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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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im Hause zu behandeln. Zum Teufel mit euch allen!«
    Er stürmte zur Tür hinaus und schloss sie nicht einmal hinter sich. Mama steckte die Faust in den Mund, um ihr Stöhnen zu unterdrücken. Roy, der nach Luft schnappte, schaute sie an und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen. Sein Gesicht war mit Schweißperlen bedeckt, sein Blick war so wild wie der einer Straßenkatze in der Falle.
    »Du wirst genau wie er«, sagte sie. Sie deutete zur Tür. »Schau dir an, wie er weggeht, damit du weißt, was dich noch erwartet.«
    Dann drehte sie sich um und ging ins Bett zurück. Roy schaute mit reuigem Gesichtsausdruck zu mir hoch.
    »Ich konnte nicht anders, Rain«, sagte er. »Ich … konnte ihn und sein Gejammere über uns einfach nicht mehr ertragen.«
    So wie er seinen Blick abwendete, fragte ich mich, ob einige von Kens Klagen nicht hauptsächlich an meine Adresse gerichtet waren.
    Ich ging zu Roy und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schob seine Hand über meine und schaute zu mir auf mit seinen vom Trinken und Kämpfen blutunterlaufenen Augen.

    »Du wirst nicht wie er, Roy«, sagte ich. »Ganz gleich, was Mama sagt, ich weiß, das wirst du nicht.«
    »Doch, wenn ich hier bleibe«, sagte er. »Aber ich bleibe nicht.«
    »Wie meinst du das? Was hast du vor?«, fragte ich voller Angst bei dem Gedanken, dass er uns verlassen könnte.
    »Ich gehe zur Armee. Ich habe mich gestern entschieden, Rain. Das ist ein Ausweg für mich, und ich brauche Zeit … Zeit, die ich nicht bei dir bin«, gestand er leise.
    »Roy …«
    »Nein, das verstehst du nicht. Du weißt einfach nicht, wie schmerzlich es für mich ist, jeden Abend nach Hause zu kommen und auf der andren Seite dieser Wand zu schlafen. Ich kann nicht anders, ich horche auf jedes Geräusch, das du machst. Es hat keinen Zweck.«
    »Aber Roy, die Armee? Bist du dir sicher?«
    »Ja. Ich werde da ausgebildet zu etwas, das der Mühe wert ist. Außerdem kann ich euch von Zeit zu Zeit auch etwas Geld schicken. Ich brauche nicht viel, und wenn ich weg bin, sind auch weniger Mäuler zu stopfen.«
    »Mama wird das nicht gefallen, Roy«, sagte ich.
    Er lächelte.
    »Sie hat den Vorschlag gemacht«, enthüllte er.
    »Mama?« Ich wollte den Kopf schütteln.
    »Das ist eine tolle Frau«, meinte er kopfnickend in Richtung Schlafzimmer. »Sie denkt nie an sich, nur an uns.« Sein Gesicht verhärtete sich. »Deshalb hasse ich ihn so. Er denkt immer nur an sich. Gut, dass er weg ist. Hoffentlich sehe ich ihn nie wieder.«
    Wie sollte ich den Gedanken ertragen, dass Roy wegging? Da Beni auch weg war, erschien es mir wie das Ende
unserer Familie. Ich fing an, leise zu weinen. Er drehte sich um, schlang die Arme um meine Taille und legte den Kopf sanft an meine Hüfte. So hielt er mich lange fest. Dann stand er auf, ging in sein Zimmer und ließ mich ohne ein weiteres Wort zurück.
    Ich rückte die Stühle gerade und räumte auf, so gut ich konnte, bevor ich wieder ins Bett ging.
    Als ich am nächsten Morgen aufgestanden war, mich gewaschen und angezogen hatte, saß Mama am Küchentisch, die Hände um einen Kaffeebecher gelegt. Sie sah aus, als sei sie schon seit Stunden dort, sie wirkte so müde und dünn. Die Ereignisse der vergangenen Wochen hatten sie altern lassen. Ihr Haar war grauer, unter den Augen hatte sie dunkle Ringe.
    »Guten Morgen, Mama«, sagte ich.
    Sie hob die Augenlider, als wären sie schwer wie Blei, und starrte mich an, während sie tief Luft holte.
    »Wo ist Roy?«, fragte ich.
    »Zur Arbeit gegangen«, sagte sie. »Er wollte kein Frühstück. Er sagte, er würde etwas in der Werkstatt essen.«
    »Gestern Abend nach der Schlägerei erzählte er mir, dass er zur Armee gehen wollte. Er sagte, es sei deine Idee gewesen. Stimmt das, Mama?«
    Sie nickte.
    »Wenn er hier bleibt, wird er umkommen. Du hast gesehen, was gestern Abend passiert ist. Das musste früher oder später so kommen. Ich bin nur froh, dass es nicht schlimmer war.«
    »Ist Ken nach Hause gekommen?«, fragte ich sie und schaute zum Schlafzimmer.
    »Nein«, sagte sie und richtete sich energisch auf ihrem
Stuhl auf, »und wenn er kommt, schmeiße ich ihn hinaus. Ich habe mich jetzt dazu entschlossen. Hol dir etwas Orangensaft und etwas zu essen, Rain. Ich möchte mit dir reden.«
    Ihre Stimme schien einen schicksalhaften Klang zu haben. Mein Herz fing an, rasch zu klopfen, meine Finger zitterten, dass ich fast die Packung Orangensaft fallen ließ. Ich trank einen Schluck und setzte mich ihr

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