Die Hüter der Nacht
Ihnen etwas an.«
Ben dachte an das Geld, an ein Leben in mehr als drei kleinen Zimmern. Er dachte daran, ein drittes Mal das Glück zu suchen, das er einst gehabt hatte, und dann fast wieder. Hier würde er es niemals finden, das war ihm seit kurzem klar.
»Ich fühle mich geschmeichelt, Mr. Najarian.«
»Sehen Sie sich um, Ben. Der Mittlere Osten wird wieder die Hölle. Es ist unvermeidlich, so ist es stets gewesen. Der Traum ist vorbei, aber das heißt nicht, dass Ihrer vorbei sein muss.« Najarian legte eine Pause ein und ließ seine Worte einwirken. »Ich erwarte nicht, dass Sie mir heute eine Antwort geben. Lassen Sie sich Zeit. Ich werde Ihnen meine Karte geben. Sie können mich jederzeit anrufen, Tag oder Nacht. Aber ich möchte, dass Sie mir versprechen, darüber nachzudenken, das Angebot ernsthaft in Erwägung zu ziehen.«
Ben blickte ihn unverbindlich an.
»Hey«, sagte Najarian, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, sodass die Haare aus seinem Frottee-Bademantel sprossen, »es ist ja nicht so, als müssten Sie hier irgendetwas zurücklassen.«
11.
»Wie viel wissen Sie über mich, Chief Inspector?«, fuhr Paul Hessler fort.
»Ich weiß, dass Sie einer der zehn reichsten Männer der Welt sind«, erwiderte Danielle, »auch wenn Sie einen großen Teil Ihres Reichtums an fast jede Wohlfahrtseinrichtung verschenkt haben, die darum gebeten hat.«
Hessler zuckte bescheiden die Achseln. »Alle haben ihre Bedürfnisse.«
»Wie Israel.«
»Israel schulde ich mein Leben, Chief Inspector. Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
»Und wie ich gehört habe, schuldet Israel ein hohes Maß seines Lebens Ihnen. Durch Ihre Immobilien- und Geschäftsinvestitionen, Schenkungen und karitativen Stiftungen.«
»Können Sie sich vorstellen, wie bedeutungslos das alles jetzt für mich ist?«, fragte Paul Hessler.
»Ein wenig.«
»Ich dachte, ich hätte das schlimmste Grauen erlebt, die größten Erniedrigungen«, fuhr Hessler fort und schüttelte traurig den Kopf. »Das war ein Irrtum. Keines dieser Jahre hat mich auf das vorbereiten können, was geschehen ist.« Danielle sah, dass Hesslers Augen sich wieder mit Tränen füllten. »Von meinen Kindern hat nur Ari sich etwas aus meiner Arbeit gemacht. Nur er war imstande, das Geschäft zu übernehmen. Jetzt habe ich das Gefühl, das alles umsonst gewesen ist … weil Ari sich vor mich gestellt hat, bevor der Mörder schoss.« Hesslers Blick wurde härter. »Wissen Sie, warum Sie hier sind, Pakad?«
Danielle neigte sich vor. »Um herauszufinden, warum ein Mordanschlag auf Sie verübt wurde.«
Paul Hessler presste die Zähne aufeinander. »Das Warum ist nicht wichtig. Es gibt viele Gründe, weshalb Leute meinen Tod wünschen. Es ist das Wer, das zählt. Der Mann auf dem Ben-Gurion handelte nicht allein, Pakad. Jemand hat ihn geschickt, und Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, wer es ist. Dann werden Sie diese Information an mich weitergeben.«
»Bei allem Respekt, Sir …«
»So geht das nicht, wie? So wurden Sie nicht ausgebildet, Ihren Job zu tun? Aber oftmals missachten Sie die Vorschriften und Dienstwege, nicht wahr? Ihr Ruf ist mir gut bekannt … Das ist einer der Gründe, weshalb ich darum gebeten habe, diesen Fall Ihnen zuzuteilen.«
Danielle wollte aufstehen, besann sich jedoch anders. »Vielleicht haben Sie mich falsch eingeschätzt.«
»Sie werden ›Pakad‹ genannt, obwohl es ›Pakadet‹ heißen müsste – die weibliche Form. Warum?«
»Mein Name und Dienstrang wurden auf dem Originalausweis der Nationalpolizei falsch gedruckt. Den Namen korrigierte man, der Titel blieb.«
»Hat man Sie ebenfalls falsch eingeschätzt?« Bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr Hessler fort: »Wissen Sie, Chief Inspector, dieser Fall wäre Ihnen niemals übertragen worden, hätte ich nicht darum gebeten. Ich habe Druck auf die maßgeblichen Regierungsstellen ausgeübt, damit man meinen Wunsch versteht. Aus offensichtlichen Gründen, natürlich.«
»Sie wollten mich wissen lassen, dass Sie das können.«
»Ich habe nie mit Commander Baruch persönlich gesprochen«, fuhr Hessler fort, als hätte er Danielle gar nicht gehört. »Ich glaube, er erhielt einen Anruf vom Justizminister. Sie haben Recht, ich wollte, dass Sie verstehen, dass Vorschriften und Dienstwege in diesem Fall nicht zählen. Es zählt nur, dass ich erfahre, wer heute den Mordschützen auf den Ben-Gurion Airport geschickt hat.«
»Es könnte Ihnen nicht gefallen, was
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