Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
besondere Sachen mit der Beleuchtung auszuprobieren, und es funktioniert nicht so gut, wie er erhofft hatte«, sagte ich. »Ich glaube, du solltest wirklich besser nicht kommen. Es ist die Reise nicht wert.«
»Ich komme, um meine Großmutter zu besuchen«, sagte er. »Sie wird älter, und nach diesem letzten Schrecken fühle ich mich schuldig, dass ich nicht öfter dort bin. Ich meine, ich habe ein eigenes Auto. Es ist gar kein Problem.«
»Musst du denn nicht auch lernen? Deine Mutter sagte, dass du darum kämpfst, nächstes Jahr die Abschlussrede zu halten.«
»Das ist mir eigentlich egal. Ich habe ein Stipendium angeboten bekommen, an der U.S.C. Football zu spielen, nachdem ich nächstes Jahr meinen Abschluss gemacht habe«, sagte er. »Du weißt, wo das ist, ja?«
Ich war zu nervös, um nachzudenken.
»Nein.«
»Los Angeles.«
»Oh.«
»Ganz schön weit weg. Was meinst du, wo du hinterher studieren wirst?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe noch gar nicht daran gedacht, aufs College zu gehen.«
»So wie ich das sehe, solltest du keine Schwierigkeiten haben, auf ein gutes College zu kommen.Warum denkst du
nicht auch an die University of Southern California, wenn die Zeit gekommen ist?«, fragte er.
»Ich habe Angst, irgendetwas zu planen«, sagte ich.
»Das verstehe ich.All diese Möglichkeiten sind so neu für dich. Bist du noch einmal an meiner Lieblingsstelle am See gewesen, um die Fische zu beobachten?«, fragte er.
»Nein«, sagte ich.
»Siehst du? Ich muss kommen, sonst lernst du die Gegend nie zu schätzen. Besorg mir einen guten Platz.«
»Wie bitte?«
»Der Star der Show sollte doch in der Lage sein, mir den besten Platz im Theater zu reservieren«, erklärte er.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wenn ich ihm einen Platz reservierte, würde meine Mutter bestimmt sagen, ich ermutigte ihn zu kommen.
»Wirklich, du solltest dir nicht die Mühe machen«, wehrte ich ab.
»Es ist abgemacht, Rain. Wenn der Vorhang aufgeht, schaue ich zu dir hoch«, beharrte er.
»Weiß deine Mutter davon?«, fragte ich leise. Während des ganzen Gespräches hatte ich das Gefühl, auf Zehenspitzen über einen Boden voller Glassplitter zu gehen.
»Noch nicht, aber ich werde es ihr heute noch sagen.Vergiss nicht, mir den Platz zu besorgen, und wenn du hinterher Zeit hast, kann ich dich vielleicht zum Essen ausführen.«
Mein Herz fühlte sich an, als wäre es mir in den Magen gerutscht.
»Ich kann nicht«, sagte ich. »Ich habe versprochen, zur Premierenfeier zu kommen.«
»Oh.« Er klang enttäuscht. Vielleicht kommt er jetzt nicht, dachte ich. »Also... vielleicht platze ich hinein«, sagte
er mit neu entfachter Energie. »Schließlich kenne ich den Star.«
Ich lachte nervös auf.Wie konnte ich ihn bloß davon abhalten? Jedes Hindernis, das ich errichtete, übersprang er entweder oder stieß es beiseite.
Wir redeten ein wenig über Großmutter und ihr neues Hausmädchen, und er erzählte mir, dass er und Alison seit ihrem Besuch nicht mehr miteinander geredet hätten.
»Ich finde es schrecklich, Ärger zwischen dir und deiner Schwester zu verursachen«, sagte ich.
»Das tust du nicht. Sie ist einfach eine verzogene Göre.«
Als wir schließlich das Gespräch beendeten, hatte ich das Gefühl, als säße ich in einer dunklen Straße, aus der nur ein Weg herausführte, in der Falle. Jedes Mal, wenn danach das Telefon klingelte, rechnete ich damit, dass meine Mutter wissen wollte, warum ich nicht nachdrücklicher versuchte, Brody davon abzuhalten, am Wochenende zu kommen. Sie rief nicht an, aber sie kam, um mit mir und Großmutter Hudson darüber zu sprechen, und das war der Anfang einer schrecklichen neuen Krise.
Als Jake mich am nächsten Tag nach der Schule nach Hause fuhr, sagte er: »Oho.«
Der Wagen meiner Mutter parkte vor dem Haus und direkt dahinter stand Victorias.
»Was ist?«, fragte ich.
»Großer Familienplausch«, sagte er. »Die beiden kommen nicht so oft hierher. Dann ist etwas los.«
Ich spürte, wie mir das Herz stockte und dann anfing zu rasen, als ich aus dem Auto stieg.
»Seien Sie vorsichtig da drinnen«, scherzte Jake. »Schließlich
wollen Sie doch nicht von irgendwelchen Gegenständen getroffen werden, mit denen sie herumwerfen.«
Ich lächelte ihn kurz an und näherte mich dem Haus. Meine zitternden Nerven brachten mich dazu, wie ein Einbrecher zu schleichen, behutsam drehte ich den Türknopf und öffnete die Tür, als glaubte ich, Jakes Bemerkung sei eher eine
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