Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
konnte. »Mach es bitte kurz, Schätzchen«, bat er.
»Tut mir Leid«, sagte Harley. »Ich steckte gerade mitten in einer Arbeit, die ich nicht unterbrechen konnte.«
»Schon gut. Ich bin froh, dass du es trotzdem geschafft hast, wenn auch nur für ein paar Sekunden.«
»Ich werde dich vermissen.«
»Rede nur immer weiter mit Mr Eiche«, sagte ich. Ich warf einen Blick zurück zum Wagen. Daddy beobachtete uns im Seitenspiegel.
Instinktiv packte ich Harley bei der Hand und zog ihn auf mich zu, weg aus Daddys Blickrichtung. Ich gab Harley zum Abschied einen schnellen, aber festen Kuss.
Er lächelte, und ich lief zum Auto zurück.
Wir fuhren los, und Harley folgte uns einige Momente, bis er uns überholte und dann nach links abbog.
Wie immer hielt er die Hand hoch.
Mehr denn je wusste er, dass ich darauf gewartet hatte.
KAPITEL 5
Seelenverwandtschaft
D ie Pelham School of Music führte ihr Sommerprogramm in einem Gebäudekomplex am Stadtrand von Williamsburg durch. Die Schule war benannt nach Peter Pelham, der 1726 nach Amerika kam und eine Reihe von Jahren in Boston verbrachte, wo er Musik studierte und der Organist der Trinity Church wurde. In der Informationsbroschüre der Schule hieß es, dass Pelham um 1750 nach Williamsburg zog. Er war der Organist der Bruton-Pfarrkirche, lehrte junge Frauen das Cembalo und das Spinett und war der Musikdirektor, als die Dreigroschenoper zum ersten Mal in der Stadt aufgeführt wurde.
Obwohl unsere Lehrer und Betreuer sich bemühten, einen Sinn für Anstand und Geschichte aufrechtzuerhalten, während wir die Pelham-Schule besuchten, fiel es im Wohnheim jedem schnell ins Auge, dass gut vier Dutzend moderne Teenager es bewohnten. Rock- und Filmplakate wurden ebenso wie einige lustige Poster sofort an die ehrwürdigen Wände geklebt. Obwohl wir klassische Musik studierten, drang Rock-, Countryund Popmusik aus allen Fenstern und Türen.
Überall sonst auf dem Campus war alles sauber und ordentlich. Im Unterricht herrschte ein strenger Bekleidungskodex. Jungen mussten lange Hosen und weiße Hemden mit Krawatten tragen; Mädchen knöchellange schwarze Röcke und weiße Blusen, aber keine Hosen und ganz bestimmt keine Shorts. Sobald der Unterricht um fünf Uhr nachmittags endete, konnten wir unsere Freizeitkleidung anziehen. In der Cafeteria wurde jedoch immer noch ein gewisser Standard aufrechterhalten. Nach dem Abendessen konnte jedoch jeder so herumlaufen, wie er wollte, und es war nicht ungewöhnlich, uns in alten Sweatshirts und Jeans auf den Fluren zu sehen.
Wir hielten eine strenge Nachtruhe ab zehn Uhr an Wochentagen und ab elf am Wochenende. Danach mussten Radios, CD-Player und Fernseher ausgeschaltet werden. Das Licht durfte man so lange anlassen, wie man wollte, aber es wurde einem dringend geraten, früh ins Bett zu gehen, da das Frühstück von halb sieben bis halb acht dauerte und die erste Unterrichtsstunde um acht Uhr anfing.
Am Wochenende war der Swimmingpool geöffnet, aber Bikinis und Stringtangas waren streng verboten. Unsere Betreuer verwiesen auf ihre eigene Verpflichtung, immer wenn sich jemand auch nur im Geringsten darüber beklagte oder diese Anordnung in Frage stellte.
»Während ihr euch hier in unserem Haus befindet«, begann Dr. Richard Greenleaf sein einleitendes Gespräch mit all den eintreffenden Schülern, »müsst ihr
unsere Regeln befolgen. Wir haben einen Vertrag mit euren Eltern geschlossen, eure Ersatzeltern zu werden, solange ihr euch hier unter unserer Obhut befindet.Was unsere Sicherheitsstandards anbelangt, dulden wir absolut keine Ausnahmen. Um euch vor Augen zu führen, wie ernst das gemeint ist, werde ich euch eine Passage aus der Informationsschrift vorlesen, die ihr alle beim Eintreffen erhalten habt – nur um sicherzugehen, dass es keine Missverständnisse gibt.«
Er rückte seine Brille zurecht und senkte dann die Stimme, um noch ernster zu klingen.
»Im Wohnheim ist das Rauchen zu keiner Zeit gestattet. Genau wie in einem Flugzeug wird jeder, der sich an einem der Rauchdetektoren zu schaffen macht, sofort der Schule verwiesen und strafrechtlich verfolgt.Auf dem Schulgelände sind keinerlei alkoholische Getränke gestattet. Illegale Drogen dürfen nicht auf das Schulgelände gebracht werden. Es versteht sich von selbst, dass ein Fall von Vandalismus oder Übergriffe auf Schuleigentum als sehr ernsterVerstoß gegen die Schule betrachtet werden. Jeder, der die Nachtruhe stört oder ohne angemessene Erlaubnis angetroffen
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