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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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    Die Öffnung der Märkte, der Tourismus und blühender Handel würden breite Bevölkerungsschichten ausschließen, die nicht mehr durch die Bande der Brüderschaft einer Rasse zusammengehalten wurden, die um ihre Existenz kämpfen musste. Ihre Welt würde durch den Inhalt ihrer Brieftaschen bestimmt werden statt durch ihr Gewissen. Frieden war tatsächlich die größte Waffe des Krieges. Man würde Wolkenkratzer hochziehen, doch die Flüchtlingslager würden nicht verschwinden. Die Leute würden viel Aufhebens um humanitäre Hilfe machen, doch der Zorn würde verflogen sein: Dollars würden auf die Leute gehäuft werden, die einst Steine geworfen hatten.
    Wenn Ben jetzt nach Detroit zurückkehrte, um für John Najarian und Security Concepts zu arbeiten, würde ihm dies alles erspart bleiben. Diese Welt hatte seinen Vater umgebracht. Er brauchte sich von ihr nicht auch noch vernichten zu lassen.
    »Wie groß ist die Familie?«, fragte Ben den Hausmeister, begierig darauf, sich von seinen Gedanken abzulenken.
    »Die Eltern und zwei Kinder … nein, drei. Jedenfalls glaube ich, dass es drei sind.«
    Der Hausmeister hielt Distanz, als Ben das größte der drei kleinen Schlafzimmer betrat und den einzigen Schrank öffnete. Viele Kleidungsstücke hingen ordentlich darin, doch es gab auch eine Reihe von Kleiderbügeln, die auf dem Boden lagen, auf Schachteln und Schuhen verstreut – ein Anzeichen, dass die Ashawis hastig gepackt hatten und mit leichtem Gepäck eilig aufgebrochen waren.
    Ben wandte sich zu dem Hausmeister um, der auf der Türschwelle zum Schlafzimmer stehen geblieben war. »Wie lange sind sie schon fort?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht.«
    »Wann ist Ihnen aufgefallen, dass sie weg sind?«
    »Vor ein paar Tagen. Vielleicht drei oder vier.«
    Ben ging zur Tür. »Kommen Sie bitte mit mir runter.«
    »Warum?«
    »Ich möchte, dass Sie den Briefkasten der Ashawis für mich öffnen.«
    Wie sich herausstellte, brauchte Ben die Dienste des Hausmeisters überhaupt nicht; der Briefkasten der Ashawis war hinter dem Schlitz aus den Angeln gerissen und ohne Schlüssel zu öffnen.
    »He, reparieren Sie heute meinen Herd?«, rief die alte Frau, die sich nicht aus ihrem Sessel gerührt hatte, diesmal dem Hausmeister zu.
    Als Ben die Klappe des Briefkastens öffnete, quoll ihm Post entgegen. Einige kleinere Kuverts fielen mit einer Reihe von Zeitschriften heraus, die zu Boden klatschten. Ben überprüfte die Daten der Poststempel. Allem Anschein nach hatten die Ashawis ihre Post seit einer Woche nicht mehr aus dem Briefkasten genommen.
    Im gleichen Zeitraum war Michael Saltzman gestorben – scheinbar durch Selbstmord –, und Shahir Falaya war auf der Straße ermordet worden.
    »Ich nehme an, sie haben keine Nachsendeadresse hinterlassen«, sagte Ben zum Hausmeister.
    Der Mann schüttelte den Kopf, froh darüber, einen Vorwand zu haben, der alten Frau und ihrem reparaturbedürftigen Herd keine Aufmerksamkeit schenken zu müssen. »Nicht bei mir.«
    »Waren sie mit jemandem im Haus befreundet?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Gibt es jemanden, den Sie fragen könnten?«
    »Ich wüsste nicht, wen ich fragen sollte. Das hier ist nicht das einzige Gebäude, in dem ich arbeite.«
    Ben kniete sich hin und sammelte die heruntergefallene Post auf. »Dann besorgen Sie mir bitte einen Beutel.«
    »Einen Beutel?«
    »Ich brauche irgendwas, in das ich die Post der Ashawis stecken kann. Ich werde sie mitnehmen.«
    »Warum?«
    Ben stand auf und hielt den Stapel Post in der Hand. »Um sie ihnen zu bringen, wenn ich sie finde.«

20.
    »Paul Hessler ist heute Morgen in die Vereinigten Staaten zurückgeflogen«, sagte Moshe Baruch zu Danielle, als sie sein Büro betrat. »Er glaubte sich offenbar in Lebensgefahr.«
    »Das erklärt nicht, weshalb Sie mir den Fall wegnehmen.«
    »Es geht nicht um Sie, Pakad. Es geht um uns – um die Nationalpolizei. Die Sache ist an andere Behörden übergeben worden.«
    »Diese beiden Männer in der Pathologie …«
    »Nur Boten, die dafür sorgen wollten, dass unser Beweismaterial vollständig gesammelt wurde.«
    »Mossad?«, fragte Danielle und bezog sich auf Israels Auslands-Nachrichtendienst.
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Ein inländischer Mord sollte nicht von Interesse für den Mossad sein.«
    »Es sei denn, er wurde von einem Ausländer begangen.«
    »Wie können sie etwas wissen, von dem ich soeben erst erfahren

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