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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Mr Hudsons Familie lebte, soweit ich weiß. Fragen Sie mich nicht wo. Ich weiß es nicht genau, und es würde mir sowieso nichts sagen. Ich war noch nie in England«, beklagte sie sich und verschwand, bevor ich weitere Fragen stellen konnte.
    Nachdem ich gegessen hatte, wanderte ich durch das Haus.
    Es gab einen Wohnraum mit Möbeln, die aussahen, als seien sie kaum je benutzt worden. Alle Tische waren so stark poliert, dass sich mein Gesicht im Holz widerspiegelte. Überall hingen Gemälde, alle im gleichen Stil, aus der
gleichen Epoche und alle ziemlich düster, fand ich. Immer wenn die Sonne von einer Wolke verdeckt wurde, machte sich im Raum eine düstere, melancholische Stimmung breit, da keine Lampen angeschaltet und die Möbel aus dunklem Holz gefertigt waren. Alles wirkte so unpersönlich auf mich.
    Schließlich, als ich mich im Arbeitszimmer umschaute, sah ich einige Hinweise auf die Familie. Auf dem großen Eichenschreibtisch standen Fotos. Ich erkannte meine Mutter und dachte mir, dass die andere junge Frau ihre berüchtigte Schwester Victoria sein musste. Zwischen ihnen schien nicht viel Ähnlichkeit zu bestehen. Victorias hellbraunes Haar war auf allen Bildern sehr kurz geschnitten, ihre Gesichtszüge waren hart, die Nase breit, der Mund maskulin. Sie sah aus, als wäre sie mindestens zehn Zentimeter größer als meine Mutter. Dort standen nur ein halbes Dutzend Bilder von den beiden, aber auf allen hatte Victoria eine schlanke, fast knabenhafte Figur und auf allen lächelte sie kaum. Ihre Augen lagen tief, ihr Gesichtsausdruck wirkte entschlossen und viel ernster als der meiner Mutter.
    Auf vielen Bildern war ein gut aussehender Gentleman zu sehen, mein Großvater, vermutete ich. Sein Kinn war fast eckig, die Augen lagen tief unter der breiten Stirn. Auf den Fotos mit ihm sah ich, dass er den rechten Mundwinkel mit einem flirtenden Lächeln hochzog. Es gab nur ein Bild der Frau, die meine Großmutter sein musste. Es musste aufgenommen worden sein, als sie Ende zwanzig oder Anfang dreißig war. Ich stellte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit meiner Mutter fest, nur wirkte sie stärker. Ihr Blick war so konzentriert und fest, dass ich mir vorstellte, sie musste eine Frau mit einem Rückgrat aus Stahl sein. Auf dem Bild
war ihr Haar zu einem festen Knoten aufgesteckt, und sie trug ein wunderschönes Diamantenhalsband. Dies war eine Frau, die Reklame machen könnte, dachte ich. Was würde sie von mir denken?
    Die Bücherregale des Arbeitszimmers waren gefüllt mit Klassikerausgaben, viele davon in Leder gebunden. In der hinteren rechten Ecke stand ein Tisch mit einem Modell einer Siedlung einschließlich Landschaft, Straßen und Straßenlaternen. Sogar Autos und Menschen standen auf Auffahrten und Bürgersteigen. Unten auf dem Modell war ein Schild befestigt, auf das Hudson Acres graviert war. Jedes Haus unterschied sich vom anderen in Stil und Architektur.
    »Rühren Sie das nicht an!«, warnte Merilyn mich von der Tür aus. »Mrs Hudson will nicht einmal, dass jemand dieses Zimmer betritt. Ich hätte es Ihnen sagen sollen. Sie lässt mich kaum herein, um hier sauber zu machen. Sie können irgendwo anders hingehen«, meinte sie.
    »Oh. Ich habe es nicht angerührt.Was ist das?«
    »Alles, was ich weiß, ist, dass es Mr Hudsons Traum war. Kommen Sie besser dort heraus«, bat sie voller Angst. »Sie wird wütend auf mich sein, wenn sie herausfindet, dass ich Ihnen nicht gesagt habe, Sie dürfen nicht dort hinein.«
    »Okay«, sagte ich und verließ das Arbeitszimmer.
    »Wie lange arbeiten Sie schon für Mrs Hudson?«, fragte ich sie.
    »Erst drei Wochen. Ich möchte den Job gerne behalten«, fügte sie hinzu. »Deshalb bemühe ich mich, keine Fehler zu machen und mich nicht von jemandem in Schwierigkeiten bringen zu lassen.«
    »Entschuldigung«, sagte ich, als ich sah, wie ernst es ihr war. »Ich wollte Sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«

    Sie sog die Lippen ein.
    »Warum gehen Sie nicht nach draußen?«, schlug sie vor. »Es ist schön draußen, und Sie wären mir aus dem Weg.«
    »Kommt Mrs Hudson überhaupt aus ihrem Zimmer?«, fragte ich scharf.
    »Vermutlich kommt sie zum Abendessen herunter. Sie dachte, Sie würden genug finden, um sich bis dahin zu amüsieren«, teilte Merilyn mir mit und hörte sich an, als würde sie wie ein Papagei nachsprechen, was meine Großmutter gesagt hatte.
    »Ich werde es versuchen«, erwiderte ich bockig und marschierte zum Haus hinaus. Sie weiß, dass ich ihre

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