr zu und sagte: »Miss Hudson«, wobei ich das »Miss« ebenso betonte, wie Großmutter Hudson es oft tat.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte meine Großmutter mit einem ihrer forschenden Blicke.
    »Ja. Ich muss mich direkt an meine Schularbeiten machen. Am Ende des Schuljahres türmt sich immer alles«, sagte ich.
    »Vielleicht bist du ja nicht in der Lage, so viel zu leisten, wie du glaubst«, meinteVictoria. Sie kniff die Augen zusammen. »Es wäre klüger, deinen Grenzen ins Auge zu sehen.«
    »Woher soll sie ihre Grenzen kennen? Ihr wurden doch nie irgendwelche Möglichkeiten eröffnet«, sagte Großmutter Hudson. »Es überrascht mich, solch eine Bemerkung von dir zu hören, Victoria. Ich dachte, du glaubst, Frauen seien zu allem imstande, das Männer auch können.«
    »Die meisten Frauen«, murmelte sie.
    »Ich habe in allen Fächern eine Eins als Durchschnittsnote«, sagte ich mit Tränen in den Augen.
    Großmutter Hudsons Augen füllten sich mit Schadenfreude. Meine Mutter legte den Kopf mit einem winzigen Lächeln schief, und Victoria wandte rasch den Blick ab. Ich ging hinaus und stieg die Treppe hoch, um mit der Arbeit zu beginnen. Lehrer waren doch überall gleich. Plötzlich merkten sie, dass sich das Schuljahr dem Ende zuneigte und sie hinter ihrem Pensum herhinkten. Deshalb gaben sie noch mehr Hausaufgaben auf.
    Ich arbeitete, erwartete aber jederzeit, die Schritte meiner
Mutter im Flur und dann ein Klopfen an der Tür zu hören. Ich hatte sie einen Spaltbreit offen gelassen. Bestimmt war sie hergekommen, um mit mir zu schimpfen, dass ich Brody gestattet hatte, eine Fahrt zu mir zu planen. Meine größte Sorge war, was Victoria bei ihrem Lauschen mitbekommen und was das zur Folge hatte.
    Nach quälenden fünfundzwanzig Minuten wurde die Stille im Haus von lauten Stimmen aus der Eingangshalle durchbrochen. Neugierig und selbst zur Lauscherin geworden, erhob ich mich von meinem Stuhl und ging zur Tür. Ich konnte nur ein oder zwei Worte verstehen, deshalb ging ich zur Brüstung der Treppe. Die Haustür war offen, meine Mutter und Victoria standen im Säulenvorbau und schrien sich an.
    »Warum sollen wir die Kosten für deine Sünden tragen, Megan? Warum entsorgst du deine Fehler auf unserer Schwelle? Wie kannst du es wagen, Mutter so auszunutzen?«
    »Ich nutze sie nicht aus, und ich entsorge gar nichts auf deiner Schwelle,Victoria.«
    »Irgendwie hat dieses … dieses illegitime Kind sich einen Platz in Mutters Testament erschlichen.Was Mutter ihr gibt, nimmt sie mir weg, und das werde ich nicht zulassen.Wenn irgendjemand ihr etwas hinterlässt, solltest du es sein und du allein.Wenn du diese Testamentsänderungen nicht rückgängig machen lässt, werde ich Grant anrufen.«
    »Du bist so gehässig,Victoria. Du warst schon immer grausam zu mir, und ich habe keine Ahnung, was ich jemals getan habe, um das zu verdienen«, schrie meine Mutter zurück.
    Victoria lachte, dass es mir kalt den Rücken hinunterlief. Ich machte ein paar Schritte vorwärts und setzte

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