Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
dich«, fügte sie hinzu.
»Und wenn er dir nicht glaubt?«
»Das wird er. Hab nur bitte Verständnis dafür«, bat sie.
Ich wandte den Blick ab. Gab es denn keine andere Lösung? Es war unfair, dass ich diejenige sein sollte, die die Schuld auf sich nehmen musste. Dann überlegte ich, warum es mir plötzlich so wichtig war, was Brody von mir dachte. Meine Mutter hatte Recht. Er würde einfach aufs College gehen und nie mehr an mich denken. Jedermanns kostbare kleine Welt des Betruges wäre geschützt.
»Tu, was du willst«, sagte ich, drehte mich um und marschierte wieder die Treppe hinauf.
»Rain...«, rief sie.
Oben auf der Treppe drehte ich mich um.
»Es tut mir Leid. Ich hatte wirklich gehofft, du würdest hier nur glücklich sein.«
»Warum sollte ich?«, fragte ich sie. »Du warst es doch auch nicht.«
Sie schaute mich einen Augenblick so überrascht und erschrocken an, dann nickte sie leicht, drehte sich um und ging ins Haus, um mit Großmutter Hudson zu sprechen, bevor sie wieder nach Hause fuhr.
Erst einen Tag vor der Aufführung entschloss ich mich, einen Platz für Brody und für Großmutter Hudson zu reservieren. Obwohl ich seit dem Besuch meiner Mutter nichts mehr von ihm gehört hatte, wollte ich nicht, dass er in Verlegenheit geriet, wenn er kam. Großmutter Hudson überraschte mich eines Morgens mit der Ankündigung, dass Jake sie zu der Aufführung begleiten und sie nicht nur fahren werde, also ließ ich drei Plätze reservieren.
»Er hat Gefallen an dir gefunden«, gestand sie, »und es
wäre doch albern, wenn er uns dorthin fahren und dann draußen warten würde.«
Als müsste sie seine Anwesenheit erklären und rechtfertigen.
»Ich freue mich«, sagte ich, »aber ich will nicht, dass alle enttäuscht werden. Erwarten Sie nicht zu viel. Es ist mein erstes Stück, und ich bin so nervös. Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt an meinen Text erinnern kann.«
»Hör auf«, fauchte sie mich an. »Du hörst dich an wie deine Mutter, kommt mit Entschuldigungen, bevor sie es überhaupt versucht hat. Davon will ich nichts hören. Ich möchte Selbstvertrauen bei dir hören. Glaube an dich selbst und lass alle wissen, dass du das tust«, befahl sie. »Wer auf der Bühne ist besser als du?«
»Niemand«, erwiderte ich zornig.
»Genau mein Punkt. Du wirst es nicht schlecht machen, und lass dich von keinem dazu bringen, anders darüber zu denken.«
Sie sagte das mit solchem Nachdruck, dass ich mich fragte, ob sie auch den Regen stoppen konnte.
Ich lächelte sie an.
»Okay«, sagte ich.
»Gut. Jetzt lass uns nicht mehr darüber reden.Wenn du zu lange auf etwas herumreitest, erscheint dir die Aufgabe eher unmöglich. Mach dich einfach an die Arbeit und tu, was getan werden muss. Sissy«, sagte sie und drehte sich zu dem neuen Hausmädchen um, »was haben Sie mit meinem Brathühnchen angestellt?«
»Ma’am?«
»Es ist absolut köstlich.Was immer Sie damit gemacht haben, machen Sie es noch einmal«, sagte sie.
Sissy zog die Augenbrauen hoch und schaute mich mit einem kleinen Lächeln an.
»Ich werde es versuchen, Ma’am.Versprochen.« Sie zwinkerte mir zu und ging in die Küche.
Während der Countdown für die Aufführung weiterlief, erinnerte Corbette mich ständig mit winzigen Andeutungen und kleinen Hinweisen an mein Versprechen, hinterher mit ihm zu feiern.
»Ich mache dort sauber«, erzählte er mir. »Das wird unser ganz besonderer Abend.«
»Wollen deine Eltern nicht nach der Aufführung etwas mit dir unternehmen?«, fragte ich.
Er zog eine Grimasse.
»Meine Eltern werden gar nicht da sein. Sie haben eine Verpflichtung, die sie nicht absagen können«, sagte er.
»Sie kommen nicht zu der Aufführung?«
»Sie sind nur zu einer gekommen, in der ich mitgewirkt habe«, enthüllte er. »Aber das ist in Ordnung. Schließlich mache ich es nicht für sie, sondern für mich.«
Er kam mir vor wie ein Untermieter im eigenen Haus. Ich wusste nicht, ob es seine Absicht war, mich durch Mitleid für sich zu gewinnen, aber er leistete gute Arbeit. Er war so nett zu mir, wie man sich nur denken konnte, und gab oft sich die Schuld, wenn zwischen uns im Stück etwas nicht klappte. Wenn ich die anderen Mädchen anschaute, um zu sehen, was sie von uns dachten, wirkten sie erfreut. Die meisten waren freundlicher geworden, anscheinend stand Maureen alleine mit ihrer Skepsis und ihrer Kritik, dass Mr Bufurd mich als Emily besetzt hatte.
Audrey fand mich natürlich toll, und nach der
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