Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Zimmergenossin, ein Mädchen, das zwei Jahre älter war als ich. Sie hieß Judy Foster und stammte aus Richmond, Kentucky. Sie war eine sehr ernsthafte Musikschülerin, ein bisschen prüde vielleicht. Ich hatte immer das Gefühl gehabt, dass sich unsere Beziehung beträchtlich abkühlte, als sie meine Mutter sah und ihr klar wurde, dass ich teilweise Afroamerikanerin war. Glücklicherweise war sie letztes Jahr zum letzten
Mal dort, und diesmal würde ich eine neue Zimmergenossin bekommen.
    »Vielleicht kannst du kommen und mich besuchen«, schlug ich Harley vor. Das hatte er noch nie getan. »Ich weiß, es ist weit und …«
    »Wirklich? Hättest du das gerne?«
    »Klar«, sagte ich. »Aber nur, wenn du versprichst, etwas Vernünftiges mit deinem Leben anzufangen und dich nicht treiben zu lassen wie so viele Jungen heute«, sagte ich und klang dabei sehr klug und reif.
    »Aye, aye, Miss Eiche.«
    Wir lachten beide, und er schlug vor, dass wir rudern gehen sollten.
    »Ich tue die ganze Arbeit«, versprach er. »Du kannst dich einfach zurücklegen und es genießen.«
    Nachdem wir uns abgestoßen hatten, taten wir genau das. Eine Weile sprach keiner von uns. Die Spätnachmittagssonne fiel genau hinter die Baumlinie, so dass lange tiefe kühle Schatten auf dem See lagen. Zusammen mit einem leisen unaufhörlichen Windzug war es wirklich erfrischend.
    »Also«, begann Harley, »was willst du denn machen, wenn du deinen Schulabschluss hast?«
    »Ich glaube, ich mache weiter mit Musik, und wenn ich gut genug bin, spiele ich vielleicht eines Tages in einem Orchester und trete vielleicht eines Tages an Orten wie dem Lincoln Center in New York auf. Ich werde versuchen, an ein gutes Musikcollege zu kommen.«

    »Du kommst doch überall hin, wo du hinwillst«, sagte er.
    »Ach, versuchst du jetzt, Mr Eiche zu sein?«, entgegnete ich und er lachte. Dann zog er die Ruder hoch, so dass wir einfach trieben. Spatzen und Rotkehlchen tauchten auf, auf der Suche nach einem Abendessen in der Dämmerung. Gelegentlich kam einer der Fische, die Onkel Roy trainierte Barsche nannte, nahe an die Wasseroberfläche, als erwarteten sie Brotkrumen.
    Harley beugte sich vor und schaute auf den Boden des Ruderbootes.
    »Als ich etwa zwölf war, machte ich mir plötzlich Sorgen darüber, dass du und ich Cousine und Cousin waren«, begann er. »Aus irgendeinem Grund war mir das noch nie vorher in den Sinn gekommen.«
    »Warum sollte dich das beunruhigen?«
    »Ich war alt genug, um zu begreifen, dass wir nie ein Paar werden könnten, wenn wir Cousin und Cousine waren.«
    »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Ich war zu schüchtern. Ich bin immer noch zu schüchtern. Ich erzähle es nicht dir«, sagte er immer noch mit gesenktem Blick, »ich erzähle es dem Boden des Bootes.«
    Ich lachte, beugte mich vor und stieß seinen Kopf an, so dass er aufschaute. Das tat er langsam, und unsere Blicke versenkten sich ineinander.
    »Dann dachte ich, wir leben sowieso viel zu sehr wie Verwandte und deshalb schaust du mich nie so an wie
einen Chase Taylor. Und dann dachte ich, bei uns ist es vielleicht genau wie bei deiner Mutter und bei Roy, und vielleicht ist das der Familienfluch, den deine Mutter so fürchtet.«
    »Wir sind doch gar nicht so, Harley. Wir sind schon lange zusammen, aber wir sind nicht in dem Glauben aufgewachsen, wir wären Geschwister. Das ist doch ganz anders. Wenn du hörtest, wie Mommy ihr früheres Leben beschreibt, würdest du verstehen warum. Glaub das nur ja nicht«, sagte ich.
    »Das will ich auch nicht«, erwiderte er lächelnd. »So viel ist sicher.« Er hielt inne. »Noch ein Geständnis«, begann er. »Als ich dich und Chase an deinem Geburtstag in diesem Boot sah, war ich so eifersüchtig, dass ich kaum atmen konnte. Deshalb stieß ich ihn vom Floß und fing an, mit ihm zu kämpfen. Ich wollte nicht Ambers Ehre verteidigen oder so was.«
    »Ich glaube, das wusste ich«, sagte ich.
    »Macht dich das wütend?«
    Ich schaute beiseite. Tatsache war, dass es mich nicht wütend machte.Tatsache war, dass ich es prickelnd fand, dass zwei Jungen sich wegen mir stritten.Aber ich wusste auch, dass es falsch war und hässlich enden konnte.
    »Es gefällt mir, dass du dir etwas aus mir machst, aber es gefällt mir nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst«, sagte ich schließlich.
    Wir hörten eine Hupe und sahen, dass Daddy vorgefahren war. Er stieg aus, stand dort und schaute zu uns herüber. Ich winkte, Harley nahm die Ruder in die
Hand und

Weitere Kostenlose Bücher