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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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schrie Danielle in dem Moment, als sie die Pistole in Mundts Hand sah.
    Mehr zorniger Reflex als Mitgefühl trieb sie zum Handeln; sie sprang zwischen Mundt und Paul Hessler. Falls die Wut Mundt jetzt dazu brachte, seinen Vater zu erschießen, würde sie nie mehr die Wahrheit über ihren Vater erfahren.
    Als Danielle vor dem alten Mann stand, verkrampfte sie sich vor Furcht, die Kugel würde in ihren Körper schlagen. Dann sah sie, dass Hessler von einem anderen Mann zur Seite geschoben wurde, der abrupt stehen blieb und die Hände hob.
    »Stopp!«, rief Ben, der Danielle erkannte und heftig erschrak.
    »Aus dem Weg!«, stieß der hünenhafte Mundt hervor.
    Er hob die freie Hand, um Danielle zur Seite zu schlagen, doch sie blockte seinen Hieb ab und versuchte, seine Waffenhand zu umklammern. Der Hüne wehrte sie geschickt ab, brachte sie zu Fall und richtete seine Waffe auf Ben, der starr vor dem benommenen Paul Hessler stand.
    Danielle blickte vom Boden zu Paul Hessler und Hans Mundt auf.
    »Ich muss mit ihm sprechen«, stieß sie hervor. »Wir beide. Das wissen Sie.«
    Die Pistole zitterte in Mundts Hand. »Nein. Er muss sterben.«
    »Das können Sie nicht. Nicht auf diese Weise.«
    »Deshalb bin ich hergekommen!«
    »Schauen Sie ihn an. Was bedeutet er für Sie?«
    »Nichts!«
    Danielle erhob sich langsam.
    »Wer ist der Mann, Pakad?«, fragte Ben.
    »Ihr kennt euch?«, fragte Mundt ungläubig.
    »Ich nehme an, ich hätte Sie weiterhin in dem Fall ermitteln lassen sollen, Chief Inspector Barnea«, sagte Paul Hessler schwer atmend. »Denn Sie haben ohnehin alles herausgefunden.«
    Sie blickte ihn an. »Das betrifft jetzt auch mich, Mr. Hessler.«
    »Wer ist der Mann, den Sie mitgebracht haben?«
    »Du erkennst mich nicht, wie?« Mundt spie ihm die Worte entgegen.
    »Sollte ich?«
    »Nein. Das ist es ja. Ich bin dein Sohn.«
    Hesslers Augen quollen hervor, und er starrte Mundt ungläubig an. »Was?«
    »Pakad Barnea«, sagte Ben und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Ich habe Mr. Hessler über die Komplizenschaft seines verstorbenen Sohnes bei der Ermordung von vier Schülern informiert, drei israelischen und einem palästinensischen.«
    Danielle bemühte sich, keine Überraschung zu zeigen.
    »Außerdem habe ich eine Vereinbarung getroffen, wonach diese Information zwischen uns bleiben wird, falls er einen gewissen Dienst für dich leistet.«
    »Was redet der Mann denn da?«, fragte Mundt und starrte Ben an. »Wer sind Sie?«
    »Inspector Bayan Kamal von der palästinensischen Polizei.«
    »Palästinensische Polizei …« Mundt forderte Ben mit einem Rucken der Pistole auf, zur Seite zu treten. »Verschwinden Sie, und Sie bleiben am Leben.«
    »Nein, ich bleibe.«
    Wieder schob Danielle sich vor Hans Mundt. »Wir hatten eine Absprache. Stecken Sie die Waffe weg.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie alle reden!«, behauptete Hessler.
    Mundt hielt den Blick auf Danielle gerichtet und ließ die Pistole bis zur Hüfte sinken. »Stellen Sie Ihre Fragen, aber machen Sie schnell.«
    Ben ließ die Hände sinken und trat zur Seite, als Danielle zu Paul Hessler herumschwang. »Wir wissen, wer Sie sind, was Sie sind und was Sie getan haben.«
    »Ich muss mich setzen«, sagte Hessler und sank in einen der Sessel der Sitzgruppe beim künstlichen Wasserfall. Er zwang sich zur Ruhe und sprach weiter, obwohl er noch sichtlich um Fassung rang. »Nach so vielen Jahren … Es war der Schütze in Tel Aviv, der die Wahrheit preisgab, nicht wahr? Der Sergeant, dessen Männer mich in den Wäldern gerettet haben.«
    »Versuch du nur, deine Schuld zu rechtfertigen!«, rief Mundt, schäumend vor Zorn.
    »Wer ist dieses … Tier?«, fragte Hessler.
    »Du nennst mich ein Tier?« Mundt trat vor, bis er auf gleicher Höhe mit Danielle war. »Du hast es immer noch nicht kapiert, wie? Ich bin am Grab gewesen. Ich kenne die Wahrheit. Ich weiß alles!«
    Hessler blickte verwirrt und gequält. »Wie ist das möglich?«
    »Der Kommandant Ihres Lagers gab viele Informationen über die Geschichte preis«, fuhr Danielle dort fort, wo Mundt aufgehört hatte.
    »Aber … er ist tot.«
    »Noch nicht ganz.«
    »Ich war überzeugt, dass er hingerichtet wurde …« Hessler verstummte erschöpft. Er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder aufschlug, sah er Danielle vor sich stehen.
    »Ich will die Wahrheit über meinen Vater hören«, sagte sie. »Ich will wissen, ob er einer von euch war.«
    »Einer von wem?«
    »Keine Spielchen mehr!«, rief Mundt

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