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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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könnten umziehen, Mama. Wir könnten woanders hinziehen, und ich gehe in einer besseren Gegend zur Schule«, schlug ich vor.
    »Umziehen? Wohin? Wie? Tante Sylvia hat kaum Platz genug für mich. Du weißt genau, wie albern sich das anhört, und du bist doch kein albernes Mädchen. Du hast einen klugen Kopf auf deinen Schultern, Rain. Du bleibst jetzt einfach einen Augenblick hier sitzen und überlegst dir das alles gut. Ich bin mir sicher, dass du mir zustimmen wirst, dass ich die bestmögliche Entscheidung getroffen habe.«
    »Was erwartest du, was wird während des Essens passieren, Mama?«
    »Ich erwarte, dass das Richtige passieren wird«, erwiderte sie. »Endlich erwarte ich das Richtige. Nachdem du gefrühstückt hast, ziehst du dein Sonntagskleid an und machst dich so hübsch du kannst, Rain. Wir treffen sie in Georgetown, und du weißt, dass das eine vornehme Gegend ist. Ein Haufen reicher Leute wird um uns herum sitzen, und wir wollen uns doch nicht schämen. Hörst du?«
    Ich starrte auf den Tisch. Ich spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.
    »Eines Tages wirst du mir vielleicht danken«, sagte sie traurig.
    Dann erhob sie sich und ging mit hängenden Schultern ins Badezimmer, um zu duschen und sich so adrett wie möglich zu machen.
    Was war eher nötig, fragte ich mich, sehr viel Kraft oder sehr viel Furcht, um zu hoffen, dass eine andere die Mutter deines Kindes wird?

    Ich war ihr Kind, Blut hin oder her. Es war ausgeschlossen, dass ich die Frau, die mich geboren hatte, so liebte, wie ich Mama liebte, aber Mama besaß einen tiefen Glauben an die Macht von Erbe und Familie. Sie glaubte, das Blut würde alles wettmachen.
    Ich glaubte, es würde mich in meinem größten Kummer ertränken.
    Mama zog das Kleid an, das sie sonntags in der Kirche trug, und ich einen dunkelblauen Rock und eine Bluse. Ich hatte kein schönes Jackett, deshalb zog ich eine Strickjacke darüber. Meine hübschesten Schuhe waren flach, aber sie waren ein bisschen verkratzt und abgetreten.
    Als ich vor dem Spiegel saß und mein Haar bürstete, spürte ich Nervosität wie einen kleinen Stahlball in meinem Magen herumrollen. Ich war verletzt und wütend und sehr ängstlich, aber meine Neugierde konnte ich auch nicht zurückhalten.Wie war meine wirkliche Mutter? Wie sah sie aus? Was würde sie sagen? Was würde sie von mir denken?
    Wie konnte ich ihr ins Gesicht sehen oder mit ihr sprechen, da ich doch wusste, dass sie bereit gewesen war, mich wegzugeben? Mama hoffte zu viel, und das sah ihr gar nicht ähnlich. Sie war keine Träumerin. Vielleicht hatte es eine Zeit gegeben, als sie wie wir alle war, aber Enttäuschungen und Tragödien hatten ihr die Zuckerwatte-Fantasien zerstört und für immer Wolken an ihren blauen Himmel gebracht. Was glaubte sie wirklich, was passieren würde? Warum tat sie das?
    »Bist du fertig, Rain?«, fragte sie an der Tür meines Zimmers.
    Nach Georgetown zu kommen war nicht so einfach.Wir würden zu Fuß gehen und mit der U-Bahn fahren müssen.
    Ich schaute zu ihr hoch. Sie versuchte zu lächeln, und dabei blitzten ihre frühere Jugend und Schönheit auf.
    »Du siehst sehr nett aus«, sagte sie Aber als ich aufstand und meine Bluse fertig zuknöpfte, keuchte sie: »Rain, wo ist deine Kette mit dem Kreuz?«
    Ich zögerte. Bei all dem, was passiert war, seit Beni und ich beim Pfandleiher gewesen waren, hatte ich sie völlig vergessen.
    »Oh, Mama«, sagte ich.
    »Du hast sie verloren? Jemand hat sie dir weggenommen?«
    »Nein, Mama. Ich musste sie zusammen mit meinem Armband verpfänden, um das Geld für Beni zu bekommen. Es tut mir Leid«, sagte ich.
    Sie schwieg einen Moment.
    »Das Einzige, was wir jetzt noch verpfänden können, ist unsere Seele«, sagte sie, »und das werden wir niemals. Komm, wir gehen«, sagte sie mit noch größerer Entschlossenheit.
    Ich zog rasch meine Strickjacke an und folgte ihr aus der Wohnung. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal zusammen mit Mama irgendwo hingegangen war. Als ich noch klein war, nahm Mama mich und Beni mit zum Einkaufen. Einmal besuchten wir auch alle eine Kirmes. Roy schämte sich, Mama die Hand zu geben, aber Mama zwang ihn dazu. Ich lächelte bei dieser Erinnerung.
    Es war ein wunderbarer Frühlingstag, dadurch war es wenigstens angenehm, zu Fuß zu gehen. Ich war überrascht, wie lebhaft Mama war, wenn ich bedachte, wie müde sie in der letzten Zeit gewirkt hatte. Ihre Schritte waren zielstrebig, und ihre Blicke wichen

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