Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
er zöge mich ihr vor.«
»Tat er es?«
Sie sah aus, als würde sie diese Frage nicht beantworten, aber dann lächelte sie.
»Ja, das tat er. Er war ein echter Frauentyp, und er wollte, dass Frauen wie Frauen aussehen und handeln.Victoria ist manchmal sehr hart, unweiblich. Sie verbringt lieber eine Nacht mit einer Bilanz als mit einem Mann im Bett.«
Sie machte eine Pause und schaute sich um.
»Was noch? Was noch?«, murmelte sie. »Oh, wir machen jetzt eine Pause. Ich brauche einen Cappuccino. Komm mit«, kommandierte sie und ging auf den Fahrstuhl zu. »Ich rufe Sie nachher wegen dieser Sachen an, Autumn«, trällerte sie im Weggehen. »Bereiten Sie alles vor, dass es eingepackt werden kann.«
»Ja, Mrs Randolph.«
»Was ist mit Ihrem Mann?«, fragte ich, als sich die Türen schlossen.
»Was soll mit ihm sein?«
»Wird er keine Fragen über mich stellen, über diese Rechnungen?«
»Er stellt keine Fragen über meine Rechnungen. Ich habe mein eigenes Geld.«
»Aber was ist damit, dass ich bei Ihrer Mutter lebe? Das wird er doch erfahren, oder?«
»Ja«, sagte sie mit großer Anstrengung, als sich die Türen öffneten.
»Und?«
Sie blieb stehen und drehte sich entnervt zu mir um. »Ich habe noch nicht alle Antworten parat. Ich habe vor, ihm zu erzählen, dass du mir von Freunden empfohlen worden bist, die sich in einer Wohltätigkeitsorganisation engagieren. Er wird es für eine nette Sache halten. Ich tue etwas für Mom, und gleichzeitig finde ich ein Zuhause für ein bedürftiges junges Mädchen«, schloss sie.
»Wird er nicht dennoch viele Fragen über mich stellen?«
»Er hat im Moment zu viel im Kopf, um sich von meinen Problemen ablenken zu lassen«, sagte sie, während sie weiterging.
»Probleme. Als das betrachten Sie mich also?«
»Oh Gott«, keuchte sie und legte die Hand auf die Stirn. »Schau mal«, sagte sie und drehte sich zu mir um. »Ich weiß, das ist nicht leicht für dich, aber du musst auch an mich denken. Ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht, wie ich mit dir reden soll. Ich weiß nicht einmal, ob ich etwas Gutes tue. Gönn mir eine Pause, hörst du. Teenager«, murmelte sie. »Als ob ich davon nicht schon genug zu Hause hätte.«
»Ich kann zu Mama zurückgehen«, drohte ich.
»Aber sicher. Vielen Dank. Ich möchte auf keinen Fall, dass diese Frau sauer auf mich ist.«
Ich musste in mich hineinlächeln.
»Lass uns ein paar Minuten entspannen. Bitte«, bat sie.
»Mein Kopf fühlt sich an, als wäre er als Bowlingkugel benutzt worden.«
Ich folgte ihr in das Café,wo wir einen Platz in einer Nische bekamen.
»Was hättest du gerne? Sie haben hier einen fantastischen Eiskaffee mit Schlagsahne«, schlug sie vor.
»Nur Kaffee«, sagte ich.
Sie schob die Speisekarte beiseite und schaute mich an.
»Nur Kaffee? Also, mir ist nach einem üppigen Cappuccino.« Sie bestellte für uns auch Schokoladen-Biscotti. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete mich. »Erzähl mir von dir«, sagte sie.
»Was wollen Sie wissen?«
»Welche Interessen hast du? Was willst du mit deinem Leben anfangen? Hast du einen Freund? Gibt es jemanden, den du dort zurücklässt?«, zählte sie auf. »Mein Gott«, sagte sie und beugte sich vor. »Ich dachte, du wärst so clever. Dann musst du es doch selbst wissen.«
Ich wusste nicht, ob ich wütend sein sollte oder nicht.
Sie hatte etwas an sich, das ich wirklich mochte. Sie war reich und elegant und sogar ein bisschen snobistisch, aber sie hatte einen Zug, eine extravagante Art, die mich zum Lächeln brachte, selbst wenn ich sehr kritisch über sie dachte.
»Nein, ich habe keinen Freund, aber ich lasse Roy zurück. Tatsächlich geht er aber sowieso zur Armee«, sagte ich.
»Roy ist …«
»Mein Bruder«, sagte ich. Ich senkte den Blick. »Nicht wirklich, ich weiß, aber ich wurde in dem Glauben aufgezogen.«
»Bist du wirklich eine gute Schülerin?«
»Ja.«
»Spielst du ein Instrument? Bist du in der Schule in Theaterstücken aufgetreten? Bist du Cheerleaderin?«
»Nein auf alle Fragen«, sagte ich. »Die Schule, die ich besuche, ist solchen Aktivitäten nicht gerade förderlich.«
»Förderlich?« Sie lächelte und tat so, als sei sie beeindruckt. Ich musste selbst lächeln.
»Ich lese viel. Das ist mein Hauptinteresse. Ich mag Musik, aber keinen Hip-Hop.«
»Hip-Hop?«
»Sie wissen schon, Rap.«
»Oh.« Sie richtete ihren Blick ein wenig eindringlicher auf mich, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, sie suchte nach etwas oder
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