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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Jungen und Mädchen zwischen sechs und sieben, die ordentlich angeschnallt waren. Er öffnete die Beifahrertür und sah Colonel Nabril al-Asi vom Palästinensischen Schutzsicherheitsdienst auf dem Fahrersitz.
    »Steigen Sie ein, Inspector«, sagte der Colonel. Er trug einen cremefarbenen Leinenanzug und eine sorgfältig gebundene Armani-Krawatte, die über den Riemen des Gurtwerks seines Schulterholsters fiel. »Ich bin heute mit der Fahrgemeinschaft dran. Habe soeben meinen jüngsten Sohn und die anderen von der Schule abgeholt.«
    Ben blickte zu den drei Jungen und fragte sich, wer davon al-Asis jüngster Sohn war. »Sie sagten, Sie wollten mehr Zeit bei Ihrer Familie verbringen.«
    Der Colonel fuhr vorsichtig an und fädelte sich in den Verkehr ein. »Ich habe beschlossen, mehr wie ein normaler Elternteil zu sein. Fußballtrainer. Fahrer. Diesen amerikanischen Minivan habe ich eigens als Schulbus importiert.«
    »Wie viele Fahrzeuge folgen uns zur Beschattung?«
    »Drei. Einer hinter uns und einer vor uns.«
    »Das sind nur zwei.«
    »Habe ich vergessen, den Helikopter zu erwähnen?«
    Ben steckte den Kopf aus dem Fenster und blickte nach oben.
    »Wer weiß, was als Nächstes kommt?«, sagte al-Asi, und seine Stimme klang aufgeregt. »Die Schule meiner Tochter veranstaltet eine Abiturparty. Ich spiele mit dem Gedanken, als Anstandswauwau teilzunehmen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass palästinensische Schulen Partys veranstalten dürfen.«
    Der Colonel räusperte sich. »Meine Tochter besucht eine Privatschule in Israel.«
    Er fuhr weiterhin äußerst vorsichtig; offenbar war er mit dem Minivan nicht sehr vertraut. Ben beobachtete, wie er suchend am Armaturenbrett tastete und dann irgendetwas am Regler der Klimaanlage einstellte.
    »Ist es Ihren Leuten gelungen, die Dateien dieses Computers wiederherzustellen, Colonel?«
    »Nein, leider nicht. Es gibt keine Dateien. Jemand hat die Festplatte des Computers entfernt.«
    Al-Asis Worte trafen Ben völlig unvorbereitet. Der Täter hatte zweifellos unter allen Umständen verhindern wollen, dass Shahir Falayas Dateien gefunden wurden.
    »Möchten Sie mir erzählen, was los ist, Inspector?«, fragte al-Asi.
    »Der Junge, dem der Computer gehört hat, wurde scheinbar zufällig ermordet.«
    »Aber Sie glauben natürlich nicht, dass das Verbrechen zufällig geschah, und anscheinend haben Sie Recht. Sie sollten eine Stelle in Erwägung ziehen, bei der Ihre Talente mehr geschätzt werden.«
    »Als Ihr Assistenz-Trainer, meinen Sie?«
    »Warum nicht? In den Augen vieler Leute sind Sie das bereits seit einiger Zeit, wenn man unsere enge Beziehung in den vergangenen paar Jahren bedenkt. Man könnte sogar sagen, es erklärt, weshalb Ihre vielen Feinde in Palästina nichts gegen Sie unternommen haben. Sie fürchten die Konsequenzen.«
    »Sie möchten die Beziehung offiziell machen.«
    Al-Asi zuckte die Achseln. »Sie sitzen hier bequem auf dem Sitz des Kopiloten, Inspector. Ich bitte nur, dass Sie sich das merken.«
    »Das werde ich.«
    »Besonders weil ich hörte, dass Sie ohnehin mit dem Gedanken spielen, eine andere Art Arbeit zu übernehmen.« Irgendetwas im Tonfall des Colonels hatte sich verändert. Er klang gekränkt. »Ich bin sicher, dass es Ihnen auf dem privaten Sektor sehr gut ergehen würde, mein Freund.«
    »Wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Ihr Treffen fand in der West-Bank statt.« Al-Asi lächelte kurz. »Wenn ein Amerikaner wie John Najarian herkommt, widme ich ihm Aufmerksamkeit. Aber glauben Sie mir – ein Job in den Vereinigten Staaten ist nichts für Sie, Inspector. Hier haben Sie wenigstens mich.«
    »Ihr Angebot habe ich nicht vergessen.«
    »Und das von Najarian?«
    »Ich habe lange Zeit keine Auswahlmöglichkeiten gehabt. Das Gefühl, endlich wieder wählen zu können, möchte ich noch ein wenig länger genießen.«
    Al-Asi zuckte mit den Schultern. »In diesem Fall sollten Sie mir erzählen, wen Sie für den Mörder des Jungen namens Falaya halten.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber diese andere Information, um die Sie mich gebeten haben, wird Ihnen helfen, es herauszufinden.«
    »Vielleicht.«
    Der Colonel stoppte an einer roten Ampel und fischte einen Zettel aus seiner Jacketttasche.
    »Mir ist heiß, Daddy!«, quengelte ein Junge auf dem hintersten Sitz.
    Wieder hantierte Al-Asi am Regler der Klimaanlage und fuhr bei Grün über die Kreuzung. Dann reichte er Ben den Zettel.
    »Die Familie Ashawi ist ruhig, reserviert, bescheiden. Sie macht keine

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