Die Hüter der Nacht
den Sitz des Jeeps und zerschmetterten das Heckfenster.
Ben umklammerte den Lauf der Uzi, doch der Soldat riss ihm die Waffe aus den versengten Händen und schlug ihm den Kolben ans Kinn. Vor seinen Augen schienen Sterne zu explodieren. Schmerzen rasten durch sein Kinn, und seine Augen füllten sich mit Tränen, die ihm die Sicht raubten.
Doch er nahm auch so wahr, dass der Soldat den Oberkörper weit in den Jeep geneigt hatte. Ben schnellte hoch und rammte den Soldaten mit dem Schädel gegen das Wagendach. Während er die Uzi herunterdrückte, erwischte er den Soldaten mit einem Kopfstoß im Gesicht.
Er spürte, wie die Nase des Mannes beim Anprall brach. Die Knochen wurden zusammengedrückt wie der Balg eines Akkordeons. Der Soldat schnappte vor Schmerzen nach Luft. Ben konnte jetzt Blut riechen, hörte den Mann keuchend durch den Mund um Luft ringen. Doch er war geistesgegenwärtig genug, seine Uzi festzuhalten und den Lauf zu drehen, um ihn gegen Ben zu stoßen.
Ben versuchte von neuem, den Soldaten mit einem Kopfstoß zu treffen, verfehlte ihn jedoch und spürte, wie der Schwung sie beide gegen die Wagentür trieb. Einer der herumdreschenden Arme traf die Verriegelung, und die Tür sprang auf. Beide Männer stürzten aus dem Wagen auf die Straße.
Hätte Danielle zur Waffe gegriffen, als sie eine der Leichen der echten israelischen Soldaten in der Halle der Katavis sah, wäre sie jetzt tot. Stattdessen hatte sie sich zu Boden geworfen, und bei ihrem Schwung war die Tür zugefallen – in dem Moment, als Kugeln über sie hinwegpfiffen. Holzsplitter und Verputz flogen in sämtliche Richtungen.
Danielle rollte sich ab, zog ihre Pistole und feuerte auf die uniformierte Gestalt, die im Wohnzimmer über eine Couch in Deckung hechtete. Danielle schoss in die Couch und sah, wie Stofffetzen durch die Luft wirbelten. Der Schütze tauchte über dem Ende der Couch auf und feuerte. Seine Salve fetzte drei gerahmte Familienfotos von der Wand. Glassplitter und Papierfetzen regneten auf Danielle.
Sie erhaschte einen Blick auf eine Frauenleiche, die an einer Seite der Couch lag, während in einem Sessel ein Junge mit einer Kugelwunde in der Stirn saß – es musste Yakov Katavi sein. Neben ihm war ein Tisch umgeworfen, und der Computer, der darauf gestanden hatte, war zerschmettert.
Aber es waren die Fotos der Katavis, die Danielle am meisten beschäftigten, genau wie es bei den Saltzmans der Fall gewesen war. Bilder aus glücklichen Zeiten, die jetzt zerfetzt zwischen den Leichen zweier Menschen lagen, die auf den Fotos zu sehen gewesen waren: Mutter und Sohn.
In Danielle stieg Bitterkeit auf.
Sie hatte gerade ein neues Magazin in die Waffe geschoben, als der Schütze über die Couch flankte und schießend auf sie zustürmte.
Ben landete Gesicht an Gesicht mit dem Mann, der wie ein israelischer Soldat gekleidet war, auf dem Boden. Der warme, übel riechende Atem des Mannes streifte Bens Gesicht, als sie um die Uzi kämpften. Der Soldat stieß Ben ein Knie in den Unterleib. Blitze, greller als die Sonne, explodierten vor seinen Augen, und ihm blieb die Luft weg. Er bot seine letzte Kraft auf, um die Uzi festzuhalten.
Der Soldat versuchte, Ben noch einmal mit dem Knie zu treffen, erwischte ihn jedoch nur am Oberschenkel. Doch er drehte sich, sodass er auf Ben zu liegen kam. Immer noch Auge in Auge mit dem Mann, bemühte Ben sich verzweifelt, den Kopf zu seinem Gegner hochzustoßen. Wieder traf ihn der Atem des Mannes, und Ben spürte, wie sich die Uzi langsam aus seinem Griff löste. Die Augen des Mannes quollen hervor, und sein Finger lag am Abzug. Ben stellte sich vor, wie er abdrückte und ihm heißes Blei in den Bauch jagte. Dann hörte er Schüsse im Haus und dachte an Danielle, die dort drinnen so verbissen um ihr Leben kämpfte wie er hier draußen.
Er wagte es nicht, die Uzi loszulassen. Der heiße Atem des Mannes roch nach verdorbenem Essen, und das Blut aus seiner gebrochenen Nase rann auf Bens Wangen. Ben orientierte sich an der Blutspur, bäumte sich mit aufgerissenem Mund hoch und biss dem Mann in die Nase.
Der Mann stieß einen gellenden Schrei aus und zuckte von Ben fort. Der Schmerz lenkte ihn lange genug von seiner Uzi ab, dass Ben ihn von sich schleudern konnte. Er hämmerte dem Mann die Faust ins Gesicht, auf dem sich Sekunden zuvor noch Siegesgewissheit gespiegelt hatte.
Die Uzi schlug zwischen den beiden Männern zu Boden. Ben drückte die Daumen in die Augen des Gegners, während der Mann
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